mit seiner schwarzen Perücke so angenehm contrastirt, ist erborgt.
Zur Morgentoilette einer Dame gehört, gleich nach dem Bade, Savon des Sultanes, Ekmelek, Rosenes- senz, huile antique, und vor allen Dingen Waschwas- ser von der Demoiselle Matthieu, welches unfehlbar die Alten jung und die Häßlichen schön macht. Zu der ei- gentlichen Kleidung zollen alle Welttheile ihren Tribut: englisches Tuch, egyptischer Schawl, irlän- dische Schuh, römische Sandalen, indischen Mousselin, Spitzen von Malines, Stickereien von Lyon, Seidenzeuge aus Turin. Den Kopf ziert ei- ne Titusperücke, oder ein Chignon a la Nina, oder ein Häubchen repentir d'Eulalie. Vor einiger Zeit entwand- ten die Damen den Herren die Tuchkleider und Ka- maschen, und die Herren stahlen ihnen dagegen die weißen Hüte, die aber nicht lange hielten. -- Die Löckchen des Haarputzes werden nicht mehr wie vormals undankbarer Weise namenlos gelassen, es giebt jetzt moralische, religiöse, empfindsame Löckchen; die letztern sind jedoch nicht mehr Mode, und da die Haarbüschel oben auf dem Kopfe temperament genannt werden, so gab das neulich einem Witzling Gelegenheit zu dem Bonmot: nos femmes ont quittes les senti- mens, elles n'ont plus que du temperament. Andere nennen jenen Haarbüschel auch coup de vent, weil vor- ausgesetzt wird, er sey durch einen Windstoß von un- ten und hinten zugleich, entstanden. -- Nur dieje- nigen Frauen sind d'un certain genre, welche Casimir- Schawls und Spitzenschleyer haben, die übrigen gehö- ren zu den especes. -- Die große parure ist sehr ein- fach. Keine Schminke, kein Puder, das Haar ein we-
mit seiner schwarzen Peruͤcke so angenehm contrastirt, ist erborgt.
Zur Morgentoilette einer Dame gehoͤrt, gleich nach dem Bade, Savon des Sultanes, Ekmelek, Rosenes- senz, huile antique, und vor allen Dingen Waschwas- ser von der Demoiselle Matthieu, welches unfehlbar die Alten jung und die Haͤßlichen schoͤn macht. Zu der ei- gentlichen Kleidung zollen alle Welttheile ihren Tribut: englisches Tuch, egyptischer Schawl, irlaͤn- dische Schuh, roͤmische Sandalen, indischen Mousselin, Spitzen von Malines, Stickereien von Lyon, Seidenzeuge aus Turin. Den Kopf ziert ei- ne Titusperuͤcke, oder ein Chignon à la Nina, oder ein Haͤubchen repentir d'Eulalie. Vor einiger Zeit entwand- ten die Damen den Herren die Tuchkleider und Ka- maschen, und die Herren stahlen ihnen dagegen die weißen Huͤte, die aber nicht lange hielten. — Die Loͤckchen des Haarputzes werden nicht mehr wie vormals undankbarer Weise namenlos gelassen, es giebt jetzt moralische, religioͤse, empfindsame Loͤckchen; die letztern sind jedoch nicht mehr Mode, und da die Haarbuͤschel oben auf dem Kopfe tempérament genannt werden, so gab das neulich einem Witzling Gelegenheit zu dem Bonmot: nos femmes ont quittés les senti- mens, elles n'ont plus que du tempérament. Andere nennen jenen Haarbuͤschel auch coup de vent, weil vor- ausgesetzt wird, er sey durch einen Windstoß von un- ten und hinten zugleich, entstanden. — Nur dieje- nigen Frauen sind d'un certain genre, welche Casimir- Schawls und Spitzenschleyer haben, die uͤbrigen gehoͤ- ren zu den espèces. — Die große parure ist sehr ein- fach. Keine Schminke, kein Puder, das Haar ein we-
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mit seiner schwarzen Peruͤcke so angenehm contrastirt,
ist erborgt.
Zur Morgentoilette einer Dame gehoͤrt, gleich nach
dem Bade, Savon des Sultanes, Ekmelek, Rosenes-
senz, huile antique, und vor allen Dingen Waschwas-
ser von der Demoiselle Matthieu, welches unfehlbar die
Alten jung und die Haͤßlichen schoͤn macht. Zu der ei-
gentlichen Kleidung zollen alle Welttheile ihren Tribut:
englisches Tuch, egyptischer Schawl, irlaͤn-
dische Schuh, roͤmische Sandalen, indischen
Mousselin, Spitzen von Malines, Stickereien von
Lyon, Seidenzeuge aus Turin. Den Kopf ziert ei-
ne Titusperuͤcke, oder ein Chignon à la Nina, oder ein
Haͤubchen repentir d'Eulalie. Vor einiger Zeit entwand-
ten die Damen den Herren die Tuchkleider und Ka-
maschen, und die Herren stahlen ihnen dagegen die
weißen Huͤte, die aber nicht lange hielten. — Die
Loͤckchen des Haarputzes werden nicht mehr wie vormals
undankbarer Weise namenlos gelassen, es giebt jetzt
moralische, religioͤse, empfindsame Loͤckchen;
die letztern sind jedoch nicht mehr Mode, und da die
Haarbuͤschel oben auf dem Kopfe tempérament genannt
werden, so gab das neulich einem Witzling Gelegenheit
zu dem Bonmot: nos femmes ont quittés les senti-
mens, elles n'ont plus que du tempérament. Andere
nennen jenen Haarbuͤschel auch coup de vent, weil vor-
ausgesetzt wird, er sey durch einen Windstoß von un-
ten und hinten zugleich, entstanden. — Nur dieje-
nigen Frauen sind d'un certain genre, welche Casimir-
Schawls und Spitzenschleyer haben, die uͤbrigen gehoͤ-
ren zu den espèces. — Die große parure ist sehr ein-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr]
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von August von Kotzebue erschienen 1804 in einer einbändigen Ausgabe im Frölich-Verlag, Berlin. Im gleichen Jahr wurde diese Ausgabe als zweibändige Ausgabe in einem Band im Titel als "unveränderte Auflage" bezeichnet, herausgegeben. Das Deutsche Textarchiv hat den Text der 3. unveränderten Auflage im Rahmen einer Kuration herausgegeben.
Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen01_1804/187>, abgerufen am 08.07.2024.
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