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Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804.

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haben scheint. Die berühmte, wohlerhaltene Jsista-
fel,
auf welcher die Figuren mit Silber eingelegt sind,
ist schon längst ein Gegenstand gelehrter Nachforschungen
gewesen. Ein egyptisches Buch hat Bonaparte ge-
schenkt; Schade, daß noch Niemand es zu lesen versteht.
Mehrere Schriften auf Papyrus sind von Mumien
abgelös[e]t und sorgfältig aufgeklebt worden. Die auch
noch vorhandenen Mumien sehen ziemlich zerlumpt
aus, weil Cüvier sie anatomirt hat, um die Speze-
reien zu erforschen, mit welchen sie einbalsamirt worden.
Allerlei Schmuck und kleines Hausgeräth der Egy-
pter versetzt die Phantasie plötzlich in ihre Wohnungen,
in ihr häusliches Leben. Da sind Löffel, Gabeln, Re-
chentafeln, Würfel u. dergl. Ein paar Mumien des
Vogels Jbis, der bekanntlich von den Egyptern gött-
lich verehrt wurde, weil er ihre Gefilde von dem schäd-
lichen Gewürm befreiete. Ein Altar, (eins der sel-
tensten Stücke) mit Hieroglyphen beschrieben.

Der berühmte Sardonix*), Kaiser Augustus
Apotheose darstellend, ist bekanntlich der größte geschnit-
tene Stein in der Welt. Germanicus steht vor dem Ti-
ber, und in den Wolken schwebt die Familie, lauter Por-
traits. Glücklicher Weise haben die frommen Christen
in dieser Vorstellung den Joseph zu erkennen geglaubt,
wie er den Traum auslegt, und so ist dieses Kunstwerk
dem heiligen Zerstörungseifer entgangen. Dasselbe Glück
hat eine allerliebste Büste von gleicher Materie gehabt,
Valentinian vorstellend. Der ehrliche Heide ist lan-
ge bei christlichen Prozessionen als Heiliger herumgetra-
gen worden. Ein kostbarer Kelch, gleichfalls ein Sar-
donix, mag den frommen Kommunikanten wohl oft Heil

*) Jst seitdem gestohlen worden.

haben scheint. Die beruͤhmte, wohlerhaltene Jsista-
fel,
auf welcher die Figuren mit Silber eingelegt sind,
ist schon laͤngst ein Gegenstand gelehrter Nachforschungen
gewesen. Ein egyptisches Buch hat Bonaparte ge-
schenkt; Schade, daß noch Niemand es zu lesen versteht.
Mehrere Schriften auf Papyrus sind von Mumien
abgeloͤs[e]t und sorgfaͤltig aufgeklebt worden. Die auch
noch vorhandenen Mumien sehen ziemlich zerlumpt
aus, weil Cuͤvier sie anatomirt hat, um die Speze-
reien zu erforschen, mit welchen sie einbalsamirt worden.
Allerlei Schmuck und kleines Hausgeraͤth der Egy-
pter versetzt die Phantasie ploͤtzlich in ihre Wohnungen,
in ihr haͤusliches Leben. Da sind Loͤffel, Gabeln, Re-
chentafeln, Wuͤrfel u. dergl. Ein paar Mumien des
Vogels Jbis, der bekanntlich von den Egyptern goͤtt-
lich verehrt wurde, weil er ihre Gefilde von dem schaͤd-
lichen Gewuͤrm befreiete. Ein Altar, (eins der sel-
tensten Stuͤcke) mit Hieroglyphen beschrieben.

Der beruͤhmte Sardonix*), Kaiser Augustus
Apotheose darstellend, ist bekanntlich der groͤßte geschnit-
tene Stein in der Welt. Germanicus steht vor dem Ti-
ber, und in den Wolken schwebt die Familie, lauter Por-
traits. Gluͤcklicher Weise haben die frommen Christen
in dieser Vorstellung den Joseph zu erkennen geglaubt,
wie er den Traum auslegt, und so ist dieses Kunstwerk
dem heiligen Zerstoͤrungseifer entgangen. Dasselbe Gluͤck
hat eine allerliebste Buͤste von gleicher Materie gehabt,
Valentinian vorstellend. Der ehrliche Heide ist lan-
ge bei christlichen Prozessionen als Heiliger herumgetra-
gen worden. Ein kostbarer Kelch, gleichfalls ein Sar-
donix, mag den frommen Kommunikanten wohl oft Heil

*) Jst seitdem gestohlen worden.
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[12/0012] haben scheint. Die beruͤhmte, wohlerhaltene Jsista- fel, auf welcher die Figuren mit Silber eingelegt sind, ist schon laͤngst ein Gegenstand gelehrter Nachforschungen gewesen. Ein egyptisches Buch hat Bonaparte ge- schenkt; Schade, daß noch Niemand es zu lesen versteht. Mehrere Schriften auf Papyrus sind von Mumien abgeloͤset und sorgfaͤltig aufgeklebt worden. Die auch noch vorhandenen Mumien sehen ziemlich zerlumpt aus, weil Cuͤvier sie anatomirt hat, um die Speze- reien zu erforschen, mit welchen sie einbalsamirt worden. Allerlei Schmuck und kleines Hausgeraͤth der Egy- pter versetzt die Phantasie ploͤtzlich in ihre Wohnungen, in ihr haͤusliches Leben. Da sind Loͤffel, Gabeln, Re- chentafeln, Wuͤrfel u. dergl. Ein paar Mumien des Vogels Jbis, der bekanntlich von den Egyptern goͤtt- lich verehrt wurde, weil er ihre Gefilde von dem schaͤd- lichen Gewuͤrm befreiete. Ein Altar, (eins der sel- tensten Stuͤcke) mit Hieroglyphen beschrieben. Der beruͤhmte Sardonix *), Kaiser Augustus Apotheose darstellend, ist bekanntlich der groͤßte geschnit- tene Stein in der Welt. Germanicus steht vor dem Ti- ber, und in den Wolken schwebt die Familie, lauter Por- traits. Gluͤcklicher Weise haben die frommen Christen in dieser Vorstellung den Joseph zu erkennen geglaubt, wie er den Traum auslegt, und so ist dieses Kunstwerk dem heiligen Zerstoͤrungseifer entgangen. Dasselbe Gluͤck hat eine allerliebste Buͤste von gleicher Materie gehabt, Valentinian vorstellend. Der ehrliche Heide ist lan- ge bei christlichen Prozessionen als Heiliger herumgetra- gen worden. Ein kostbarer Kelch, gleichfalls ein Sar- donix, mag den frommen Kommunikanten wohl oft Heil *) Jst seitdem gestohlen worden.

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Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen02_1804/12>, abgerufen am 23.11.2024.