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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802.

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Um den Taumel lauter Freuden,
Die betäuben und ermüden,
Tausche nie den tiefen Frieden,
Der nur stilles Wirken liebt.
Seliger, als in der Menge
Herzerkaltendem Gedränge,
Fühle dich im engen Zirkel,
Der bescheidne Pflichten übt.
Süsser, als umringt vom Schwarme,
Als entflammt vom Bachanale,
Im getümmelvollen Saale
Dich in trunknen Schleifern drehn;
Süsser sey dir's, still und leise
In der Deinen trautem Kreise
Gutes schaffen, Freuden stiften
Künft'ger Erndten Saaten sä'n.
Tochter, unsers Geistes Sehnen
Strafft ein nieermattend Trachten;
Unsern Busen schwellt ein Schmachten,
Welches diese Welt nicht stillt.
Dieses Sehnen, dieses Ahnen,
Dieses ferne, leise Schwanen
Deutet auf das dunkle Jenseits,
Das sich keinem Aug' enthüllt.
3 I
Um den Taumel lauter Freuden,
Die betäuben und ermüden,
Tausche nie den tiefen Frieden,
Der nur stilles Wirken liebt.
Seliger, als in der Menge
Herzerkaltendem Gedränge,
Fühle dich im engen Zirkel,
Der bescheidne Pflichten übt.
Süſser, als umringt vom Schwarme,
Als entflammt vom Bachanale,
Im getümmelvollen Saale
Dich in trunknen Schleifern drehn;
Süſser sey dir's, still und leise
In der Deinen trautem Kreise
Gutes schaffen, Freuden stiften
Künft'ger Erndten Saaten sä'n.
Tochter, unsers Geistes Sehnen
Strafft ein nieermattend Trachten;
Unsern Busen schwellt ein Schmachten,
Welches diese Welt nicht stillt.
Dieses Sehnen, dieses Ahnen,
Dieses ferne, leise Schwanen
Deutet auf das dunkle Jenseits,
Das sich keinem Aug' enthüllt.
3 I
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[129/0149] Um den Taumel lauter Freuden, Die betäuben und ermüden, Tausche nie den tiefen Frieden, Der nur stilles Wirken liebt. Seliger, als in der Menge Herzerkaltendem Gedränge, Fühle dich im engen Zirkel, Der bescheidne Pflichten übt. Süſser, als umringt vom Schwarme, Als entflammt vom Bachanale, Im getümmelvollen Saale Dich in trunknen Schleifern drehn; Süſser sey dir's, still und leise In der Deinen trautem Kreise Gutes schaffen, Freuden stiften Künft'ger Erndten Saaten sä'n. Tochter, unsers Geistes Sehnen Strafft ein nieermattend Trachten; Unsern Busen schwellt ein Schmachten, Welches diese Welt nicht stillt. Dieses Sehnen, dieses Ahnen, Dieses ferne, leise Schwanen Deutet auf das dunkle Jenseits, Das sich keinem Aug' enthüllt. 3 I

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen03_1802/149>, abgerufen am 22.11.2024.