Habe mich anschaunsselig an deiner Schönheit ge- weidet, In dem belebenden Strahl mich aus der Ferne gesonnt. Habe Jahre gedient um Einen Moment des Entzük- kens, Habe den süssen Moment wieder mit Jahren bezahlt; Habe von deinem Kuss entflammt, von deinem Um- fangen, Höhen erflogen, wohin nimmer der Geist sich gewagt. Wären uns anders die Loose gefallen -- ach lass es mich denken, Welches zu denken gleichwohl schaudern und schwindeln mich macht -- Wären die Loos' uns anders, uns schöner gefallen, Geliebte, Wäre, mit deinem gepaart meines der Urne ent- rollt -- Nicht zum Beglücktesten nur, nein auch zum Er- sten der Menschen Hätte der freundliche Wurf deinen Gefährten erhöht. Feuernd von deinem Kuss, von deiner Umarmung begeistert, Hätt' ich mit göttlichem Thun jeden der Tage bekränzt.
Habe mich anschaunsselig an deiner Schönheit ge- weidet, In dem belebenden Strahl mich aus der Ferne gesonnt. Habe Jahre gedient um Einen Moment des Entzük- kens, Habe den süſsen Moment wieder mit Jahren bezahlt; Habe von deinem Kuſs entflammt, von deinem Um- fangen, Höhen erflogen, wohin nimmer der Geist sich gewagt. Wären uns anders die Loose gefallen — ach laſs es mich denken, Welches zu denken gleichwohl schaudern und schwindeln mich macht — Wären die Loos' uns anders, uns schöner gefallen, Geliebte, Wäre, mit deinem gepaart meines der Urne ent- rollt — Nicht zum Beglücktesten nur, nein auch zum Er- sten der Menschen Hätte der freundliche Wurf deinen Gefährten erhöht. Feuernd von deinem Kuſs, von deiner Umarmung begeistert, Hätt' ich mit göttlichem Thun jeden der Tage bekränzt.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="2"><pbfacs="#f0141"n="121"/><l>Habe mich anschaunsselig an deiner Schönheit ge-<lb/>
weidet,</l><lb/><l>In dem belebenden Strahl mich aus der Ferne</l><lb/><l>gesonnt.</l><lb/><l>Habe Jahre gedient um Einen Moment des Entzük-<lb/>
kens,</l><lb/><l>Habe den süſsen Moment wieder mit Jahren</l><lb/><l>bezahlt;</l><lb/><l>Habe von deinem Kuſs entflammt, von deinem Um-<lb/>
fangen,</l><lb/><l>Höhen erflogen, wohin nimmer der Geist sich</l><lb/><l>gewagt.</l><lb/><l>Wären uns anders die Loose gefallen — ach laſs</l><lb/><l>es mich denken,</l><lb/><l>Welches zu denken gleichwohl schaudern und</l><lb/><l>schwindeln mich macht —</l><lb/><l>Wären die Loos' uns anders, uns schöner gefallen,</l><lb/><l>Geliebte,</l><lb/><l>Wäre, mit deinem gepaart meines der Urne ent-<lb/>
rollt —</l><lb/><l>Nicht zum Beglücktesten nur, nein auch zum Er-<lb/>
sten der Menschen</l><lb/><l>Hätte der freundliche Wurf deinen Gefährten</l><lb/><l>erhöht.</l><lb/><l>Feuernd von deinem Kuſs, von deiner Umarmung</l><lb/><l>begeistert,</l><lb/><l>Hätt' ich mit göttlichem Thun jeden der Tage</l><lb/><l>bekränzt.</l><lb/></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[121/0141]
Habe mich anschaunsselig an deiner Schönheit ge-
weidet,
In dem belebenden Strahl mich aus der Ferne
gesonnt.
Habe Jahre gedient um Einen Moment des Entzük-
kens,
Habe den süſsen Moment wieder mit Jahren
bezahlt;
Habe von deinem Kuſs entflammt, von deinem Um-
fangen,
Höhen erflogen, wohin nimmer der Geist sich
gewagt.
Wären uns anders die Loose gefallen — ach laſs
es mich denken,
Welches zu denken gleichwohl schaudern und
schwindeln mich macht —
Wären die Loos' uns anders, uns schöner gefallen,
Geliebte,
Wäre, mit deinem gepaart meines der Urne ent-
rollt —
Nicht zum Beglücktesten nur, nein auch zum Er-
sten der Menschen
Hätte der freundliche Wurf deinen Gefährten
erhöht.
Feuernd von deinem Kuſs, von deiner Umarmung
begeistert,
Hätt' ich mit göttlichem Thun jeden der Tage
bekränzt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen03_1802/141>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.