"ches Johannens siegreichen Arm bewaffnen soll." -- Der Zuschauer wird in Johannens Kämmerlein versetzt, sie schlummert, ein süßer Traum schwebt auf ihrem Ant- litze. Der Hintergrund öffnet sich, ein Engel, von einer leuchtenden Kugel getragen, legt ein feuriges Schwert zu Dünois Füßen nieder; Dünois nimmt es, schwört, des Himmels Geboth zu erfüllen; der Engel steigt gen Him- mel, zwei andere Engelinnen aber umgeben die schlafen- de Johanna, und decken sie mit Fahnen; so schließt der erste Akt.
Der zweite hebt an im königlichen Palaste. Karl, Agnes, und sein Hof machen sich lustig, ohne der nahen Gefahr zu gedenken. Ein Ritter zeigt an, daß die Eng- länder Orleans belagern, und daß, wenn sie es erobern, Frankreich verloren sey. Große Verwirrung. Dünois kommt, und verkündet das Mittel der Rettung. Die Hofleute spotten darüber. Er läßt Johannens Bild von zwei Pagen knieend dem Könige vorhalten; der König bleibt zweifelhaft, aber plötzlich umgiebt ein feuriger Glanz das Bild, und darunter liest man die Worte: Elle vaincra; jetzt schwinden alle Zweifel. Johanna er- scheint geharnischt, ihr Anblick befeuert alle Ritter, und man fliegt zum Streite.
Die Bühne verwandelt sich in das französische La- ger, wo der König mit der Jungfrau anlangt, und sei- ne muthlose Soldaten dadurch wieder aufrichtet. Er giebt ihr den Ritterschlag, und reicht ihr das Wunder- schwert; da sie aber kein Degengehäng dazu hat, so hält es der liebe Gott der Mühe werth, diesem Mangel selbst abzuhelfen; ein Regenbogen erscheint, und auf dem Regenbogen ein Engel, der ihr die Schärpe bringt, ihr Sieg verkündet, doch vor der Liebe sie warnt. Dann
„ches Johannens siegreichen Arm bewaffnen soll.“ — Der Zuschauer wird in Johannens Kaͤmmerlein versetzt, sie schlummert, ein suͤßer Traum schwebt auf ihrem Ant- litze. Der Hintergrund oͤffnet sich, ein Engel, von einer leuchtenden Kugel getragen, legt ein feuriges Schwert zu Duͤnois Fuͤßen nieder; Duͤnois nimmt es, schwoͤrt, des Himmels Geboth zu erfuͤllen; der Engel steigt gen Him- mel, zwei andere Engelinnen aber umgeben die schlafen- de Johanna, und decken sie mit Fahnen; so schließt der erste Akt.
Der zweite hebt an im koͤniglichen Palaste. Karl, Agnes, und sein Hof machen sich lustig, ohne der nahen Gefahr zu gedenken. Ein Ritter zeigt an, daß die Eng- laͤnder Orleans belagern, und daß, wenn sie es erobern, Frankreich verloren sey. Große Verwirrung. Duͤnois kommt, und verkuͤndet das Mittel der Rettung. Die Hofleute spotten daruͤber. Er laͤßt Johannens Bild von zwei Pagen knieend dem Koͤnige vorhalten; der Koͤnig bleibt zweifelhaft, aber ploͤtzlich umgiebt ein feuriger Glanz das Bild, und darunter liest man die Worte: Elle vaincra; jetzt schwinden alle Zweifel. Johanna er- scheint geharnischt, ihr Anblick befeuert alle Ritter, und man fliegt zum Streite.
Die Buͤhne verwandelt sich in das franzoͤsische La- ger, wo der Koͤnig mit der Jungfrau anlangt, und sei- ne muthlose Soldaten dadurch wieder aufrichtet. Er giebt ihr den Ritterschlag, und reicht ihr das Wunder- schwert; da sie aber kein Degengehaͤng dazu hat, so haͤlt es der liebe Gott der Muͤhe werth, diesem Mangel selbst abzuhelfen; ein Regenbogen erscheint, und auf dem Regenbogen ein Engel, der ihr die Schaͤrpe bringt, ihr Sieg verkuͤndet, doch vor der Liebe sie warnt. Dann
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„ches Johannens siegreichen Arm bewaffnen soll.“ —
Der Zuschauer wird in Johannens Kaͤmmerlein versetzt,
sie schlummert, ein suͤßer Traum schwebt auf ihrem Ant-
litze. Der Hintergrund oͤffnet sich, ein Engel, von einer
leuchtenden Kugel getragen, legt ein feuriges Schwert
zu Duͤnois Fuͤßen nieder; Duͤnois nimmt es, schwoͤrt, des
Himmels Geboth zu erfuͤllen; der Engel steigt gen Him-
mel, zwei andere Engelinnen aber umgeben die schlafen-
de Johanna, und decken sie mit Fahnen; so schließt der
erste Akt.
Der zweite hebt an im koͤniglichen Palaste. Karl,
Agnes, und sein Hof machen sich lustig, ohne der nahen
Gefahr zu gedenken. Ein Ritter zeigt an, daß die Eng-
laͤnder Orleans belagern, und daß, wenn sie es erobern,
Frankreich verloren sey. Große Verwirrung. Duͤnois
kommt, und verkuͤndet das Mittel der Rettung. Die
Hofleute spotten daruͤber. Er laͤßt Johannens Bild von
zwei Pagen knieend dem Koͤnige vorhalten; der Koͤnig
bleibt zweifelhaft, aber ploͤtzlich umgiebt ein feuriger
Glanz das Bild, und darunter liest man die Worte:
Elle vaincra; jetzt schwinden alle Zweifel. Johanna er-
scheint geharnischt, ihr Anblick befeuert alle Ritter, und
man fliegt zum Streite.
Die Buͤhne verwandelt sich in das franzoͤsische La-
ger, wo der Koͤnig mit der Jungfrau anlangt, und sei-
ne muthlose Soldaten dadurch wieder aufrichtet. Er
giebt ihr den Ritterschlag, und reicht ihr das Wunder-
schwert; da sie aber kein Degengehaͤng dazu hat, so
haͤlt es der liebe Gott der Muͤhe werth, diesem Mangel
selbst abzuhelfen; ein Regenbogen erscheint, und auf dem
Regenbogen ein Engel, der ihr die Schaͤrpe bringt, ihr
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr]
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von August von Kotzebue erschienen 1804 in einer einbändigen Ausgabe im Frölich-Verlag, Berlin. Im gleichen Jahr wurde diese Ausgabe als zweibändige Ausgabe in einem Band im Titel als "unveränderte Auflage" bezeichnet, herausgegeben. Das Deutsche Textarchiv hat den Text der 3. unveränderten Auflage im Rahmen einer Kuration herausgegeben.
Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen02_1804/145>, abgerufen am 08.07.2024.
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