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Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804.

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Auftrage zu Folge, aus allen zerstörten Schlössern,
Kirchen und Klöstern gegen sechshundert französische
Denkmäler gesammelt, deren manche bis zum sechsten
Jahrhundert hinaufsteigen, und deren Jedes ohne Aus-
nahme entweder durch Kunstwerth, oder durch Be-
obachtung der Fortschritte der Kunst, oder durch
die Geschichte, oder auch nur durch die entflammte
Phantasie des Beschauers, ein hohes Jnteresse em-
pfängt. Ein aufgehobenes Kloster (des petits Augustins)
ist zur Aufstellung dieser Schätze eingeräumt, und dies an-
tike Local sammt seinen Höfen und Gärten trefflich be-
nutzt worden. Was der heillose Vandalismus der Re-
volution zerstört oder zerstückelt hatte, das ist von dem
fleißigen Lenoir so viel möglich wieder hergestellt wor-
den. Er selbst war überall gegenwärtig, überall ge-
schäftig, und hat z. B. bei der Ausgrabung der Leich-
name in der Abtei St. Denis sehr interessante Bemer-
kungen gemacht. Viele, dort in steinernen Särgen
begrabene (ein Gebrauch, der sich aus den ersten Zeiten
der Monarchie herschreibt) wurden noch mit unver-
sehrten Kleidern gefunden, und allerlei Geräthschaften
neben ihnen, die zu ihrem Gebrauch gedient hatten
oder dienen sollten: leider rissen die damaligen Wilden
die Kleider in Stücke, und was Metall war, wurde
in die Münze getragen.

Man tritt zuerst in die vormalige Kirche, welche
mit Denkmälern aus allen Jahrhunderten, chronolo-
gisch geordnet und malerisch gruppirt, angefüllt ist.
Von da gelangt man in ein schauerliches Gewölbe,
dessen bemalte Fensterscheiben nur ein zweifelhaftes Licht
durchschimmern lassen. Hier thront auf unförmlichen
Ueberresten das dreizehnte Jahrhundert. Grob aus

Auftrage zu Folge, aus allen zerstoͤrten Schloͤssern,
Kirchen und Kloͤstern gegen sechshundert franzoͤsische
Denkmaͤler gesammelt, deren manche bis zum sechsten
Jahrhundert hinaufsteigen, und deren Jedes ohne Aus-
nahme entweder durch Kunstwerth, oder durch Be-
obachtung der Fortschritte der Kunst, oder durch
die Geschichte, oder auch nur durch die entflammte
Phantasie des Beschauers, ein hohes Jnteresse em-
pfaͤngt. Ein aufgehobenes Kloster (des petits Augustins)
ist zur Aufstellung dieser Schaͤtze eingeraͤumt, und dies an-
tike Local sammt seinen Hoͤfen und Gaͤrten trefflich be-
nutzt worden. Was der heillose Vandalismus der Re-
volution zerstoͤrt oder zerstuͤckelt hatte, das ist von dem
fleißigen Lenoir so viel moͤglich wieder hergestellt wor-
den. Er selbst war uͤberall gegenwaͤrtig, uͤberall ge-
schaͤftig, und hat z. B. bei der Ausgrabung der Leich-
name in der Abtei St. Denis sehr interessante Bemer-
kungen gemacht. Viele, dort in steinernen Saͤrgen
begrabene (ein Gebrauch, der sich aus den ersten Zeiten
der Monarchie herschreibt) wurden noch mit unver-
sehrten Kleidern gefunden, und allerlei Geraͤthschaften
neben ihnen, die zu ihrem Gebrauch gedient hatten
oder dienen sollten: leider rissen die damaligen Wilden
die Kleider in Stuͤcke, und was Metall war, wurde
in die Muͤnze getragen.

Man tritt zuerst in die vormalige Kirche, welche
mit Denkmaͤlern aus allen Jahrhunderten, chronolo-
gisch geordnet und malerisch gruppirt, angefuͤllt ist.
Von da gelangt man in ein schauerliches Gewoͤlbe,
dessen bemalte Fensterscheiben nur ein zweifelhaftes Licht
durchschimmern lassen. Hier thront auf unfoͤrmlichen
Ueberresten das dreizehnte Jahrhundert. Grob aus

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[119/0123] Auftrage zu Folge, aus allen zerstoͤrten Schloͤssern, Kirchen und Kloͤstern gegen sechshundert franzoͤsische Denkmaͤler gesammelt, deren manche bis zum sechsten Jahrhundert hinaufsteigen, und deren Jedes ohne Aus- nahme entweder durch Kunstwerth, oder durch Be- obachtung der Fortschritte der Kunst, oder durch die Geschichte, oder auch nur durch die entflammte Phantasie des Beschauers, ein hohes Jnteresse em- pfaͤngt. Ein aufgehobenes Kloster (des petits Augustins) ist zur Aufstellung dieser Schaͤtze eingeraͤumt, und dies an- tike Local sammt seinen Hoͤfen und Gaͤrten trefflich be- nutzt worden. Was der heillose Vandalismus der Re- volution zerstoͤrt oder zerstuͤckelt hatte, das ist von dem fleißigen Lenoir so viel moͤglich wieder hergestellt wor- den. Er selbst war uͤberall gegenwaͤrtig, uͤberall ge- schaͤftig, und hat z. B. bei der Ausgrabung der Leich- name in der Abtei St. Denis sehr interessante Bemer- kungen gemacht. Viele, dort in steinernen Saͤrgen begrabene (ein Gebrauch, der sich aus den ersten Zeiten der Monarchie herschreibt) wurden noch mit unver- sehrten Kleidern gefunden, und allerlei Geraͤthschaften neben ihnen, die zu ihrem Gebrauch gedient hatten oder dienen sollten: leider rissen die damaligen Wilden die Kleider in Stuͤcke, und was Metall war, wurde in die Muͤnze getragen. Man tritt zuerst in die vormalige Kirche, welche mit Denkmaͤlern aus allen Jahrhunderten, chronolo- gisch geordnet und malerisch gruppirt, angefuͤllt ist. Von da gelangt man in ein schauerliches Gewoͤlbe, dessen bemalte Fensterscheiben nur ein zweifelhaftes Licht durchschimmern lassen. Hier thront auf unfoͤrmlichen Ueberresten das dreizehnte Jahrhundert. Grob aus

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Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen01_1804/123>, abgerufen am 23.11.2024.