Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802.Lieb Trudchen trat herein zur Thür, Mit züchtigem lieblichem Wesen. Gar freundlich die Kranke willkommen sie hiess, Sie freut' sich als sey sie genesen. Zu Rimsted ruht Königinn Anne. "Ach könntest du lesen, ach könntest du schreiben, "Ach könntest du enden mein Leiden. "Ich wollte dir schenken mein schönstes Ross, "In rothe Scharlaken dich kleiden." Zu Rimsted ruht Königinn Anne. "Ach könnt' ich lesen, ach könnt' ich schreiben, "Ach wäret der Bürden ihr ledig. "Erlös' euch Gott ins Himmelsthron! "Er ist barmherzig und gnädig." Zu Rimsted ruht Königinn Anne. Schön Trudchen, sie las im Psalterbuch. Sie schaut herüber, hinüber. Die Buchstaben liefen ihr all' in Eins. Es gingen die Augen ihr über. Zu Rimsted ruht Königinn Anne. Sie führten die Kranke hinaus und herein. Es ward nur schlimmer und schlimmer. "Ist niemand denn, der meinen Herrn beschickt. "Genes' ich doch nimmer und nimmer." Zu Rimsted ruht Königinn Anne. Lieb Trudchen trat herein zur Thür, Mit züchtigem lieblichem Wesen. Gar freundlich die Kranke willkommen sie hieſs, Sie freut' sich als sey sie genesen. Zu Rimsted ruht Königinn Anne. „Ach könntest du lesen, ach könntest du schreiben, „Ach könntest du enden mein Leiden. „Ich wollte dir schenken mein schönstes Roſs, „In rothe Scharlaken dich kleiden.“ Zu Rimsted ruht Königinn Anne. „Ach könnt' ich lesen, ach könnt' ich schreiben, „Ach wäret der Bürden ihr ledig. „Erlös' euch Gott ins Himmelsthron! „Er ist barmherzig und gnädig.“ Zu Rimsted ruht Königinn Anne. Schön Trudchen, sie las im Psalterbuch. Sie schaut herüber, hinüber. Die Buchstaben liefen ihr all' in Eins. Es gingen die Augen ihr über. Zu Rimsted ruht Königinn Anne. Sie führten die Kranke hinaus und herein. Es ward nur schlimmer und schlimmer. „Ist niemand denn, der meinen Herrn beschickt. „Genes' ich doch nimmer und nimmer.“ Zu Rimsted ruht Königinn Anne. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0096" n="76"/> <lg n="3"> <l>Lieb Trudchen trat herein zur Thür,</l><lb/> <l>Mit züchtigem lieblichem Wesen.</l><lb/> <l>Gar freundlich die Kranke willkommen sie hieſs,</l><lb/> <l>Sie freut' sich als sey sie genesen.</l><lb/> <l>Zu Rimsted ruht Königinn Anne.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>„Ach könntest du lesen, ach könntest du schreiben,</l><lb/> <l>„Ach könntest du enden mein Leiden.</l><lb/> <l>„Ich wollte dir schenken mein schönstes Roſs,</l><lb/> <l>„In rothe Scharlaken dich kleiden.“</l><lb/> <l>Zu Rimsted ruht Königinn Anne.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>„Ach könnt' ich lesen, ach könnt' ich schreiben,</l><lb/> <l>„Ach wäret der Bürden ihr ledig.</l><lb/> <l>„Erlös' euch Gott ins Himmelsthron!</l><lb/> <l>„Er ist barmherzig und gnädig.“</l><lb/> <l>Zu Rimsted ruht Königinn Anne.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Schön Trudchen, sie las im Psalterbuch.</l><lb/> <l>Sie schaut herüber, hinüber.</l><lb/> <l>Die Buchstaben liefen ihr all' in Eins.</l><lb/> <l>Es gingen die Augen ihr über.</l><lb/> <l>Zu Rimsted ruht Königinn Anne.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Sie führten die Kranke hinaus und herein.</l><lb/> <l>Es ward nur schlimmer und schlimmer.</l><lb/> <l>„Ist niemand denn, der meinen Herrn beschickt.</l><lb/> <l>„Genes' ich doch nimmer und nimmer.“</l><lb/> <l>Zu Rimsted ruht Königinn Anne.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [76/0096]
Lieb Trudchen trat herein zur Thür,
Mit züchtigem lieblichem Wesen.
Gar freundlich die Kranke willkommen sie hieſs,
Sie freut' sich als sey sie genesen.
Zu Rimsted ruht Königinn Anne.
„Ach könntest du lesen, ach könntest du schreiben,
„Ach könntest du enden mein Leiden.
„Ich wollte dir schenken mein schönstes Roſs,
„In rothe Scharlaken dich kleiden.“
Zu Rimsted ruht Königinn Anne.
„Ach könnt' ich lesen, ach könnt' ich schreiben,
„Ach wäret der Bürden ihr ledig.
„Erlös' euch Gott ins Himmelsthron!
„Er ist barmherzig und gnädig.“
Zu Rimsted ruht Königinn Anne.
Schön Trudchen, sie las im Psalterbuch.
Sie schaut herüber, hinüber.
Die Buchstaben liefen ihr all' in Eins.
Es gingen die Augen ihr über.
Zu Rimsted ruht Königinn Anne.
Sie führten die Kranke hinaus und herein.
Es ward nur schlimmer und schlimmer.
„Ist niemand denn, der meinen Herrn beschickt.
„Genes' ich doch nimmer und nimmer.“
Zu Rimsted ruht Königinn Anne.
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Zitationshilfe: | Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen03_1802/96>, abgerufen am 17.02.2025. |