Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802.Auf brechen die Brunnen der Tiefen. Es erwachen die Seelen, die schliefen. Es bevölkern sich Matten und Wald. Wie brausen die Käfer! Wie schwirren Die zarten Libellen! Wie girren Die Täubchen, derweil in den Lüften Der Lerche Brautlied schallt. Vom Hauche des Frühlings geschwollen, Vom Athem der Liebe gequollen, Schwelgt jeglicher Busen in Lust. Nur mir will das Herz sich nicht weiten. Nur mir sich der Busen nicht breiten. Wann, ach, wann füllt sich die Leere In dieser verschmachtenden Brust. Ich späh' in die Näh' und die Ferne, Ich frage die sinkenden Sterne, Ich rufe die Blumen der Flur, Ich belausche die Echo der Haine. Wo wandelt, wo hauset die Eine, Die das schmerzliche Sehnen befriedigt? -- Ach zeigt mir der Einzigen Spur! Auf brechen die Brunnen der Tiefen. Es erwachen die Seelen, die schliefen. Es bevölkern sich Matten und Wald. Wie brausen die Käfer! Wie schwirren Die zarten Libellen! Wie girren Die Täubchen, derweil in den Lüften Der Lerche Brautlied schallt. Vom Hauche des Frühlings geschwollen, Vom Athem der Liebe gequollen, Schwelgt jeglicher Busen in Lust. Nur mir will das Herz sich nicht weiten. Nur mir sich der Busen nicht breiten. Wann, ach, wann füllt sich die Leere In dieser verschmachtenden Brust. Ich späh' in die Näh' und die Ferne, Ich frage die sinkenden Sterne, Ich rufe die Blumen der Flur, Ich belausche die Echo der Haine. Wo wandelt, wo hauset die Eine, Die das schmerzliche Sehnen befriedigt? — Ach zeigt mir der Einzigen Spur! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0186" n="164"/> <lg n="3"> <l>Auf brechen die Brunnen der Tiefen.</l><lb/> <l>Es erwachen die Seelen, die schliefen.</l><lb/> <l>Es bevölkern sich Matten und Wald.</l><lb/> <l>Wie brausen die Käfer! Wie schwirren</l><lb/> <l>Die zarten Libellen! Wie girren</l><lb/> <l>Die Täubchen, derweil in den Lüften</l><lb/> <l>Der Lerche Brautlied schallt.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Vom Hauche des Frühlings geschwollen,</l><lb/> <l>Vom Athem der Liebe gequollen,</l><lb/> <l>Schwelgt jeglicher Busen in Lust.</l><lb/> <l>Nur mir will das Herz sich nicht weiten.</l><lb/> <l>Nur mir sich der Busen nicht breiten.</l><lb/> <l>Wann, ach, wann füllt sich die Leere</l><lb/> <l>In dieser verschmachtenden Brust.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Ich späh' in die Näh' und die Ferne,</l><lb/> <l>Ich frage die sinkenden Sterne,</l><lb/> <l>Ich rufe die Blumen der Flur,</l><lb/> <l>Ich belausche die Echo der Haine.</l><lb/> <l>Wo wandelt, wo hauset die Eine,</l><lb/> <l>Die das schmerzliche Sehnen befriedigt? —</l><lb/> <l>Ach zeigt mir der Einzigen Spur!</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [164/0186]
Auf brechen die Brunnen der Tiefen.
Es erwachen die Seelen, die schliefen.
Es bevölkern sich Matten und Wald.
Wie brausen die Käfer! Wie schwirren
Die zarten Libellen! Wie girren
Die Täubchen, derweil in den Lüften
Der Lerche Brautlied schallt.
Vom Hauche des Frühlings geschwollen,
Vom Athem der Liebe gequollen,
Schwelgt jeglicher Busen in Lust.
Nur mir will das Herz sich nicht weiten.
Nur mir sich der Busen nicht breiten.
Wann, ach, wann füllt sich die Leere
In dieser verschmachtenden Brust.
Ich späh' in die Näh' und die Ferne,
Ich frage die sinkenden Sterne,
Ich rufe die Blumen der Flur,
Ich belausche die Echo der Haine.
Wo wandelt, wo hauset die Eine,
Die das schmerzliche Sehnen befriedigt? —
Ach zeigt mir der Einzigen Spur!
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