Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804.passend schien, und kaum hatte die Administration die 3) Die von Bonaparte reichlich und dennoch verge- 4) Dagegen ist die französische komische Oper, passend schien, und kaum hatte die Administration die 3) Die von Bonaparte reichlich und dennoch verge- 4) Dagegen ist die franzoͤsische komische Oper, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0137" n="137"/> passend schien, und kaum hatte die Administration die<lb/> Augen auf den Titel geworfen: La fille de Charlemagne,<lb/> als bei dem bloßen Namen Charlemagne sie aus guten<lb/> Ursachen freudig beistimmte.</p><lb/> <p>3) Die von Bonaparte reichlich und dennoch verge-<lb/> bens unterstuͤtzte <hi rendition="#g">Opera Buffa,</hi> ist sehr mittelmaͤßig,<lb/> hat einen Tenoristen, Nasari, der gut <hi rendition="#g">singt,</hi> und ei-<lb/> nen Buffo, der gut <hi rendition="#g">spielt.</hi> Da ich kein Kenner bin,<lb/> so schweige ich lieber von Madam Prinasachi. Man giebt<lb/> meist alte, abgedroschene Opern; z. B. gli Artigiani,<lb/> von Anfossi. Eben als ich in Paris war, wurde die gan-<lb/> ze Entreprise auf Aktien ausgebothen, ein Nothschuß.<lb/> Das Publikum interessirt sich nicht dafuͤr. Umsonst zahlt das<lb/> Gouvernement jaͤhrlich 60000 Livres, umsonst Bonaparte<lb/> fuͤr seine Loge 12000 Livres, man <hi rendition="#g">will</hi> nun einmal kei-<lb/> ne Opera Buffa, und sie wird schwerlich Bestand haben.</p><lb/> <p>4) Dagegen ist die <hi rendition="#g">franzoͤsische</hi> komische Oper,<lb/> Theatre Faydeau genannt, ein allerliebstes, mit Recht<lb/> haͤufig besuchtes Spektakel. Der Saal mit doppeltem<lb/> Saͤulengange ist sehr huͤbsch, das Orchester gut besetzt,<lb/> die Dekoration recht artig, unter den Saͤngern Viele,<lb/> die mit einem angenenehmen Gesange ein gutes Spiel<lb/> verbinden, besonders gilt das von Elleriou, der die Kro-<lb/> ne dieser Buͤhne ist. Jch habe die <hi rendition="#g">Koͤniginn von<lb/> Golconda</hi> gesehen, und die allerliebste kleine Oper, St.<lb/> Foix ou le Coup d'Epée, Text von Duval, Musik von<lb/> Darchi, und ma tante aurore, von Longchamps, Mu-<lb/> sik von Bogeldieu; und die Soirée orageuse; und trente<lb/> et quarante, (welches in Berlin, leider! ohne Musik<lb/> gegeben wird,) und den <hi rendition="#g">Kalifen von Bagdad,</hi> wo<lb/> Elleriou, wie im St. Foix, so schoͤn spielt, daß man ihm<lb/> alle Augenblicke an den Hals springen moͤchte; alle diese<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [137/0137]
passend schien, und kaum hatte die Administration die
Augen auf den Titel geworfen: La fille de Charlemagne,
als bei dem bloßen Namen Charlemagne sie aus guten
Ursachen freudig beistimmte.
3) Die von Bonaparte reichlich und dennoch verge-
bens unterstuͤtzte Opera Buffa, ist sehr mittelmaͤßig,
hat einen Tenoristen, Nasari, der gut singt, und ei-
nen Buffo, der gut spielt. Da ich kein Kenner bin,
so schweige ich lieber von Madam Prinasachi. Man giebt
meist alte, abgedroschene Opern; z. B. gli Artigiani,
von Anfossi. Eben als ich in Paris war, wurde die gan-
ze Entreprise auf Aktien ausgebothen, ein Nothschuß.
Das Publikum interessirt sich nicht dafuͤr. Umsonst zahlt das
Gouvernement jaͤhrlich 60000 Livres, umsonst Bonaparte
fuͤr seine Loge 12000 Livres, man will nun einmal kei-
ne Opera Buffa, und sie wird schwerlich Bestand haben.
4) Dagegen ist die franzoͤsische komische Oper,
Theatre Faydeau genannt, ein allerliebstes, mit Recht
haͤufig besuchtes Spektakel. Der Saal mit doppeltem
Saͤulengange ist sehr huͤbsch, das Orchester gut besetzt,
die Dekoration recht artig, unter den Saͤngern Viele,
die mit einem angenenehmen Gesange ein gutes Spiel
verbinden, besonders gilt das von Elleriou, der die Kro-
ne dieser Buͤhne ist. Jch habe die Koͤniginn von
Golconda gesehen, und die allerliebste kleine Oper, St.
Foix ou le Coup d'Epée, Text von Duval, Musik von
Darchi, und ma tante aurore, von Longchamps, Mu-
sik von Bogeldieu; und die Soirée orageuse; und trente
et quarante, (welches in Berlin, leider! ohne Musik
gegeben wird,) und den Kalifen von Bagdad, wo
Elleriou, wie im St. Foix, so schoͤn spielt, daß man ihm
alle Augenblicke an den Hals springen moͤchte; alle diese
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