Schau, es wimmelt im Sumpf. Es beseelt sich die Scholle. Auf schlanken Halmen wieget sich sanft schillernder Käfer Ge- schlecht. Hoch in den Lüften erschallt das Lied der frohlok- kenden Lerche, Mit des werdenden Tags spriessendem blasse- sten Strahl Schwingt sich die Sängerinn himmelempor, und singt, bis die Dämmrung Berg' und Thale verhüllt, fröhlich das fröhliche Lied. Komm, Holdselige dann, der Natur zartfühlende Freundinn, Komm mit mir ins Feld. Lass an des rieseln- den Bachs Saum uns lagern. Ihn stickt die tausendblättrige Bellis, Welche das werdende Jahr, welche das schei- dende kränzt. Horch' es locket die blödere Sie der flötende Sprosser. Schau, im Haselgebüsch polstert die Amsel ihr Nest. Hoch auf dem Halmdach drüben sitzt neben dem Tauber das Täubchen, Girret sein zärtliches Lied, liebeverlohren, ihr vor --
Schau, es wimmelt im Sumpf. Es beseelt sich die Scholle. Auf schlanken Halmen wieget sich sanft schillernder Käfer Ge- schlecht. Hoch in den Lüften erschallt das Lied der frohlok- kenden Lerche, Mit des werdenden Tags sprieſsendem blasse- sten Strahl Schwingt sich die Sängerinn himmelempor, und singt, bis die Dämmrung Berg' und Thale verhüllt, fröhlich das fröhliche Lied. Komm, Holdselige dann, der Natur zartfühlende Freundinn, Komm mit mir ins Feld. Laſs an des rieseln- den Bachs Saum uns lagern. Ihn stickt die tausendblättrige Bellis, Welche das werdende Jahr, welche das schei- dende kränzt. Horch' es locket die blödere Sie der flötende Sprosser. Schau, im Haselgebüsch polstert die Amsel ihr Nest. Hoch auf dem Halmdach drüben sitzt neben dem Tauber das Täubchen, Girret sein zärtliches Lied, liebeverlohren, ihr vor —
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Schau, es wimmelt im Sumpf. Es beseelt sich die
Scholle. Auf schlanken
Halmen wieget sich sanft schillernder Käfer Ge-
schlecht.
Hoch in den Lüften erschallt das Lied der frohlok-
kenden Lerche,
Mit des werdenden Tags sprieſsendem blasse-
sten Strahl
Schwingt sich die Sängerinn himmelempor, und
singt, bis die Dämmrung
Berg' und Thale verhüllt, fröhlich das fröhliche
Lied.
Komm, Holdselige dann, der Natur zartfühlende
Freundinn,
Komm mit mir ins Feld. Laſs an des rieseln-
den Bachs
Saum uns lagern. Ihn stickt die tausendblättrige
Bellis,
Welche das werdende Jahr, welche das schei-
dende kränzt.
Horch' es locket die blödere Sie der flötende
Sprosser.
Schau, im Haselgebüsch polstert die Amsel ihr
Nest.
Hoch auf dem Halmdach drüben sitzt neben dem
Tauber das Täubchen,
Girret sein zärtliches Lied, liebeverlohren, ihr
vor —
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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen03_1802/295>, abgerufen am 22.11.2024.
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