Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802.Ihr zu dienen sonder Dank und Spende, Ihr zu frohnen sonder Sold und Lohn, Ihr zu huld'gen sonder Ziel und Ende, Däucht' ein Loos mir wie kein Königsthron. Was an Schätzen mir die Vorzeit lehnte, Draus zu zinsen an die Afterzeit, Zinst' und zahlt' ich einzig ihr und wähnte Anspruchfrey mich für die Ewigkeit. Und sie zahlt' auch mir mit manchen Blicken, Manchem meinungreichen Wink und Gruss, Manchem heuchlerischen Händedrücken, Manchem halbgewehrten, halbvergönnten Kuss. Kärglich zahlte sie. Und was die Schlaue Gestern zahlte, nahm sie heut zurück. Willig trug ich ihre Laun' und Laue; Glaubt' ich doch an ihrer Liebe Glück! Ihrer Liebe? Nimmer noch geliebet Hat dies Weib, und nun und ewiglich Wird von diesem Weibe nichts geliebet, Als sein eignes armes hohles Ich. Nein, zerronnen ist der Traum, zerronnen, Welcher funfzig Monden mich bethört, Und das Netz das magisch mich umsponnen, Zauberinn, ist durch dich selbst zerstöhrt. Ihr zu dienen sonder Dank und Spende, Ihr zu frohnen sonder Sold und Lohn, Ihr zu huld'gen sonder Ziel und Ende, Däucht' ein Loos mir wie kein Königsthron. Was an Schätzen mir die Vorzeit lehnte, Draus zu zinsen an die Afterzeit, Zinst' und zahlt' ich einzig ihr und wähnte Anspruchfrey mich für die Ewigkeit. Und sie zahlt' auch mir mit manchen Blicken, Manchem meinungreichen Wink und Gruſs, Manchem heuchlerischen Händedrücken, Manchem halbgewehrten, halbvergönnten Kuſs. Kärglich zahlte sie. Und was die Schlaue Gestern zahlte, nahm sie heut zurück. Willig trug ich ihre Laun' und Laue; Glaubt' ich doch an ihrer Liebe Glück! Ihrer Liebe? Nimmer noch geliebet Hat dies Weib, und nun und ewiglich Wird von diesem Weibe nichts geliebet, Als sein eignes armes hohles Ich. Nein, zerronnen ist der Traum, zerronnen, Welcher funfzig Monden mich bethört, Und das Netz das magisch mich umsponnen, Zauberinn, ist durch dich selbst zerstöhrt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0161" n="141"/> <lg n="8"> <l>Ihr zu dienen sonder Dank und Spende,</l><lb/> <l>Ihr zu frohnen sonder Sold und Lohn,</l><lb/> <l>Ihr zu huld'gen sonder Ziel und Ende,</l><lb/> <l>Däucht' ein Loos mir wie kein Königsthron.</l><lb/> <l>Was an Schätzen mir die Vorzeit lehnte,</l><lb/> <l>Draus zu zinsen an die Afterzeit,</l><lb/> <l>Zinst' und zahlt' ich einzig ihr und wähnte</l><lb/> <l>Anspruchfrey mich für die Ewigkeit.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Und sie zahlt' auch mir mit manchen Blicken,</l><lb/> <l>Manchem meinungreichen Wink und Gruſs,</l><lb/> <l>Manchem heuchlerischen Händedrücken,</l><lb/> <l>Manchem halbgewehrten, halbvergönnten Kuſs.</l><lb/> <l>Kärglich zahlte sie. Und was die Schlaue</l><lb/> <l>Gestern zahlte, nahm sie heut zurück.</l><lb/> <l>Willig trug ich ihre Laun' und Laue;</l><lb/> <l>Glaubt' ich doch an ihrer Liebe Glück!</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Ihrer Liebe? Nimmer noch geliebet</l><lb/> <l>Hat dies Weib, und nun und ewiglich</l><lb/> <l>Wird von diesem Weibe nichts geliebet,</l><lb/> <l>Als sein eignes armes hohles Ich.</l><lb/> <l>Nein, zerronnen ist der Traum, zerronnen,</l><lb/> <l>Welcher funfzig Monden mich bethört,</l><lb/> <l>Und das Netz das magisch mich umsponnen,</l><lb/> <l>Zauberinn, ist durch dich selbst zerstöhrt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [141/0161]
Ihr zu dienen sonder Dank und Spende,
Ihr zu frohnen sonder Sold und Lohn,
Ihr zu huld'gen sonder Ziel und Ende,
Däucht' ein Loos mir wie kein Königsthron.
Was an Schätzen mir die Vorzeit lehnte,
Draus zu zinsen an die Afterzeit,
Zinst' und zahlt' ich einzig ihr und wähnte
Anspruchfrey mich für die Ewigkeit.
Und sie zahlt' auch mir mit manchen Blicken,
Manchem meinungreichen Wink und Gruſs,
Manchem heuchlerischen Händedrücken,
Manchem halbgewehrten, halbvergönnten Kuſs.
Kärglich zahlte sie. Und was die Schlaue
Gestern zahlte, nahm sie heut zurück.
Willig trug ich ihre Laun' und Laue;
Glaubt' ich doch an ihrer Liebe Glück!
Ihrer Liebe? Nimmer noch geliebet
Hat dies Weib, und nun und ewiglich
Wird von diesem Weibe nichts geliebet,
Als sein eignes armes hohles Ich.
Nein, zerronnen ist der Traum, zerronnen,
Welcher funfzig Monden mich bethört,
Und das Netz das magisch mich umsponnen,
Zauberinn, ist durch dich selbst zerstöhrt.
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Zitationshilfe: | Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen03_1802/161>, abgerufen am 16.02.2025. |