säus viele Ballette machte, die nachher vom Balletmei- ster kunstreich ausgeführt wurden.
Saül, ein sogenanntes Pasticcio, das heißt, eine Zusammensetzung von guten Musikstücken mehrerer Mei- ster, machte eine vortreffliche Wirkung; besonders war ein Chor von Händel darinn, das mich bis zu Thränen gerührt hat. Aber diese Chöre muß man auch hören, sie sind einzig. Abermals hatte ich Gelegenheit, die Sorgfalt für das Zusammenpassen alles Leblosen und Le- bendigen auf der Bühne zu bewundern. Wie schön hier das Aufmarschiren der Truppen sich ausnimmt, das bei uns immer an eine Heerde Gänse erinnert! Allerliebst war der Tanz in Davids Triumphzug, wo die Kinder tanzend Rosen streuten. -- Das Ballet, le noces de Gamache, ist ein albernes Ding; aber Don Quixote spielte sehr gut, und die Rosinante und Sancho Pansa's Eselinn waren lebendige Thiere, die den Parisern große Freude machten. -- Die Caravane von Cairo von Gretry, hat mir ein wenig Langeweile gemacht. Hingegen hat mich le devin du village von Rousseau sehr interessirt. Auch das Publikum schien heute sonder- bar bewegt, und ließ, was in der großen Oper sonst nie geschieht, ein Lied wiederholen. Madame Branchü ehrte das Andenken Rousseau's, indem sie mit derjeni- gen Einfachheit sang, die er selbst gefordert hat; der Te- norist hingegen ließ sich Schnörkel zu Schulden kom- men, die fast immer, hier aber besonders unverzeihlich sind. -- Semiramis, von einem jungen Komponi- sten, der ein Zögling des Conservatoire des musique ist, und der dieser Anstalt Ehre macht. Für das Außer- wesentliche war wieder herrlich gesorgt. Der Donner- schlag, der des Ninus Grab zerschmetterte, war wahr-
saͤus viele Ballette machte, die nachher vom Balletmei- ster kunstreich ausgefuͤhrt wurden.
Sauͤl, ein sogenanntes Pasticcio, das heißt, eine Zusammensetzung von guten Musikstuͤcken mehrerer Mei- ster, machte eine vortreffliche Wirkung; besonders war ein Chor von Haͤndel darinn, das mich bis zu Thraͤnen geruͤhrt hat. Aber diese Choͤre muß man auch hoͤren, sie sind einzig. Abermals hatte ich Gelegenheit, die Sorgfalt fuͤr das Zusammenpassen alles Leblosen und Le- bendigen auf der Buͤhne zu bewundern. Wie schoͤn hier das Aufmarschiren der Truppen sich ausnimmt, das bei uns immer an eine Heerde Gaͤnse erinnert! Allerliebst war der Tanz in Davids Triumphzug, wo die Kinder tanzend Rosen streuten. — Das Ballet, le noces de Gamache, ist ein albernes Ding; aber Don Quixote spielte sehr gut, und die Rosinante und Sancho Pansa's Eselinn waren lebendige Thiere, die den Parisern große Freude machten. — Die Caravane von Cairo von Gretry, hat mir ein wenig Langeweile gemacht. Hingegen hat mich le devin du village von Rousseau sehr interessirt. Auch das Publikum schien heute sonder- bar bewegt, und ließ, was in der großen Oper sonst nie geschieht, ein Lied wiederholen. Madame Branchuͤ ehrte das Andenken Rousseau's, indem sie mit derjeni- gen Einfachheit sang, die er selbst gefordert hat; der Te- norist hingegen ließ sich Schnoͤrkel zu Schulden kom- men, die fast immer, hier aber besonders unverzeihlich sind. — Semiramis, von einem jungen Komponi- sten, der ein Zoͤgling des Conservatoire des musique ist, und der dieser Anstalt Ehre macht. Fuͤr das Außer- wesentliche war wieder herrlich gesorgt. Der Donner- schlag, der des Ninus Grab zerschmetterte, war wahr-
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saͤus viele Ballette machte, die nachher vom Balletmei-
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Sauͤl, ein sogenanntes Pasticcio, das heißt, eine
Zusammensetzung von guten Musikstuͤcken mehrerer Mei-
ster, machte eine vortreffliche Wirkung; besonders war
ein Chor von Haͤndel darinn, das mich bis zu Thraͤnen
geruͤhrt hat. Aber diese Choͤre muß man auch hoͤren,
sie sind einzig. Abermals hatte ich Gelegenheit, die
Sorgfalt fuͤr das Zusammenpassen alles Leblosen und Le-
bendigen auf der Buͤhne zu bewundern. Wie schoͤn hier
das Aufmarschiren der Truppen sich ausnimmt, das bei
uns immer an eine Heerde Gaͤnse erinnert! Allerliebst
war der Tanz in Davids Triumphzug, wo die Kinder
tanzend Rosen streuten. — Das Ballet, le noces de
Gamache, ist ein albernes Ding; aber Don Quixote
spielte sehr gut, und die Rosinante und Sancho Pansa's
Eselinn waren lebendige Thiere, die den Parisern große
Freude machten. — Die Caravane von Cairo
von Gretry, hat mir ein wenig Langeweile gemacht.
Hingegen hat mich le devin du village von Rousseau
sehr interessirt. Auch das Publikum schien heute sonder-
bar bewegt, und ließ, was in der großen Oper sonst nie
geschieht, ein Lied wiederholen. Madame Branchuͤ
ehrte das Andenken Rousseau's, indem sie mit derjeni-
gen Einfachheit sang, die er selbst gefordert hat; der Te-
norist hingegen ließ sich Schnoͤrkel zu Schulden kom-
men, die fast immer, hier aber besonders unverzeihlich
sind. — Semiramis, von einem jungen Komponi-
sten, der ein Zoͤgling des Conservatoire des musique
ist, und der dieser Anstalt Ehre macht. Fuͤr das Außer-
wesentliche war wieder herrlich gesorgt. Der Donner-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr]
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von August von Kotzebue erschienen 1804 in einer einbändigen Ausgabe im Frölich-Verlag, Berlin. Im gleichen Jahr wurde diese Ausgabe als zweibändige Ausgabe in einem Band im Titel als "unveränderte Auflage" bezeichnet, herausgegeben. Das Deutsche Textarchiv hat den Text der 3. unveränderten Auflage im Rahmen einer Kuration herausgegeben.
Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen02_1804/134>, abgerufen am 08.07.2024.
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