rie bleibt nach, in der Glorie Johanna von der Un- sterblichkeit gekrönt. So steigt sie in die Wolken. An der Stelle, wo der Scheiterhaufen stand, erscheint ein Altar, im Hintergrunde ein transparenter Triumph- bogen, und unter demselben die Statüe der Jungfrau, nach dem neuen Modell verfertigt, wie sie wirklich in Kurzem zu Orleans errichtet werden soll. Unter Trom- peten und Paukenschall fällt der Vorhang. --
Jch habe geglaubt, es könne die Leser wohl interes- siren, zwischen Schiller und Cuvelier eine Parallele zu ziehen. Freilich kann hier nur vom Plane die Rede seyn, und nicht von dem Zauber der Redekunst, in wel- chem Schiller dem Franzosen so unendlich weit überlegen ist. Man versuche es aber einmal, Schillers Jungfrau so zu skeletiren, wie ich so eben Couveliers Jeanne d'Arc skeletirt habe, und man wird finden, daß der Plan nicht weniger ebenteuerlich, oft noch weit schlechter ist. Wenigstens ist Johannes Liebe zu Dünois weit besser motivirt, als jenes alberne, plötzliche Verlieben im Mo- ment des Kampfes.
10) Theatre de la porte St. Martin. Ein schönes, artig verziertes Haus. Vormals spielte hier die große Oper; und statt das Haus zu verkleinern, hat man es seitdem noch vergrößert, der Himmel weis, warum: denn schwerlich wird es oft sich füllen. Man giebt auch hier Spektakelstücke. Jch habe z. B. les Charbonniers de la foret noire darauf gesehen. Die Dekorationen sind gut, die Gesellschaft gar nicht schlecht, auch singen einige Mitglieder derselben recht artig.
11) Das Theatre des petites varietes im Palais royal, ein kleines, enges Lokal, schlecht herausgeputzt. Kinder, unter welchen Einige viel Anlage verrathen, spie-
rie bleibt nach, in der Glorie Johanna von der Un- sterblichkeit gekroͤnt. So steigt sie in die Wolken. An der Stelle, wo der Scheiterhaufen stand, erscheint ein Altar, im Hintergrunde ein transparenter Triumph- bogen, und unter demselben die Statuͤe der Jungfrau, nach dem neuen Modell verfertigt, wie sie wirklich in Kurzem zu Orleans errichtet werden soll. Unter Trom- peten und Paukenschall faͤllt der Vorhang. —
Jch habe geglaubt, es koͤnne die Leser wohl interes- siren, zwischen Schiller und Cuvelier eine Parallele zu ziehen. Freilich kann hier nur vom Plane die Rede seyn, und nicht von dem Zauber der Redekunst, in wel- chem Schiller dem Franzosen so unendlich weit uͤberlegen ist. Man versuche es aber einmal, Schillers Jungfrau so zu skeletiren, wie ich so eben Couveliers Jeanne d'Arc skeletirt habe, und man wird finden, daß der Plan nicht weniger ebenteuerlich, oft noch weit schlechter ist. Wenigstens ist Johannes Liebe zu Duͤnois weit besser motivirt, als jenes alberne, ploͤtzliche Verlieben im Mo- ment des Kampfes.
10) Theatre de la porte St. Martin. Ein schoͤnes, artig verziertes Haus. Vormals spielte hier die große Oper; und statt das Haus zu verkleinern, hat man es seitdem noch vergroͤßert, der Himmel weis, warum: denn schwerlich wird es oft sich fuͤllen. Man giebt auch hier Spektakelstuͤcke. Jch habe z. B. les Charbonniers de la forêt noire darauf gesehen. Die Dekorationen sind gut, die Gesellschaft gar nicht schlecht, auch singen einige Mitglieder derselben recht artig.
11) Das Theatre des petites variétés im Palais royal, ein kleines, enges Lokal, schlecht herausgeputzt. Kinder, unter welchen Einige viel Anlage verrathen, spie-
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rie bleibt nach, in der Glorie Johanna von der Un-
sterblichkeit gekroͤnt. So steigt sie in die Wolken.
An der Stelle, wo der Scheiterhaufen stand, erscheint
ein Altar, im Hintergrunde ein transparenter Triumph-
bogen, und unter demselben die Statuͤe der Jungfrau,
nach dem neuen Modell verfertigt, wie sie wirklich in
Kurzem zu Orleans errichtet werden soll. Unter Trom-
peten und Paukenschall faͤllt der Vorhang. —
Jch habe geglaubt, es koͤnne die Leser wohl interes-
siren, zwischen Schiller und Cuvelier eine Parallele zu
ziehen. Freilich kann hier nur vom Plane die Rede
seyn, und nicht von dem Zauber der Redekunst, in wel-
chem Schiller dem Franzosen so unendlich weit uͤberlegen
ist. Man versuche es aber einmal, Schillers Jungfrau
so zu skeletiren, wie ich so eben Couveliers Jeanne
d'Arc skeletirt habe, und man wird finden, daß der Plan
nicht weniger ebenteuerlich, oft noch weit schlechter ist.
Wenigstens ist Johannes Liebe zu Duͤnois weit besser
motivirt, als jenes alberne, ploͤtzliche Verlieben im Mo-
ment des Kampfes.
10) Theatre de la porte St. Martin. Ein schoͤnes,
artig verziertes Haus. Vormals spielte hier die große
Oper; und statt das Haus zu verkleinern, hat man es
seitdem noch vergroͤßert, der Himmel weis, warum: denn
schwerlich wird es oft sich fuͤllen. Man giebt auch hier
Spektakelstuͤcke. Jch habe z. B. les Charbonniers de
la forêt noire darauf gesehen. Die Dekorationen sind
gut, die Gesellschaft gar nicht schlecht, auch singen
einige Mitglieder derselben recht artig.
11) Das Theatre des petites variétés im Palais
royal, ein kleines, enges Lokal, schlecht herausgeputzt.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr]
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von August von Kotzebue erschienen 1804 in einer einbändigen Ausgabe im Frölich-Verlag, Berlin. Im gleichen Jahr wurde diese Ausgabe als zweibändige Ausgabe in einem Band im Titel als "unveränderte Auflage" bezeichnet, herausgegeben. Das Deutsche Textarchiv hat den Text der 3. unveränderten Auflage im Rahmen einer Kuration herausgegeben.
Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen02_1804/148>, abgerufen am 31.07.2024.
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