lieben muß, und der Spanier liebt wirklich. -- Von Ge- stalt ist der Deutsche groß, der Engländer wohl gewach- sen, der Franzose wohl aussehend, (de belle mine) der Jtaliener mittelmäßig, der Spanier zum Erschrecken. -- Jn der Kleidung ist der Deutsche ärmlich, der Englän- der prächtig, der Franzose veränderlich, der Jtaliener lum- pigt, (pietre) der Spanier bescheiden. -- Jn Sitten: der Deutsche bäurisch, der Engländer grausam, der Fran- zose gewandt, der Jtaliener höflich, der Spanier stolz. -- Jm Bewahren eines Geheimnisses: der Deut- sche vergißt, was man ihm gesagt hat, der Engländer ver- schweigt was er sagen, und sagt was er verschweigen soll- te, der Franzose plaudert alles aus, der Jtaliener spricht kein Wort, der Spanier ist sehr geheimnißvoll. -- Jn der Eitelkeit: der Deutsche prahlet wenig, der Engländer verachtet alles, der Franzose rühmt alles, der Jtaliener schätzt das Geringe gering, der Spanier rühmt nur sich selbst. -- Jn Beleidigungen und Wohlthaten: der Deutsche thut weder Gutes noch Böses, der Englän- der thut beides ohne Ursach, der Franzose vergißt beides, der Jtaliener ist schnell zum Wohlthun, aber rachsüchtig, der Spanier gegen beides gleichgültig. -- Jm Essen und Trinken: der Deutsche ein Trunkenbold, der Englän- der ein Leckermaul, der Franzose delikat, der Jtaliener mäßig, der Spanier knauserigt (chiche). Jm Gespräch: der Deutsche redet wenig und schlecht, aber schreibt gut, der Engländer redet schlecht und schreibt auch gut, der Franzose schreibt und spricht gut, der Jtaliener redet gut, schreibt viel und gut (?), der Spanier redet wenig, schreibt wenig, aber gut. -- Jn der Art sich zu präsenti- ren: der Deutsche sieht aus, wie ein Dummkopf, (bu- tor) der Engländer gleicht weder einem Narren noch ei-
lieben muß, und der Spanier liebt wirklich. — Von Ge- stalt ist der Deutsche groß, der Englaͤnder wohl gewach- sen, der Franzose wohl aussehend, (de belle mine) der Jtaliener mittelmaͤßig, der Spanier zum Erschrecken. — Jn der Kleidung ist der Deutsche aͤrmlich, der Englaͤn- der praͤchtig, der Franzose veraͤnderlich, der Jtaliener lum- pigt, (pietre) der Spanier bescheiden. — Jn Sitten: der Deutsche baͤurisch, der Englaͤnder grausam, der Fran- zose gewandt, der Jtaliener hoͤflich, der Spanier stolz. — Jm Bewahren eines Geheimnisses: der Deut- sche vergißt, was man ihm gesagt hat, der Englaͤnder ver- schweigt was er sagen, und sagt was er verschweigen soll- te, der Franzose plaudert alles aus, der Jtaliener spricht kein Wort, der Spanier ist sehr geheimnißvoll. — Jn der Eitelkeit: der Deutsche prahlet wenig, der Englaͤnder verachtet alles, der Franzose ruͤhmt alles, der Jtaliener schaͤtzt das Geringe gering, der Spanier ruͤhmt nur sich selbst. — Jn Beleidigungen und Wohlthaten: der Deutsche thut weder Gutes noch Boͤses, der Englaͤn- der thut beides ohne Ursach, der Franzose vergißt beides, der Jtaliener ist schnell zum Wohlthun, aber rachsuͤchtig, der Spanier gegen beides gleichguͤltig. — Jm Essen und Trinken: der Deutsche ein Trunkenbold, der Englaͤn- der ein Leckermaul, der Franzose delikat, der Jtaliener maͤßig, der Spanier knauserigt (chiche). Jm Gespraͤch: der Deutsche redet wenig und schlecht, aber schreibt gut, der Englaͤnder redet schlecht und schreibt auch gut, der Franzose schreibt und spricht gut, der Jtaliener redet gut, schreibt viel und gut (?), der Spanier redet wenig, schreibt wenig, aber gut. — Jn der Art sich zu praͤsenti- ren: der Deutsche sieht aus, wie ein Dummkopf, (bu- tor) der Englaͤnder gleicht weder einem Narren noch ei-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0101"n="97"/>
lieben muß, und der Spanier liebt wirklich. — Von <hirendition="#g">Ge-<lb/>
stalt</hi> ist der Deutsche groß, der Englaͤnder wohl gewach-<lb/>
sen, der Franzose wohl aussehend, (de belle mine) der<lb/>
Jtaliener mittelmaͤßig, der Spanier zum Erschrecken. —<lb/>
Jn der <hirendition="#g">Kleidung</hi> ist der Deutsche aͤrmlich, der Englaͤn-<lb/>
der praͤchtig, der Franzose veraͤnderlich, der Jtaliener lum-<lb/>
pigt, (pietre) der Spanier bescheiden. — Jn <hirendition="#g">Sitten:</hi><lb/>
der Deutsche baͤurisch, der Englaͤnder grausam, der Fran-<lb/>
zose gewandt, der Jtaliener hoͤflich, der Spanier stolz. —<lb/>
Jm <hirendition="#g">Bewahren eines Geheimnisses:</hi> der Deut-<lb/>
sche vergißt, was man ihm gesagt hat, der Englaͤnder ver-<lb/>
schweigt was er sagen, und sagt was er verschweigen soll-<lb/>
te, der Franzose plaudert alles aus, der Jtaliener spricht<lb/>
kein Wort, der Spanier ist sehr geheimnißvoll. — Jn der<lb/><hirendition="#g">Eitelkeit:</hi> der Deutsche prahlet wenig, der Englaͤnder<lb/>
verachtet alles, der Franzose ruͤhmt alles, der Jtaliener<lb/>
schaͤtzt das Geringe gering, der Spanier ruͤhmt nur sich<lb/>
selbst. — Jn <hirendition="#g">Beleidigungen und Wohlthaten:</hi><lb/>
der Deutsche thut weder Gutes noch Boͤses, der Englaͤn-<lb/>
der thut beides ohne Ursach, der Franzose vergißt beides,<lb/>
der Jtaliener ist schnell zum Wohlthun, aber rachsuͤchtig,<lb/>
der Spanier gegen beides gleichguͤltig. — Jm <hirendition="#g">Essen</hi> und<lb/><hirendition="#g">Trinken:</hi> der Deutsche ein Trunkenbold, der Englaͤn-<lb/>
der ein Leckermaul, der Franzose delikat, der Jtaliener<lb/>
maͤßig, der Spanier knauserigt (chiche). Jm <hirendition="#g">Gespraͤch:</hi><lb/>
der Deutsche redet wenig und schlecht, aber schreibt gut,<lb/>
der Englaͤnder redet schlecht und schreibt auch gut, der<lb/>
Franzose schreibt und spricht gut, der Jtaliener redet gut,<lb/>
schreibt viel und gut (?), der Spanier redet wenig, schreibt<lb/>
wenig, aber gut. — Jn der <hirendition="#g">Art sich zu praͤsenti-<lb/>
ren:</hi> der Deutsche sieht aus, wie ein Dummkopf, (bu-<lb/>
tor) der Englaͤnder gleicht weder einem Narren noch ei-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[97/0101]
lieben muß, und der Spanier liebt wirklich. — Von Ge-
stalt ist der Deutsche groß, der Englaͤnder wohl gewach-
sen, der Franzose wohl aussehend, (de belle mine) der
Jtaliener mittelmaͤßig, der Spanier zum Erschrecken. —
Jn der Kleidung ist der Deutsche aͤrmlich, der Englaͤn-
der praͤchtig, der Franzose veraͤnderlich, der Jtaliener lum-
pigt, (pietre) der Spanier bescheiden. — Jn Sitten:
der Deutsche baͤurisch, der Englaͤnder grausam, der Fran-
zose gewandt, der Jtaliener hoͤflich, der Spanier stolz. —
Jm Bewahren eines Geheimnisses: der Deut-
sche vergißt, was man ihm gesagt hat, der Englaͤnder ver-
schweigt was er sagen, und sagt was er verschweigen soll-
te, der Franzose plaudert alles aus, der Jtaliener spricht
kein Wort, der Spanier ist sehr geheimnißvoll. — Jn der
Eitelkeit: der Deutsche prahlet wenig, der Englaͤnder
verachtet alles, der Franzose ruͤhmt alles, der Jtaliener
schaͤtzt das Geringe gering, der Spanier ruͤhmt nur sich
selbst. — Jn Beleidigungen und Wohlthaten:
der Deutsche thut weder Gutes noch Boͤses, der Englaͤn-
der thut beides ohne Ursach, der Franzose vergißt beides,
der Jtaliener ist schnell zum Wohlthun, aber rachsuͤchtig,
der Spanier gegen beides gleichguͤltig. — Jm Essen und
Trinken: der Deutsche ein Trunkenbold, der Englaͤn-
der ein Leckermaul, der Franzose delikat, der Jtaliener
maͤßig, der Spanier knauserigt (chiche). Jm Gespraͤch:
der Deutsche redet wenig und schlecht, aber schreibt gut,
der Englaͤnder redet schlecht und schreibt auch gut, der
Franzose schreibt und spricht gut, der Jtaliener redet gut,
schreibt viel und gut (?), der Spanier redet wenig, schreibt
wenig, aber gut. — Jn der Art sich zu praͤsenti-
ren: der Deutsche sieht aus, wie ein Dummkopf, (bu-
tor) der Englaͤnder gleicht weder einem Narren noch ei-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr]
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von August von Kotzebue erschienen 1804 in einer einbändigen Ausgabe im Frölich-Verlag, Berlin. Im gleichen Jahr wurde diese Ausgabe als zweibändige Ausgabe in einem Band im Titel als "unveränderte Auflage" bezeichnet, herausgegeben. Das Deutsche Textarchiv hat den Text der 3. unveränderten Auflage im Rahmen einer Kuration herausgegeben.
Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen01_1804/101>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.