Da weht' es süss, wie Liebeslispel wehn, Und seeleschmelzend, wie ein Sterbelied, Das Heil'ge singen, über Strom und Flur. Ich schmolz in süsse Wehmuth. Zwar vernahm Ich nicht des Liedes Worte; doch sein Klang Durchschütterte mich mächtig, wiegte mich In tiefe Träumereyen ein. Ich sah, Ich hörte Mütter, die dem Grabe nah, Die Kinder ihres Herzens segneten, Und Jungfraun, die zu ew'ger Reinigkeit Sich Gott gelobten; Bräut' und Jünglinge, Die Lipp' auf Lippen ihren Lebensgeist Ins All der Liebe heiss ausathmeten. So däucht' es mir; so klang dem Schwärmenden Des Schwanes melancholischer Gesang.
Und stiller ward der Schwärmer, lauschete Und athmete noch leiser, dass ihm nicht Des Liedes schwächster Laut entschlüpfte. -- Schau! Da stieg ein Schwarm von Geyern, Kranichen, Von Störchen, Raben, Kibitz, und was sonst Unreinen Viehs im blauen Äther schwimmt, Lautkreischend in die Luft. Den klaren Tag Verdunkelte der Schwarm; des Schwarms Gekreisch. Sein Rufen, Krächzen, Klappern überschrie Des schönen Sängers schmelzenden Gesang.
Da weht' es süſs, wie Liebeslispel wehn, Und seeleschmelzend, wie ein Sterbelied, Das Heil'ge singen, über Strom und Flur. Ich schmolz in süſse Wehmuth. Zwar vernahm Ich nicht des Liedes Worte; doch sein Klang Durchschütterte mich mächtig, wiegte mich In tiefe Träumereyen ein. Ich sah, Ich hörte Mütter, die dem Grabe nah, Die Kinder ihres Herzens segneten, Und Jungfraun, die zu ew'ger Reinigkeit Sich Gott gelobten; Bräut' und Jünglinge, Die Lipp' auf Lippen ihren Lebensgeist Ins All der Liebe heiſs ausathmeten. So däucht' es mir; so klang dem Schwärmenden Des Schwanes melancholischer Gesang.
Und stiller ward der Schwärmer, lauschete Und athmete noch leiser, daſs ihm nicht Des Liedes schwächster Laut entschlüpfte. — Schau! Da stieg ein Schwarm von Geyern, Kranichen, Von Störchen, Raben, Kibitz, und was sonst Unreinen Viehs im blauen Äther schwimmt, Lautkreischend in die Luft. Den klaren Tag Verdunkelte der Schwarm; des Schwarms Gekreisch. Sein Rufen, Krächzen, Klappern überschrie Des schönen Sängers schmelzenden Gesang.
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Da weht' es süſs, wie Liebeslispel wehn,
Und seeleschmelzend, wie ein Sterbelied,
Das Heil'ge singen, über Strom und Flur.
Ich schmolz in süſse Wehmuth. Zwar vernahm
Ich nicht des Liedes Worte; doch sein Klang
Durchschütterte mich mächtig, wiegte mich
In tiefe Träumereyen ein. Ich sah,
Ich hörte Mütter, die dem Grabe nah,
Die Kinder ihres Herzens segneten,
Und Jungfraun, die zu ew'ger Reinigkeit
Sich Gott gelobten; Bräut' und Jünglinge,
Die Lipp' auf Lippen ihren Lebensgeist
Ins All der Liebe heiſs ausathmeten.
So däucht' es mir; so klang dem Schwärmenden
Des Schwanes melancholischer Gesang.
Und stiller ward der Schwärmer, lauschete
Und athmete noch leiser, daſs ihm nicht
Des Liedes schwächster Laut entschlüpfte. — Schau!
Da stieg ein Schwarm von Geyern, Kranichen,
Von Störchen, Raben, Kibitz, und was sonst
Unreinen Viehs im blauen Äther schwimmt,
Lautkreischend in die Luft. Den klaren Tag
Verdunkelte der Schwarm; des Schwarms Gekreisch.
Sein Rufen, Krächzen, Klappern überschrie
Des schönen Sängers schmelzenden Gesang.
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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen03_1802/319>, abgerufen am 23.07.2024.
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