Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802.Zwang ich Tyche dir zu dienen, Brach mir Bahn durch Bruch und Schluft; Seh' am Belt ein Tempe grünen, Athm' auf Rugien Joniens Luft; Zaubr' ich mir aus Eis und Schlossen Einen Frühling blüthenweiss, Lehr' aus Urnen Rosen sprossen -- Lyra, dir gebührt der Preis! Schwing' ich mit der Ahnung Schwingen Aus dem Eitlen mich empor, Hör' entzückt die Sphären singen Mit des Geistes leiserm Ohr, Schwellt der Götter ew'ge Jugend Meine Adern, lächelt mir Mit Hetärenreiz die Tugend -- Güldne Lyra, Dank sey dir! Wie du einst, o güldne Leyer, Thraciens Gewürm bezwangst, Über Hellas Ebentheuer Glorreich manchen Sieg errangst; Also auch des Wahns Chimären, Auch die Sphynx der Leidenschaft Hilfst du siegreich mir beschwören Durch des Liedes Zauberkraft. Zwang ich Tyche dir zu dienen, Brach mir Bahn durch Bruch und Schluft; Seh' am Belt ein Tempe grünen, Athm' auf Rugien Joniens Luft; Zaubr' ich mir aus Eis und Schlossen Einen Frühling blüthenweiſs, Lehr' aus Urnen Rosen sprossen — Lyra, dir gebührt der Preis! Schwing' ich mit der Ahnung Schwingen Aus dem Eitlen mich empor, Hör' entzückt die Sphären singen Mit des Geistes leiserm Ohr, Schwellt der Götter ew'ge Jugend Meine Adern, lächelt mir Mit Hetärenreiz die Tugend — Güldne Lyra, Dank sey dir! Wie du einst, o güldne Leyer, Thraciens Gewürm bezwangst, Über Hellas Ebentheuer Glorreich manchen Sieg errangst; Also auch des Wahns Chimären, Auch die Sphynx der Leidenschaft Hilfst du siegreich mir beschwören Durch des Liedes Zauberkraft. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0024" n="4"/> <lg n="2"> <l>Zwang ich Tyche dir zu dienen,</l><lb/> <l>Brach mir Bahn durch Bruch und Schluft;</l><lb/> <l>Seh' am Belt ein Tempe grünen,</l><lb/> <l>Athm' auf Rugien Joniens Luft;</l><lb/> <l>Zaubr' ich mir aus Eis und Schlossen</l><lb/> <l>Einen Frühling blüthenweiſs,</l><lb/> <l>Lehr' aus Urnen Rosen sprossen —</l><lb/> <l>Lyra, dir gebührt der Preis!</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Schwing' ich mit der Ahnung Schwingen</l><lb/> <l>Aus dem Eitlen mich empor,</l><lb/> <l>Hör' entzückt die Sphären singen</l><lb/> <l>Mit des Geistes leiserm Ohr,</l><lb/> <l>Schwellt der Götter ew'ge Jugend</l><lb/> <l>Meine Adern, lächelt mir</l><lb/> <l>Mit Hetärenreiz die Tugend —</l><lb/> <l>Güldne Lyra, Dank sey dir!</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Wie du einst, o güldne Leyer,</l><lb/> <l>Thraciens Gewürm bezwangst,</l><lb/> <l>Über Hellas Ebentheuer</l><lb/> <l>Glorreich manchen Sieg errangst;</l><lb/> <l>Also auch des Wahns Chimären,</l><lb/> <l>Auch die Sphynx der Leidenschaft</l><lb/> <l>Hilfst du siegreich mir beschwören</l><lb/> <l>Durch des Liedes Zauberkraft.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0024]
Zwang ich Tyche dir zu dienen,
Brach mir Bahn durch Bruch und Schluft;
Seh' am Belt ein Tempe grünen,
Athm' auf Rugien Joniens Luft;
Zaubr' ich mir aus Eis und Schlossen
Einen Frühling blüthenweiſs,
Lehr' aus Urnen Rosen sprossen —
Lyra, dir gebührt der Preis!
Schwing' ich mit der Ahnung Schwingen
Aus dem Eitlen mich empor,
Hör' entzückt die Sphären singen
Mit des Geistes leiserm Ohr,
Schwellt der Götter ew'ge Jugend
Meine Adern, lächelt mir
Mit Hetärenreiz die Tugend —
Güldne Lyra, Dank sey dir!
Wie du einst, o güldne Leyer,
Thraciens Gewürm bezwangst,
Über Hellas Ebentheuer
Glorreich manchen Sieg errangst;
Also auch des Wahns Chimären,
Auch die Sphynx der Leidenschaft
Hilfst du siegreich mir beschwören
Durch des Liedes Zauberkraft.
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