edeln Stolzes keine andre Bewegung haben, als -- ein- ander den Rücken zuzukehren. Auch sonst thun sie es sehr oft. -- Monsieur de Crac, diese lustige Posse, sah ich hier zu meiner Verwunderung weniger gut spielen, als in Genf.
L'Orphelin de la Chine. Hier zeigte sich Made- moiselle George als Jdame, eine majestätische Schön- heit, obgleich heute das fatale chinesische Kostum sie ent- stellte. Sie ist groß und stark, von königlichem Wuch- se; soll erst 17 Jahre alt seyn, sieht aber aus wie 25. Sie spielt gut, und schreyt bey Weitem nicht so wie ih- re Nebenbuhlerinn; auch leiht ihr die Natur zuweilen herzliche Töne. Sie hat mir gefallen; doch meiner Er- wartung auch nicht entsprochen. -- Schon wieder war unter den Schauspielern Einer, der seinen meist wichti- gen Platz schlecht ausfüllte. Jm Tancred mußte ich ihn als Arsire verdauen, in Zaire gar als Lusignan, und heute als Jdame's Gemahl. Das Publikum lachte ihn ein paarmal aus. Was das Schlimmste ist, so giebt es, Monvel ausgenommen, keinen Andern für dieses Rollenfach; Monvel aber ist alt und kränklich. -- L'Jm- pertinent -- wurde von St. Phal recht gut gegeben.
La Metromanie. Fleury ist ein sehr braver, fein komischer Schauspieler, und hat noch ganz den alten fei- nen Ton in seiner Gewalt. Schade, daß er für Liebha- berrollen zu alt ist. -- Ein neues Stück von Long- champs, le pouvre garcon malade, wurde, durch gräß- lichen Tumult unterbrochen, nicht ganz zu Ende gespielt. Die Dekoration, zwey Zimmer nebeneinander, war allerliebst, und wurde, als der Vorhang aufrollte, sehr beklatscht. Ein junger Mensch, der sich den Fuß verstaucht hat, und folglich nicht darauf treten kann, liegt
edeln Stolzes keine andre Bewegung haben, als — ein- ander den Ruͤcken zuzukehren. Auch sonst thun sie es sehr oft. — Monsieur de Crac, diese lustige Posse, sah ich hier zu meiner Verwunderung weniger gut spielen, als in Genf.
L'Orphelin de la Chine. Hier zeigte sich Made- moiselle George als Jdamé, eine majestaͤtische Schoͤn- heit, obgleich heute das fatale chinesische Kostum sie ent- stellte. Sie ist groß und stark, von koͤniglichem Wuch- se; soll erst 17 Jahre alt seyn, sieht aber aus wie 25. Sie spielt gut, und schreyt bey Weitem nicht so wie ih- re Nebenbuhlerinn; auch leiht ihr die Natur zuweilen herzliche Toͤne. Sie hat mir gefallen; doch meiner Er- wartung auch nicht entsprochen. — Schon wieder war unter den Schauspielern Einer, der seinen meist wichti- gen Platz schlecht ausfuͤllte. Jm Tancred mußte ich ihn als Arsire verdauen, in Zaire gar als Lusignan, und heute als Jdamé's Gemahl. Das Publikum lachte ihn ein paarmal aus. Was das Schlimmste ist, so giebt es, Monvel ausgenommen, keinen Andern fuͤr dieses Rollenfach; Monvel aber ist alt und kraͤnklich. — L'Jm- pertinent — wurde von St. Phal recht gut gegeben.
La Metromanie. Fleury ist ein sehr braver, fein komischer Schauspieler, und hat noch ganz den alten fei- nen Ton in seiner Gewalt. Schade, daß er fuͤr Liebha- berrollen zu alt ist. — Ein neues Stuͤck von Long- champs, le pouvre garcon malade, wurde, durch graͤß- lichen Tumult unterbrochen, nicht ganz zu Ende gespielt. Die Dekoration, zwey Zimmer nebeneinander, war allerliebst, und wurde, als der Vorhang aufrollte, sehr beklatscht. Ein junger Mensch, der sich den Fuß verstaucht hat, und folglich nicht darauf treten kann, liegt
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edeln Stolzes keine andre Bewegung haben, als — ein-
ander den Ruͤcken zuzukehren. Auch sonst thun sie es
sehr oft. — Monsieur de Crac, diese lustige Posse, sah
ich hier zu meiner Verwunderung weniger gut spielen,
als in Genf.
L'Orphelin de la Chine. Hier zeigte sich Made-
moiselle George als Jdamé, eine majestaͤtische Schoͤn-
heit, obgleich heute das fatale chinesische Kostum sie ent-
stellte. Sie ist groß und stark, von koͤniglichem Wuch-
se; soll erst 17 Jahre alt seyn, sieht aber aus wie 25.
Sie spielt gut, und schreyt bey Weitem nicht so wie ih-
re Nebenbuhlerinn; auch leiht ihr die Natur zuweilen
herzliche Toͤne. Sie hat mir gefallen; doch meiner Er-
wartung auch nicht entsprochen. — Schon wieder war
unter den Schauspielern Einer, der seinen meist wichti-
gen Platz schlecht ausfuͤllte. Jm Tancred mußte ich ihn
als Arsire verdauen, in Zaire gar als Lusignan,
und heute als Jdamé's Gemahl. Das Publikum lachte
ihn ein paarmal aus. Was das Schlimmste ist, so giebt
es, Monvel ausgenommen, keinen Andern fuͤr dieses
Rollenfach; Monvel aber ist alt und kraͤnklich. — L'Jm-
pertinent — wurde von St. Phal recht gut gegeben.
La Metromanie. Fleury ist ein sehr braver, fein
komischer Schauspieler, und hat noch ganz den alten fei-
nen Ton in seiner Gewalt. Schade, daß er fuͤr Liebha-
berrollen zu alt ist. — Ein neues Stuͤck von Long-
champs, le pouvre garcon malade, wurde, durch graͤß-
lichen Tumult unterbrochen, nicht ganz zu Ende gespielt.
Die Dekoration, zwey Zimmer nebeneinander,
war allerliebst, und wurde, als der Vorhang aufrollte,
sehr beklatscht. Ein junger Mensch, der sich den Fuß
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr]
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von August von Kotzebue erschienen 1804 in einer einbändigen Ausgabe im Frölich-Verlag, Berlin. Im gleichen Jahr wurde diese Ausgabe als zweibändige Ausgabe in einem Band im Titel als "unveränderte Auflage" bezeichnet, herausgegeben. Das Deutsche Textarchiv hat den Text der 3. unveränderten Auflage im Rahmen einer Kuration herausgegeben.
Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen02_1804/124>, abgerufen am 08.07.2024.
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