schaue, welches Charles le Brun seiner Mutter errich- tete. Ein Engel mit der Tuba schwebt über ihrem Sar- ge, der Ruf zur Auferstehung erschallt, die Matrone hört ihn, und hebt den Deckel des Sarges und steigt, nach langem Schlummer fröhlich erwachend aus dem Grabe. Die Kunst hat der kindlichen Liebe die Hand geboten; der Ausdruck der Gestalt ist bewundernswür- dig; ein heißes Verlangen nach himmlischem Lichte scheint das Gesicht der Auferstehenden zu verklären. --
Dank dir, wackerer Girardon, für die große Leh- re, die du hier, auf Louvois Denkmal, allen Staats- ministern gegeben. Die Geschichte, ein offenes Buch haltend, wendet bethränte Augen gegen Louvois, und scheint ihm in ihren Annalen die Stelle zu zeigen, wel- che seine Grausamkeit gegen die Pfalz ver- ewigt.
Die beiden französischen Zeilen, welche der lateini- schen Jnschrift auf des Dichters Santeuil Grabe folgen, sind mehr auffallend als verständlich:
Cy geit le celebre Santeuil! Muses et fous, prenez le deuil.
Eine in ihrer Art einzige Zusammensetzung.
Diese Melpomene, die sich weinend über Crebil- lons Büste herabbeugt, erinnert an eine drollige Anek- dote. Das Denkmal war für die Kirche St. Gervais bestimmt, wo Crebillon begraben liegt, allein der Prie- ster erklärte, er werde nicht dulden, daß sein Heilig- thum durch ein so profanes Denkmal entweiht werde, wenn nicht die Muse und Crebillons Büste weg- gelassen würden. -- So wollte man einst auf dem hei- ligen Theater zu D * * die Vorstellung von Schillers
schaue, welches Charles le Brun seiner Mutter errich- tete. Ein Engel mit der Tuba schwebt uͤber ihrem Sar- ge, der Ruf zur Auferstehung erschallt, die Matrone hoͤrt ihn, und hebt den Deckel des Sarges und steigt, nach langem Schlummer froͤhlich erwachend aus dem Grabe. Die Kunst hat der kindlichen Liebe die Hand geboten; der Ausdruck der Gestalt ist bewundernswuͤr- dig; ein heißes Verlangen nach himmlischem Lichte scheint das Gesicht der Auferstehenden zu verklaͤren. —
Dank dir, wackerer Girardon, fuͤr die große Leh- re, die du hier, auf Louvois Denkmal, allen Staats- ministern gegeben. Die Geschichte, ein offenes Buch haltend, wendet bethraͤnte Augen gegen Louvois, und scheint ihm in ihren Annalen die Stelle zu zeigen, wel- che seine Grausamkeit gegen die Pfalz ver- ewigt.
Die beiden franzoͤsischen Zeilen, welche der lateini- schen Jnschrift auf des Dichters Santeuil Grabe folgen, sind mehr auffallend als verstaͤndlich:
Cy gît le célèbre Santeuil! Muses et fous, prenez le deuil.
Eine in ihrer Art einzige Zusammensetzung.
Diese Melpomene, die sich weinend uͤber Crebil- lons Buͤste herabbeugt, erinnert an eine drollige Anek- dote. Das Denkmal war fuͤr die Kirche St. Gervais bestimmt, wo Crebillon begraben liegt, allein der Prie- ster erklaͤrte, er werde nicht dulden, daß sein Heilig- thum durch ein so profanes Denkmal entweiht werde, wenn nicht die Muse und Crebillons Buͤste weg- gelassen wuͤrden. — So wollte man einst auf dem hei- ligen Theater zu D * * die Vorstellung von Schillers
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schaue, welches Charles le Brun seiner Mutter errich-
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hoͤrt ihn, und hebt den Deckel des Sarges und steigt,
nach langem Schlummer froͤhlich erwachend aus dem
Grabe. Die Kunst hat der kindlichen Liebe die Hand
geboten; der Ausdruck der Gestalt ist bewundernswuͤr-
dig; ein heißes Verlangen nach himmlischem Lichte scheint
das Gesicht der Auferstehenden zu verklaͤren. —
Dank dir, wackerer Girardon, fuͤr die große Leh-
re, die du hier, auf Louvois Denkmal, allen Staats-
ministern gegeben. Die Geschichte, ein offenes Buch
haltend, wendet bethraͤnte Augen gegen Louvois, und
scheint ihm in ihren Annalen die Stelle zu zeigen, wel-
che seine Grausamkeit gegen die Pfalz ver-
ewigt.
Die beiden franzoͤsischen Zeilen, welche der lateini-
schen Jnschrift auf des Dichters Santeuil Grabe folgen,
sind mehr auffallend als verstaͤndlich:
Cy gît le célèbre Santeuil!
Muses et fous, prenez le deuil.
Eine in ihrer Art einzige Zusammensetzung.
Diese Melpomene, die sich weinend uͤber Crebil-
lons Buͤste herabbeugt, erinnert an eine drollige Anek-
dote. Das Denkmal war fuͤr die Kirche St. Gervais
bestimmt, wo Crebillon begraben liegt, allein der Prie-
ster erklaͤrte, er werde nicht dulden, daß sein Heilig-
thum durch ein so profanes Denkmal entweiht werde,
wenn nicht die Muse und Crebillons Buͤste weg-
gelassen wuͤrden. — So wollte man einst auf dem hei-
ligen Theater zu D * * die Vorstellung von Schillers
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr]
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von August von Kotzebue erschienen 1804 in einer einbändigen Ausgabe im Frölich-Verlag, Berlin. Im gleichen Jahr wurde diese Ausgabe als zweibändige Ausgabe in einem Band im Titel als "unveränderte Auflage" bezeichnet, herausgegeben. Das Deutsche Textarchiv hat den Text der 3. unveränderten Auflage im Rahmen einer Kuration herausgegeben.
Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen01_1804/138>, abgerufen am 08.07.2024.
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