kommen da eine Menge Dinge vor, die sich heut zu Ta- ge, selbst von Sachverständigen, nicht mehr gut erklä- ren lassen, und vermuthlich dienten, die Dekorationen anzudeuten, weil diese bekanntlich oft nur symbolisch angedeutet wurden. Z. B. Eine viereckte Maschine, nicht größer als eine gewöhnliche Thür, mit Stricken wie ein Netz bezogen, theilte das Theater gleichsam in zwey Theile. --
Der Alkoran, den Karl der Fünfte einst aus Ma- rocco mitbrachte. -- Ein indischer Roman, mit schönen, lebhaften Gemälden, unschätzbar bey Erklärung von Kostum und Gebräuchen. Unter andern sieht man am Schlusse eine Wittwe, die sich mit ihrem Gatten verbrennt, mit der Unterschrift: Diese Flammen sind Eis gegen meine Liebe.
Eine Menge chinesischer Portraits, seltsam anzuschauen. -- Ein französisches Buch, zu welchem ein Bramine sehr hübsche Gemälde verfertigt hat. -- Jndische Manuskripte auf Palmenblättern, wor- unter noch viele unbekannte, unter andern ein Gedicht, welches die ganze Kosmogenie der Jndier enthält.
Eine große Tafel, aus China gebracht, beweist, daß die christliche Religion schon im siebenten Jahrhun- derte bis nach China vorgedrungen war. Jhre Aechtheit erkennt man besonders aus den syrischen Anfangsbuchsta- ben, derer sich die Bischöfe damals bedienten. -- Meh- rere Handschriften mit herrlichen Bildern -- prächtig eingebundene Meßbücher u. s. w. -- Das wäre es unge- fähr, was sicher auch jeden Ungelehrten, und selbst Da- men, einige Stunden in der Gallerie der Handschriften fesseln wird.
kommen da eine Menge Dinge vor, die sich heut zu Ta- ge, selbst von Sachverstaͤndigen, nicht mehr gut erklaͤ- ren lassen, und vermuthlich dienten, die Dekorationen anzudeuten, weil diese bekanntlich oft nur symbolisch angedeutet wurden. Z. B. Eine viereckte Maschine, nicht groͤßer als eine gewoͤhnliche Thuͤr, mit Stricken wie ein Netz bezogen, theilte das Theater gleichsam in zwey Theile. —
Der Alkoran, den Karl der Fuͤnfte einst aus Ma- rocco mitbrachte. — Ein indischer Roman, mit schoͤnen, lebhaften Gemaͤlden, unschaͤtzbar bey Erklaͤrung von Kostum und Gebraͤuchen. Unter andern sieht man am Schlusse eine Wittwe, die sich mit ihrem Gatten verbrennt, mit der Unterschrift: Diese Flammen sind Eis gegen meine Liebe.
Eine Menge chinesischer Portraits, seltsam anzuschauen. — Ein franzoͤsisches Buch, zu welchem ein Bramine sehr huͤbsche Gemaͤlde verfertigt hat. — Jndische Manuskripte auf Palmenblaͤttern, wor- unter noch viele unbekannte, unter andern ein Gedicht, welches die ganze Kosmogenie der Jndier enthaͤlt.
Eine große Tafel, aus China gebracht, beweist, daß die christliche Religion schon im siebenten Jahrhun- derte bis nach China vorgedrungen war. Jhre Aechtheit erkennt man besonders aus den syrischen Anfangsbuchsta- ben, derer sich die Bischoͤfe damals bedienten. — Meh- rere Handschriften mit herrlichen Bildern — praͤchtig eingebundene Meßbuͤcher u. s. w. — Das waͤre es unge- faͤhr, was sicher auch jeden Ungelehrten, und selbst Da- men, einige Stunden in der Gallerie der Handschriften fesseln wird.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0115"n="115"/>
kommen da eine Menge Dinge vor, die sich heut zu Ta-<lb/>
ge, selbst von Sachverstaͤndigen, nicht mehr gut erklaͤ-<lb/>
ren lassen, und vermuthlich dienten, die Dekorationen<lb/><hirendition="#g">anzudeuten,</hi> weil diese bekanntlich oft nur symbolisch<lb/>
angedeutet wurden. Z. B. Eine viereckte Maschine, nicht<lb/>
groͤßer als eine gewoͤhnliche Thuͤr, mit Stricken wie ein<lb/>
Netz bezogen, theilte das Theater gleichsam in zwey<lb/>
Theile. —</p><lb/><p>Der <hirendition="#g">Alkoran,</hi> den Karl der Fuͤnfte einst aus Ma-<lb/>
rocco mitbrachte. — Ein <hirendition="#g">indischer Roman,</hi> mit<lb/>
schoͤnen, lebhaften Gemaͤlden, unschaͤtzbar bey Erklaͤrung<lb/>
von Kostum und Gebraͤuchen. Unter andern sieht man<lb/>
am Schlusse eine Wittwe, die sich mit ihrem Gatten<lb/>
verbrennt, mit der Unterschrift: <hirendition="#g">Diese Flammen<lb/>
sind Eis gegen meine Liebe.</hi></p><lb/><p>Eine Menge <hirendition="#g">chinesischer Portraits,</hi> seltsam<lb/>
anzuschauen. — Ein franzoͤsisches Buch, zu welchem<lb/>
ein Bramine sehr huͤbsche Gemaͤlde verfertigt hat. —<lb/><hirendition="#g">Jndische Manuskripte</hi> auf Palmenblaͤttern, wor-<lb/>
unter noch viele unbekannte, unter andern ein Gedicht,<lb/>
welches die ganze Kosmogenie der Jndier enthaͤlt.</p><lb/><p>Eine große Tafel, aus China gebracht, beweist,<lb/>
daß die christliche Religion schon im siebenten Jahrhun-<lb/>
derte bis nach China vorgedrungen war. Jhre Aechtheit<lb/>
erkennt man besonders aus den syrischen Anfangsbuchsta-<lb/>
ben, derer sich die Bischoͤfe damals bedienten. — Meh-<lb/>
rere Handschriften mit herrlichen Bildern — praͤchtig<lb/>
eingebundene Meßbuͤcher u. s. w. — Das waͤre es unge-<lb/>
faͤhr, was sicher auch jeden Ungelehrten, und selbst Da-<lb/>
men, einige Stunden in der Gallerie der Handschriften<lb/>
fesseln wird.</p></div><lb/></body></text></TEI>
[115/0115]
kommen da eine Menge Dinge vor, die sich heut zu Ta-
ge, selbst von Sachverstaͤndigen, nicht mehr gut erklaͤ-
ren lassen, und vermuthlich dienten, die Dekorationen
anzudeuten, weil diese bekanntlich oft nur symbolisch
angedeutet wurden. Z. B. Eine viereckte Maschine, nicht
groͤßer als eine gewoͤhnliche Thuͤr, mit Stricken wie ein
Netz bezogen, theilte das Theater gleichsam in zwey
Theile. —
Der Alkoran, den Karl der Fuͤnfte einst aus Ma-
rocco mitbrachte. — Ein indischer Roman, mit
schoͤnen, lebhaften Gemaͤlden, unschaͤtzbar bey Erklaͤrung
von Kostum und Gebraͤuchen. Unter andern sieht man
am Schlusse eine Wittwe, die sich mit ihrem Gatten
verbrennt, mit der Unterschrift: Diese Flammen
sind Eis gegen meine Liebe.
Eine Menge chinesischer Portraits, seltsam
anzuschauen. — Ein franzoͤsisches Buch, zu welchem
ein Bramine sehr huͤbsche Gemaͤlde verfertigt hat. —
Jndische Manuskripte auf Palmenblaͤttern, wor-
unter noch viele unbekannte, unter andern ein Gedicht,
welches die ganze Kosmogenie der Jndier enthaͤlt.
Eine große Tafel, aus China gebracht, beweist,
daß die christliche Religion schon im siebenten Jahrhun-
derte bis nach China vorgedrungen war. Jhre Aechtheit
erkennt man besonders aus den syrischen Anfangsbuchsta-
ben, derer sich die Bischoͤfe damals bedienten. — Meh-
rere Handschriften mit herrlichen Bildern — praͤchtig
eingebundene Meßbuͤcher u. s. w. — Das waͤre es unge-
faͤhr, was sicher auch jeden Ungelehrten, und selbst Da-
men, einige Stunden in der Gallerie der Handschriften
fesseln wird.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr]
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von August von Kotzebue erschienen 1804 in einer einbändigen Ausgabe im Frölich-Verlag, Berlin. Im gleichen Jahr wurde diese Ausgabe als zweibändige Ausgabe in einem Band im Titel als "unveränderte Auflage" bezeichnet, herausgegeben. Das Deutsche Textarchiv hat den Text der 3. unveränderten Auflage im Rahmen einer Kuration herausgegeben.
Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen02_1804/115>, abgerufen am 08.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.