Jeglicher funkelnde Stern und jegliche rollende Sonne, Jegliches Rauschen im Busch, jedes Geflüster des Schilfs, Jegliches Echo der Nacht, die Stimm' aus andern Welten, Haucht in dem lechzenden Geist Ahnung des Bessern empor.
Dein gedenk' ich, Theone. Auf Suniums blühen- den Fluren Wandelst du künftig. Betritt schauernd den heiligen Grund. Dieser Grund ist geweiht, und dieser Boden ist heilig. Heilig und hehr ist der Platz, welcher die Asche bedeckt, Die einst dient' als gegliederte Hülle dem Geiste der Weisen. Dieser entschwang sich zu Gott -- Jene zer- stiebt mit dem Staub. Theuer und werth ist das grünende Maal dem En- kel der Enkel. Theuer und werth sey auch dir, Freundinn, das grünende Maal.
Lebe, Theone, wohl! Gleich ferne von Dünkel und Zagheit -- Diese zermalmt das Geschick, jene der Nemesis Grimm --
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Jeglicher funkelnde Stern und jegliche rollende Sonne, Jegliches Rauschen im Busch, jedes Geflüster des Schilfs, Jegliches Echo der Nacht, die Stimm' aus andern Welten, Haucht in dem lechzenden Geist Ahnung des Bessern empor.
Dein gedenk' ich, Theone. Auf Suniums blühen- den Fluren Wandelst du künftig. Betritt schauernd den heiligen Grund. Dieser Grund ist geweiht, und dieser Boden ist heilig. Heilig und hehr ist der Platz, welcher die Asche bedeckt, Die einst dient' als gegliederte Hülle dem Geiste der Weisen. Dieser entschwang sich zu Gott — Jene zer- stiebt mit dem Staub. Theuer und werth ist das grünende Maal dem En- kel der Enkel. Theuer und werth sey auch dir, Freundinn, das grünende Maal.
Lebe, Theone, wohl! Gleich ferne von Dünkel und Zagheit — Diese zermalmt das Geschick, jene der Nemesis Grimm —
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Jeglicher funkelnde Stern und jegliche rollende Sonne,
Jegliches Rauschen im Busch, jedes Geflüster
des Schilfs,
Jegliches Echo der Nacht, die Stimm' aus andern
Welten,
Haucht in dem lechzenden Geist Ahnung des
Bessern empor.
Dein gedenk' ich, Theone. Auf Suniums blühen-
den Fluren
Wandelst du künftig. Betritt schauernd den
heiligen Grund.
Dieser Grund ist geweiht, und dieser Boden ist heilig.
Heilig und hehr ist der Platz, welcher die Asche
bedeckt,
Die einst dient' als gegliederte Hülle dem Geiste
der Weisen.
Dieser entschwang sich zu Gott — Jene zer-
stiebt mit dem Staub.
Theuer und werth ist das grünende Maal dem En-
kel der Enkel.
Theuer und werth sey auch dir, Freundinn,
das grünende Maal.
Lebe, Theone, wohl! Gleich ferne von Dünkel und
Zagheit —
Diese zermalmt das Geschick, jene der Nemesis
Grimm —
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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen03_1802/133>, abgerufen am 23.07.2024.
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