Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804.Venus Rembrandt's, in flamändischer Tracht, Ein kleines, von der Zeit gemißhandeltes Bild soll Sehr dramatisch hat Terburg eine etwas lockere Venus Rembrandt's, in flamaͤndischer Tracht, Ein kleines, von der Zeit gemißhandeltes Bild soll Sehr dramatisch hat Terburg eine etwas lockere <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0149" n="145"/><hi rendition="#g">Venus Rembrandt's,</hi> in flamaͤndischer Tracht,<lb/> mit schoͤnen großen Ohrringen. Wahrlich waͤren dem<lb/> Jungen, der vor ihr steht, nicht ein Paar Fluͤgel an-<lb/> geleimt, keine Seele wuͤrde errathen, daß er einen Amor<lb/> vorstellen soll. Da lob' ich mir das herrliche <hi rendition="#g">Fami-<lb/> liengemaͤlde</hi> des weniger beruͤhmten <hi rendition="#g">Ostade.</hi> Drei<lb/> solche Rembrandtische Venus gaͤb' ich dafuͤr hin.</p><lb/> <p>Ein kleines, von der Zeit gemißhandeltes Bild soll<lb/> ein <hi rendition="#g">Turnier</hi> vorstellen und <hi rendition="#g">Rubens</hi> zum Verfasser<lb/> haben. Es gehoͤrt eine starke Einbildungskraft dazu,<lb/> sowohl den Gegenstand als den Verfasser zu erkennen. —<lb/> Du, mit dem sanften Gesicht, <hi rendition="#g">Elisabeth von<lb/> Bourbon,</hi> Geliebte des Dom Carlos; mehr noch als<lb/><hi rendition="#g">Rubens</hi> Pinsel macht Schillers Meisterwerk dich mir<lb/> interessant, und nur jene lebhaft dargestellten stillen<lb/><hi rendition="#g">Freuden der Haͤuslichkeit</hi> von <hi rendition="#g">Steen,</hi> koͤn-<lb/> nen meinen Blick von dir abziehen. Man haͤnge dieses<lb/> Bild neben das der heil. Agathe, der die Brustwarzen<lb/> abgekniffen werden, und frage sich dann, ob man lie-<lb/> ber <hi rendition="#g">Steen</hi> oder <hi rendition="#g">Sebastiano's</hi> Freund seyn moͤch-<lb/> te? —</p><lb/> <p>Sehr dramatisch hat <hi rendition="#g">Terburg</hi> eine etwas lockere<lb/> Scene behandelt, wo ein dicker Soldat, ein jovialischer<lb/> Zechbruder, einem Maͤdchen Geld bietet, das zwar ver-<lb/> schaͤmt die Augen nieder - aber das Geld nicht ausschlaͤgt.<lb/> — Das Portrait eines alten Hausmeisters der Maler-<lb/> Academie zu Antwerpen (von Cornelius Vos) ist von<lb/> einer hinreißenden Wahrheit; und die <hi rendition="#g">Micheline</hi> (von<lb/> Barocci) von einer unaussprechlichen Lieblichkeit. Hat<lb/> diese schoͤne Pilgerinn wirklich so ausgesehen, so wird<lb/> ihre Heiligkeit sie schwerlich vor profaner Liebe geschuͤtzt<lb/> haben. — Um so empoͤrender ist abermals das <hi rendition="#g">Maͤr-<lb/></hi></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [145/0149]
Venus Rembrandt's, in flamaͤndischer Tracht,
mit schoͤnen großen Ohrringen. Wahrlich waͤren dem
Jungen, der vor ihr steht, nicht ein Paar Fluͤgel an-
geleimt, keine Seele wuͤrde errathen, daß er einen Amor
vorstellen soll. Da lob' ich mir das herrliche Fami-
liengemaͤlde des weniger beruͤhmten Ostade. Drei
solche Rembrandtische Venus gaͤb' ich dafuͤr hin.
Ein kleines, von der Zeit gemißhandeltes Bild soll
ein Turnier vorstellen und Rubens zum Verfasser
haben. Es gehoͤrt eine starke Einbildungskraft dazu,
sowohl den Gegenstand als den Verfasser zu erkennen. —
Du, mit dem sanften Gesicht, Elisabeth von
Bourbon, Geliebte des Dom Carlos; mehr noch als
Rubens Pinsel macht Schillers Meisterwerk dich mir
interessant, und nur jene lebhaft dargestellten stillen
Freuden der Haͤuslichkeit von Steen, koͤn-
nen meinen Blick von dir abziehen. Man haͤnge dieses
Bild neben das der heil. Agathe, der die Brustwarzen
abgekniffen werden, und frage sich dann, ob man lie-
ber Steen oder Sebastiano's Freund seyn moͤch-
te? —
Sehr dramatisch hat Terburg eine etwas lockere
Scene behandelt, wo ein dicker Soldat, ein jovialischer
Zechbruder, einem Maͤdchen Geld bietet, das zwar ver-
schaͤmt die Augen nieder - aber das Geld nicht ausschlaͤgt.
— Das Portrait eines alten Hausmeisters der Maler-
Academie zu Antwerpen (von Cornelius Vos) ist von
einer hinreißenden Wahrheit; und die Micheline (von
Barocci) von einer unaussprechlichen Lieblichkeit. Hat
diese schoͤne Pilgerinn wirklich so ausgesehen, so wird
ihre Heiligkeit sie schwerlich vor profaner Liebe geschuͤtzt
haben. — Um so empoͤrender ist abermals das Maͤr-
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