det, eine Stimme ruft: "Johanna ist meyneidig, sie zit- tere vor des Himmels Rache."
Ein Trompetenstoß kündigt einen Herold der Eng- länder an; Talbot und Chandos fodern Dünois und Jo- hanna zum Zweikampfe. Diese nehmen ihn an, und schicken ihre Handschuhe. Die Jungfrau will sich waff- nen, als sie aber nach dem Wunderschwerte greift, ver- wandelt sich der Lorbeerbaum in eine Bildsäule der Ra- che, welche das Schwert in ihrer Faust hält. Johan- na ist zwar erschrocken, aber sie geht mit dem Geliebten, um zu siegen oder zu sterben.
Man erblickt den Kampfplatz zwischen Schranken und von den Zelten der Engländer umgeben. Kampf- richter, Herolde, Soldaten, nehmen Platz, Chandos und Talbot erscheinen, Dünois und Johanna lassen sich nicht lange erwarten. Man schwört, ohne Hinterlist zu käm- pfen. Die Heldinn und ihr Geliebter siegen, aber -- die Treulosigkeit der Engländer mußte ja doch auch in das Stück verwebt werden -- ein Schuß streckt Dünois zu Boden, und Johanna wird umringt, gefan- gen, fortgeschleppt. -- Nun schmachtet sie im Gefäng- nisse. Chandos erbiethet sich, sie zu retten, wenn sie ihn lieben wolle; sie weiset ihn mit Verachtung zurück. Er läßt eine schwarze Fahne bringen, auf welcher sie das Urtheil liest, daß sie als Zauberinn zum Tode verdammt sey. Sie bleibt standhaft. Man führt sie zum Schei- terhaufen. -- Die letzte Dekoration stellt den Markt- platz zu Rouen dar, der Scheiterhaufen ist bereit, das Volk versammelt; Johanna besteigt muthig den Holzstoß, man zündet ihn an, aber kaum hat er sich entflammt, als eine Taube aus den Flammen aufsteigt. Das Feuer verlischt, der Scheiterhaufen verschwindet, nur eine Glo-
det, eine Stimme ruft: „Johanna ist meyneidig, sie zit- tere vor des Himmels Rache.“
Ein Trompetenstoß kuͤndigt einen Herold der Eng- laͤnder an; Talbot und Chandos fodern Duͤnois und Jo- hanna zum Zweikampfe. Diese nehmen ihn an, und schicken ihre Handschuhe. Die Jungfrau will sich waff- nen, als sie aber nach dem Wunderschwerte greift, ver- wandelt sich der Lorbeerbaum in eine Bildsaͤule der Ra- che, welche das Schwert in ihrer Faust haͤlt. Johan- na ist zwar erschrocken, aber sie geht mit dem Geliebten, um zu siegen oder zu sterben.
Man erblickt den Kampfplatz zwischen Schranken und von den Zelten der Englaͤnder umgeben. Kampf- richter, Herolde, Soldaten, nehmen Platz, Chandos und Talbot erscheinen, Duͤnois und Johanna lassen sich nicht lange erwarten. Man schwoͤrt, ohne Hinterlist zu kaͤm- pfen. Die Heldinn und ihr Geliebter siegen, aber — die Treulosigkeit der Englaͤnder mußte ja doch auch in das Stuͤck verwebt werden — ein Schuß streckt Duͤnois zu Boden, und Johanna wird umringt, gefan- gen, fortgeschleppt. — Nun schmachtet sie im Gefaͤng- nisse. Chandos erbiethet sich, sie zu retten, wenn sie ihn lieben wolle; sie weiset ihn mit Verachtung zuruͤck. Er laͤßt eine schwarze Fahne bringen, auf welcher sie das Urtheil liest, daß sie als Zauberinn zum Tode verdammt sey. Sie bleibt standhaft. Man fuͤhrt sie zum Schei- terhaufen. — Die letzte Dekoration stellt den Markt- platz zu Rouen dar, der Scheiterhaufen ist bereit, das Volk versammelt; Johanna besteigt muthig den Holzstoß, man zuͤndet ihn an, aber kaum hat er sich entflammt, als eine Taube aus den Flammen aufsteigt. Das Feuer verlischt, der Scheiterhaufen verschwindet, nur eine Glo-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0147"n="147"/>
det, eine Stimme ruft: „Johanna ist meyneidig, sie zit-<lb/>
tere vor des Himmels Rache.“</p><lb/><p>Ein Trompetenstoß kuͤndigt einen Herold der Eng-<lb/>
laͤnder an; Talbot und Chandos fodern Duͤnois und Jo-<lb/>
hanna zum Zweikampfe. Diese nehmen ihn an, und<lb/>
schicken ihre Handschuhe. Die Jungfrau will sich waff-<lb/>
nen, als sie aber nach dem Wunderschwerte greift, ver-<lb/>
wandelt sich der Lorbeerbaum in eine Bildsaͤule der <hirendition="#g">Ra-<lb/>
che,</hi> welche das Schwert in ihrer Faust haͤlt. Johan-<lb/>
na ist zwar erschrocken, aber sie geht mit dem Geliebten,<lb/>
um zu siegen oder zu sterben.</p><lb/><p>Man erblickt den Kampfplatz zwischen Schranken<lb/>
und von den Zelten der Englaͤnder umgeben. Kampf-<lb/>
richter, Herolde, Soldaten, nehmen Platz, Chandos und<lb/>
Talbot erscheinen, Duͤnois und Johanna lassen sich nicht<lb/>
lange erwarten. Man schwoͤrt, ohne Hinterlist zu kaͤm-<lb/>
pfen. Die Heldinn und ihr Geliebter siegen, aber —<lb/>
die <hirendition="#g">Treulosigkeit</hi> der <hirendition="#g">Englaͤnder</hi> mußte ja doch<lb/>
auch in das Stuͤck verwebt werden — ein Schuß streckt<lb/>
Duͤnois zu Boden, und Johanna wird umringt, gefan-<lb/>
gen, fortgeschleppt. — Nun schmachtet sie im Gefaͤng-<lb/>
nisse. Chandos erbiethet sich, sie zu retten, wenn sie<lb/>
ihn lieben wolle; sie weiset ihn mit Verachtung zuruͤck.<lb/>
Er laͤßt eine schwarze Fahne bringen, auf welcher sie das<lb/>
Urtheil liest, daß sie als Zauberinn zum Tode verdammt<lb/>
sey. Sie bleibt standhaft. Man fuͤhrt sie zum Schei-<lb/>
terhaufen. — Die letzte Dekoration stellt den Markt-<lb/>
platz zu Rouen dar, der Scheiterhaufen ist bereit, das<lb/>
Volk versammelt; Johanna besteigt muthig den Holzstoß,<lb/>
man zuͤndet ihn an, aber kaum hat er sich entflammt,<lb/>
als eine Taube aus den Flammen aufsteigt. Das Feuer<lb/>
verlischt, der Scheiterhaufen verschwindet, nur eine <hirendition="#g">Glo-<lb/></hi></p></div></body></text></TEI>
[147/0147]
det, eine Stimme ruft: „Johanna ist meyneidig, sie zit-
tere vor des Himmels Rache.“
Ein Trompetenstoß kuͤndigt einen Herold der Eng-
laͤnder an; Talbot und Chandos fodern Duͤnois und Jo-
hanna zum Zweikampfe. Diese nehmen ihn an, und
schicken ihre Handschuhe. Die Jungfrau will sich waff-
nen, als sie aber nach dem Wunderschwerte greift, ver-
wandelt sich der Lorbeerbaum in eine Bildsaͤule der Ra-
che, welche das Schwert in ihrer Faust haͤlt. Johan-
na ist zwar erschrocken, aber sie geht mit dem Geliebten,
um zu siegen oder zu sterben.
Man erblickt den Kampfplatz zwischen Schranken
und von den Zelten der Englaͤnder umgeben. Kampf-
richter, Herolde, Soldaten, nehmen Platz, Chandos und
Talbot erscheinen, Duͤnois und Johanna lassen sich nicht
lange erwarten. Man schwoͤrt, ohne Hinterlist zu kaͤm-
pfen. Die Heldinn und ihr Geliebter siegen, aber —
die Treulosigkeit der Englaͤnder mußte ja doch
auch in das Stuͤck verwebt werden — ein Schuß streckt
Duͤnois zu Boden, und Johanna wird umringt, gefan-
gen, fortgeschleppt. — Nun schmachtet sie im Gefaͤng-
nisse. Chandos erbiethet sich, sie zu retten, wenn sie
ihn lieben wolle; sie weiset ihn mit Verachtung zuruͤck.
Er laͤßt eine schwarze Fahne bringen, auf welcher sie das
Urtheil liest, daß sie als Zauberinn zum Tode verdammt
sey. Sie bleibt standhaft. Man fuͤhrt sie zum Schei-
terhaufen. — Die letzte Dekoration stellt den Markt-
platz zu Rouen dar, der Scheiterhaufen ist bereit, das
Volk versammelt; Johanna besteigt muthig den Holzstoß,
man zuͤndet ihn an, aber kaum hat er sich entflammt,
als eine Taube aus den Flammen aufsteigt. Das Feuer
verlischt, der Scheiterhaufen verschwindet, nur eine Glo-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr]
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von August von Kotzebue erschienen 1804 in einer einbändigen Ausgabe im Frölich-Verlag, Berlin. Im gleichen Jahr wurde diese Ausgabe als zweibändige Ausgabe in einem Band im Titel als "unveränderte Auflage" bezeichnet, herausgegeben. Das Deutsche Textarchiv hat den Text der 3. unveränderten Auflage im Rahmen einer Kuration herausgegeben.
Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen02_1804/147>, abgerufen am 31.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.