gend, Adel, Geschmeidigkeit, Kraft und Zierlichkeit, das sind die Theile, aus welchen sie zusammengesetzt ist. Ja, ich beuge willig meine Kniee, und bedaure nur mit vielen Andern, daß die Art, wie man dies vortreffliche Kunstwerk aufgestellt hat, nicht verstattet, es von allen Seiten zu betrachten. Zum Ersatz dafür lieset man aber eine schöne neue Jnschrift, welche besagt: "daß dieser Apoll am Ende des fünfzehnten Jahrhunderts zu An- tium gefunden, von Julius dem Eilften zu Anfang des sechszehnten im Vatican aufgestellt, im Jahr fünf der Republik von Bonaparte erobert, und im Jahr acht, im ersten seines Consulats, hieher gebracht wor- den." Die Namen der drei Consuln, und der des Mi- nisters des Jnnern, Lucian Bonaparte, sind auf der Rückseite eingehauen. --
Fast möchte ich nun gar nichts mehr sagen, denn wenn die Sonne einmal dasteht, so sieht man die Ster- ne nicht mehr. Es wäre aber doch undankbar, der herr- lichen Musen gar nicht zu erwähnen, die einen eignen Saal schmücken, besonders der holden Thalia mit der Epheukrone und dem Tambourin, die beide auf ih- ren bacchischen Ursprung deuten, mit der komischen Larve, und endlich mit der Hirtenflöte, weil sie auch die Muse der Hirtengedichte war. -- Gleich ne- ben ihr ist eine schöne Herme des Socrates, der ihre Scherze nicht verschmähte, und eine Büste Virgils, dem sie so hold war. -- Unfern erblickt man Euri- pides sitzend, und was diese Statüe äußerst kostbar macht, ist eine griechische Jnschrift am Plinth dersel- ben, die nicht nur den Namen des (trotz Schlegel und Consorten) ewig großen Trauerspieldichters, sondern auch einen Catalog seiner Werke enthält. --
gend, Adel, Geschmeidigkeit, Kraft und Zierlichkeit, das sind die Theile, aus welchen sie zusammengesetzt ist. Ja, ich beuge willig meine Kniee, und bedaure nur mit vielen Andern, daß die Art, wie man dies vortreffliche Kunstwerk aufgestellt hat, nicht verstattet, es von allen Seiten zu betrachten. Zum Ersatz dafuͤr lieset man aber eine schoͤne neue Jnschrift, welche besagt: „daß dieser Apoll am Ende des fuͤnfzehnten Jahrhunderts zu An- tium gefunden, von Julius dem Eilften zu Anfang des sechszehnten im Vatican aufgestellt, im Jahr fuͤnf der Republik von Bonaparte erobert, und im Jahr acht, im ersten seines Consulats, hieher gebracht wor- den.“ Die Namen der drei Consuln, und der des Mi- nisters des Jnnern, Lucian Bonaparte, sind auf der Ruͤckseite eingehauen. —
Fast moͤchte ich nun gar nichts mehr sagen, denn wenn die Sonne einmal dasteht, so sieht man die Ster- ne nicht mehr. Es waͤre aber doch undankbar, der herr- lichen Musen gar nicht zu erwaͤhnen, die einen eignen Saal schmuͤcken, besonders der holden Thalia mit der Epheukrone und dem Tambourin, die beide auf ih- ren bacchischen Ursprung deuten, mit der komischen Larve, und endlich mit der Hirtenfloͤte, weil sie auch die Muse der Hirtengedichte war. — Gleich ne- ben ihr ist eine schoͤne Herme des Socrates, der ihre Scherze nicht verschmaͤhte, und eine Buͤste Virgils, dem sie so hold war. — Unfern erblickt man Euri- pides sitzend, und was diese Statuͤe aͤußerst kostbar macht, ist eine griechische Jnschrift am Plinth dersel- ben, die nicht nur den Namen des (trotz Schlegel und Consorten) ewig großen Trauerspieldichters, sondern auch einen Catalog seiner Werke enthaͤlt. —
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gend, Adel, Geschmeidigkeit, Kraft und Zierlichkeit,
das sind die Theile, aus welchen sie zusammengesetzt ist.
Ja, ich beuge willig meine Kniee, und bedaure nur mit
vielen Andern, daß die Art, wie man dies vortreffliche
Kunstwerk aufgestellt hat, nicht verstattet, es von allen
Seiten zu betrachten. Zum Ersatz dafuͤr lieset man aber
eine schoͤne neue Jnschrift, welche besagt: „daß dieser
Apoll am Ende des fuͤnfzehnten Jahrhunderts zu An-
tium gefunden, von Julius dem Eilften zu Anfang
des sechszehnten im Vatican aufgestellt, im Jahr fuͤnf
der Republik von Bonaparte erobert, und im Jahr
acht, im ersten seines Consulats, hieher gebracht wor-
den.“ Die Namen der drei Consuln, und der des Mi-
nisters des Jnnern, Lucian Bonaparte, sind auf
der Ruͤckseite eingehauen. —
Fast moͤchte ich nun gar nichts mehr sagen, denn
wenn die Sonne einmal dasteht, so sieht man die Ster-
ne nicht mehr. Es waͤre aber doch undankbar, der herr-
lichen Musen gar nicht zu erwaͤhnen, die einen eignen
Saal schmuͤcken, besonders der holden Thalia mit
der Epheukrone und dem Tambourin, die beide auf ih-
ren bacchischen Ursprung deuten, mit der komischen
Larve, und endlich mit der Hirtenfloͤte, weil sie
auch die Muse der Hirtengedichte war. — Gleich ne-
ben ihr ist eine schoͤne Herme des Socrates, der ihre
Scherze nicht verschmaͤhte, und eine Buͤste Virgils,
dem sie so hold war. — Unfern erblickt man Euri-
pides sitzend, und was diese Statuͤe aͤußerst kostbar
macht, ist eine griechische Jnschrift am Plinth dersel-
ben, die nicht nur den Namen des (trotz Schlegel und
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auch einen Catalog seiner Werke enthaͤlt. —
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr]
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von August von Kotzebue erschienen 1804 in einer einbändigen Ausgabe im Frölich-Verlag, Berlin. Im gleichen Jahr wurde diese Ausgabe als zweibändige Ausgabe in einem Band im Titel als "unveränderte Auflage" bezeichnet, herausgegeben. Das Deutsche Textarchiv hat den Text der 3. unveränderten Auflage im Rahmen einer Kuration herausgegeben.
Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen01_1804/163>, abgerufen am 16.02.2025.
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