Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804.

Bild:
<< vorherige Seite

(ob sie aber in diesem Augenblicke noch gültig sey, weiß
Gott). Wer in Paris für einen Elegant gelten will,
muß frisirt seyn von Armand, berockt durch Ca-
tel, behost durch Henry und beschuht durch Asth-
ley. -- Wem es aber grade nicht darum zu thun ist,
unter solchen Leuten auf solche Weise zu glänzen,
der kann auch in seiner täglichen oder mitgebrachten Klei-
dung gehen wohin er Lust hat; Niemand, von dem es
die Mühe verlohnte ihn Jemand zu nennen, wird
darauf Acht geben. Mit einer Uniform kommt man am
besten durch. Fast Jedermann erscheint hier selbst in Ci-
viluniform, die sehr verschieden und meistentheils ge-
schmackvoll mit Gold und Silber gestickt ist. Die Uni-
form des National - Jnstituts zeichnet sich durch Geschmack
und Einfachheit besonders aus, sie ist dunkelgrau, mit
einer Guirlande von grünen Lorbeerzweigen gestickt.

3. Versuche zu Ehestiftungen.

Es vergeht in Paris selten eine Woche, in der nicht
mehrere Herren, zuweilen auch Damen, durch die öf-
fentlichen Blätter den Versuch machten, einen Gefähr-
ten des Lebens zu finden. Ob ein solcher Versuch oft
oder selten gelinge, erfährt man freilich nicht; das er-
stere ist jedoch zu vermuthen, weil man sich sonst der Zei-
tungsblätter nicht so häufig dazu bedienen würde. --
Vom eigentlichen Heyrathen ist wohl auch nicht im-
mer die Rede, es ist meistenstheils zweideutig ausge-
drückt. Jch führe einige Beispiele an, die für den Sit-
tenbeobachter mehr als ein Jnteresse haben werden.

"Ein Junggeselle von 40 Jahren, in der Literatur
"bewandert, ein aufgeweckter Gesellschafter, von sanf-

(ob sie aber in diesem Augenblicke noch guͤltig sey, weiß
Gott). Wer in Paris fuͤr einen Elegant gelten will,
muß frisirt seyn von Armand, berockt durch Ca-
tel, behost durch Henry und beschuht durch Asth-
ley. — Wem es aber grade nicht darum zu thun ist,
unter solchen Leuten auf solche Weise zu glaͤnzen,
der kann auch in seiner taͤglichen oder mitgebrachten Klei-
dung gehen wohin er Lust hat; Niemand, von dem es
die Muͤhe verlohnte ihn Jemand zu nennen, wird
darauf Acht geben. Mit einer Uniform kommt man am
besten durch. Fast Jedermann erscheint hier selbst in Ci-
viluniform, die sehr verschieden und meistentheils ge-
schmackvoll mit Gold und Silber gestickt ist. Die Uni-
form des National - Jnstituts zeichnet sich durch Geschmack
und Einfachheit besonders aus, sie ist dunkelgrau, mit
einer Guirlande von gruͤnen Lorbeerzweigen gestickt.

3. Versuche zu Ehestiftungen.

Es vergeht in Paris selten eine Woche, in der nicht
mehrere Herren, zuweilen auch Damen, durch die oͤf-
fentlichen Blaͤtter den Versuch machten, einen Gefaͤhr-
ten des Lebens zu finden. Ob ein solcher Versuch oft
oder selten gelinge, erfaͤhrt man freilich nicht; das er-
stere ist jedoch zu vermuthen, weil man sich sonst der Zei-
tungsblaͤtter nicht so haͤufig dazu bedienen wuͤrde. —
Vom eigentlichen Heyrathen ist wohl auch nicht im-
mer die Rede, es ist meistenstheils zweideutig ausge-
druͤckt. Jch fuͤhre einige Beispiele an, die fuͤr den Sit-
tenbeobachter mehr als ein Jnteresse haben werden.

„Ein Junggeselle von 40 Jahren, in der Literatur
„bewandert, ein aufgeweckter Gesellschafter, von sanf-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0192" n="188"/>
(ob sie aber in diesem Augenblicke noch gu&#x0364;ltig sey, weiß<lb/>
Gott). Wer in Paris fu&#x0364;r einen Elegant gelten will,<lb/>
muß <hi rendition="#g">frisirt</hi> seyn von Armand, <hi rendition="#g">berockt</hi> durch Ca-<lb/>
tel, <hi rendition="#g">behost</hi> durch Henry und <hi rendition="#g">beschuht</hi> durch Asth-<lb/>
ley. &#x2014; Wem es aber grade nicht darum zu thun ist,<lb/>
unter <hi rendition="#g">solchen</hi> Leuten auf <hi rendition="#g">solche</hi> Weise zu gla&#x0364;nzen,<lb/>
der kann auch in seiner ta&#x0364;glichen oder mitgebrachten Klei-<lb/>
dung gehen wohin er Lust hat; Niemand, von dem es<lb/>
die Mu&#x0364;he verlohnte ihn <hi rendition="#g">Jemand</hi> zu nennen, wird<lb/>
darauf Acht geben. Mit einer Uniform kommt man am<lb/>
besten durch. Fast Jedermann erscheint hier selbst in Ci-<lb/>
viluniform, die sehr verschieden und meistentheils ge-<lb/>
schmackvoll mit Gold und Silber gestickt ist. Die Uni-<lb/>
form des National - Jnstituts zeichnet sich durch Geschmack<lb/>
und Einfachheit besonders aus, sie ist dunkelgrau, mit<lb/>
einer Guirlande von gru&#x0364;nen Lorbeerzweigen gestickt.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>3. Versuche zu Ehestiftungen.</head><lb/>
              <p>Es vergeht in Paris selten eine Woche, in der nicht<lb/>
mehrere Herren, zuweilen auch Damen, durch die o&#x0364;f-<lb/>
fentlichen Bla&#x0364;tter den Versuch machten, einen Gefa&#x0364;hr-<lb/>
ten des Lebens zu finden. Ob ein solcher Versuch oft<lb/>
oder selten gelinge, erfa&#x0364;hrt man freilich nicht; das er-<lb/>
stere ist jedoch zu vermuthen, weil man sich sonst der Zei-<lb/>
tungsbla&#x0364;tter nicht so ha&#x0364;ufig dazu bedienen wu&#x0364;rde. &#x2014;<lb/>
Vom eigentlichen <hi rendition="#g">Heyrathen</hi> ist wohl auch nicht im-<lb/>
mer die Rede, es ist meistenstheils zweideutig ausge-<lb/>
dru&#x0364;ckt. Jch fu&#x0364;hre einige Beispiele an, die fu&#x0364;r den Sit-<lb/>
tenbeobachter mehr als ein Jnteresse haben werden.</p><lb/>
              <p>&#x201E;Ein Junggeselle von 40 Jahren, in der Literatur<lb/>
&#x201E;bewandert, ein aufgeweckter Gesellschafter, von sanf-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[188/0192] (ob sie aber in diesem Augenblicke noch guͤltig sey, weiß Gott). Wer in Paris fuͤr einen Elegant gelten will, muß frisirt seyn von Armand, berockt durch Ca- tel, behost durch Henry und beschuht durch Asth- ley. — Wem es aber grade nicht darum zu thun ist, unter solchen Leuten auf solche Weise zu glaͤnzen, der kann auch in seiner taͤglichen oder mitgebrachten Klei- dung gehen wohin er Lust hat; Niemand, von dem es die Muͤhe verlohnte ihn Jemand zu nennen, wird darauf Acht geben. Mit einer Uniform kommt man am besten durch. Fast Jedermann erscheint hier selbst in Ci- viluniform, die sehr verschieden und meistentheils ge- schmackvoll mit Gold und Silber gestickt ist. Die Uni- form des National - Jnstituts zeichnet sich durch Geschmack und Einfachheit besonders aus, sie ist dunkelgrau, mit einer Guirlande von gruͤnen Lorbeerzweigen gestickt. 3. Versuche zu Ehestiftungen. Es vergeht in Paris selten eine Woche, in der nicht mehrere Herren, zuweilen auch Damen, durch die oͤf- fentlichen Blaͤtter den Versuch machten, einen Gefaͤhr- ten des Lebens zu finden. Ob ein solcher Versuch oft oder selten gelinge, erfaͤhrt man freilich nicht; das er- stere ist jedoch zu vermuthen, weil man sich sonst der Zei- tungsblaͤtter nicht so haͤufig dazu bedienen wuͤrde. — Vom eigentlichen Heyrathen ist wohl auch nicht im- mer die Rede, es ist meistenstheils zweideutig ausge- druͤckt. Jch fuͤhre einige Beispiele an, die fuͤr den Sit- tenbeobachter mehr als ein Jnteresse haben werden. „Ein Junggeselle von 40 Jahren, in der Literatur „bewandert, ein aufgeweckter Gesellschafter, von sanf-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen01_1804
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen01_1804/192
Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen01_1804/192>, abgerufen am 18.12.2024.