Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804.wieder: La toile! Kurz, keine Feder beschreibt den Man hat mich versichert, daß die jungen Herren im Die Aufführung von Menschenhaß und Reue wieder: La toile! Kurz, keine Feder beschreibt den Man hat mich versichert, daß die jungen Herren im Die Auffuͤhrung von Menschenhaß und Reue <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0126" n="126"/> wieder: La toile! Kurz, keine Feder beschreibt den<lb/> Laͤrm.</p><lb/> <p>Man hat mich versichert, daß die jungen Herren im<lb/> Theater Pfeifen mit Blasebaͤlgen unter beiden <hi rendition="#g">Armen</hi><lb/> und in beiden <hi rendition="#g">Schuhen</hi> haben, so, daß sie mit den<lb/><hi rendition="#g">Haͤnden</hi> zu <hi rendition="#g">klatschen</hi> scheinen, indessen sie eben<lb/> durch das Klatschen beide Pfeifen unter den Armen in<lb/> Bewegung setzen. So oft sie aber auf die Zehen treten,<lb/> und dann die Fersen wieder sinken lassen, pfeift es in<lb/> beiden Schuhen.</p><lb/> <p>Die Auffuͤhrung von <hi rendition="#g">Menschenhaß und Reue</hi><lb/> war durch eines Schauspielers Krankheit lange verzoͤgert<lb/> worden. Madame <hi rendition="#g">Talma</hi> (vormals Petit- Vanhove)<lb/> spielte die Eulalia recht gut, St. Phal aber den Meinau<lb/> sehr unter meiner Erwartung. Erstens sollte schon ein<lb/> so wohlgenaͤhrter Mann mit ausgestopften Backen nie<lb/> den Meinau spielen; zweitens sollte Meinau nie so fuͤrch-<lb/> terlich toben, und drittens sollte er nicht angezogen seyn<lb/> wie ein Handwerkspursche. Er traͤgt naͤmlich einen alt-<lb/> vaͤterischen dunkelblauen Rock mit gelben Knoͤpfen, eine<lb/> Scharlachweste mit großen viereckigen Taschen, schwarze<lb/> Beinkleider und Siefeln uͤber die Kniee gezogen. Als ich<lb/> meine Verwunderung uͤber dieses seltsame Kostum zu er-<lb/> kennen gab, bestand man darauf, <hi rendition="#g">das sey Teutsch.</hi><lb/> Jch hatte gut reden, und zeigte vergebens auf meinen<lb/> eigenen Frack, der ja noch in Teutschland gemacht sey.<lb/> Man blieb dabei: c'est le costume Allemand. Jch<lb/> schloß mit der Versicherung, daß nur die teutschen <hi rendition="#g">Flei-<lb/> schersknechte</hi> sich so kleideten, und verlor kein Wort<lb/> weiter. — Meinau packte sich einigemal so wuͤthend bei<lb/> der Brust, daß man alle Augenblicke befuͤrchten mußte,<lb/> er werde sich selbst ins Parterre schleudern.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [126/0126]
wieder: La toile! Kurz, keine Feder beschreibt den
Laͤrm.
Man hat mich versichert, daß die jungen Herren im
Theater Pfeifen mit Blasebaͤlgen unter beiden Armen
und in beiden Schuhen haben, so, daß sie mit den
Haͤnden zu klatschen scheinen, indessen sie eben
durch das Klatschen beide Pfeifen unter den Armen in
Bewegung setzen. So oft sie aber auf die Zehen treten,
und dann die Fersen wieder sinken lassen, pfeift es in
beiden Schuhen.
Die Auffuͤhrung von Menschenhaß und Reue
war durch eines Schauspielers Krankheit lange verzoͤgert
worden. Madame Talma (vormals Petit- Vanhove)
spielte die Eulalia recht gut, St. Phal aber den Meinau
sehr unter meiner Erwartung. Erstens sollte schon ein
so wohlgenaͤhrter Mann mit ausgestopften Backen nie
den Meinau spielen; zweitens sollte Meinau nie so fuͤrch-
terlich toben, und drittens sollte er nicht angezogen seyn
wie ein Handwerkspursche. Er traͤgt naͤmlich einen alt-
vaͤterischen dunkelblauen Rock mit gelben Knoͤpfen, eine
Scharlachweste mit großen viereckigen Taschen, schwarze
Beinkleider und Siefeln uͤber die Kniee gezogen. Als ich
meine Verwunderung uͤber dieses seltsame Kostum zu er-
kennen gab, bestand man darauf, das sey Teutsch.
Jch hatte gut reden, und zeigte vergebens auf meinen
eigenen Frack, der ja noch in Teutschland gemacht sey.
Man blieb dabei: c'est le costume Allemand. Jch
schloß mit der Versicherung, daß nur die teutschen Flei-
schersknechte sich so kleideten, und verlor kein Wort
weiter. — Meinau packte sich einigemal so wuͤthend bei
der Brust, daß man alle Augenblicke befuͤrchten mußte,
er werde sich selbst ins Parterre schleudern.
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