Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite
Doch andre Zeiten brachten andre Lehren,
Ein neues Licht entblitzt der alten Nacht.
Man heisst uns neue fremde Götter ehren;
Was heilig war den Vätern, wird verlacht.
Euch, meines Liedes inhaltreiche Themen,
Verhöhnen sie als wesenlose Schemen.
"Lasst einmal doch die breitgetretnen
Spuren,

"Verlockte Dichter! Thoren, die ihr seyd,
"Wisst, nur Bedarf prosaischer Naturen
"Sind Gott, die Tugend und die Ewigkeit.
"Es schöpft aus reichern, aus den eignen
Tiefen

"Der Genius, der kühn sich selbst begriffen.
"Verschmähend, fremder Macht uns
hinzugeben,

"Frohlockend in dem heisserrungnen Licht,
"Thun wir Verzicht auf euer ewig Leben,
"Auf eure Tugend, euren Gott Verzicht.
"Uns, die wir gar in eignen Feuern glühen,
"Rauscht der Krystallstrom ächter Poesieen."
Doch andre Zeiten brachten andre Lehren,
Ein neues Licht entblitzt der alten Nacht.
Man heiſst uns neue fremde Götter ehren;
Was heilig war den Vätern, wird verlacht.
Euch, meines Liedes inhaltreiche Themen,
Verhöhnen sie als wesenlose Schemen.
„Laſst einmal doch die breitgetretnen
Spuren,

„Verlockte Dichter! Thoren, die ihr seyd,
„Wiſst, nur Bedarf prosaischer Naturen
„Sind Gott, die Tugend und die Ewigkeit.
„Es schöpft aus reichern, aus den eignen
Tiefen

„Der Genius, der kühn sich selbst begriffen.
„Verschmähend, fremder Macht uns
hinzugeben,

„Frohlockend in dem heiſserrungnen Licht,
„Thun wir Verzicht auf euer ewig Leben,
„Auf eure Tugend, euren Gott Verzicht.
„Uns, die wir gar in eignen Feuern glühen,
„Rauscht der Krystallstrom ächter Poesieen.“
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0013" n="V"/>
          <lg n="3">
            <l>Doch andre Zeiten brachten andre Lehren,</l><lb/>
            <l>Ein neues Licht entblitzt der alten Nacht.</l><lb/>
            <l>Man hei&#x017F;st uns neue fremde Götter ehren;</l><lb/>
            <l>Was heilig war den Vätern, wird verlacht.</l><lb/>
            <l>Euch, meines Liedes inhaltreiche Themen,</l><lb/>
            <l>Verhöhnen sie als wesenlose Schemen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <l>&#x201E;La&#x017F;st einmal doch die breitgetretnen<lb/>
Spuren,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Verlockte Dichter! Thoren, die ihr seyd,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Wi&#x017F;st, nur Bedarf prosaischer Naturen</l><lb/>
            <l>&#x201E;Sind Gott, die Tugend und die Ewigkeit.</l><lb/>
            <l>&#x201E;Es schöpft aus reichern, aus den <hi rendition="#g">eignen</hi><lb/>
Tiefen</l><lb/>
            <l>&#x201E;Der Genius, der kühn sich selbst begriffen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <l>&#x201E;Verschmähend, fremder Macht uns<lb/>
hinzugeben,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Frohlockend in dem hei&#x017F;serrungnen Licht,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Thun wir Verzicht auf euer ewig Leben,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Auf eure Tugend, euren Gott Verzicht.</l><lb/>
            <l>&#x201E;Uns, die wir gar in eignen Feuern glühen,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Rauscht der Krystallstrom ächter Poesieen.&#x201C;</l>
          </lg><lb/>
        </lg>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[V/0013] Doch andre Zeiten brachten andre Lehren, Ein neues Licht entblitzt der alten Nacht. Man heiſst uns neue fremde Götter ehren; Was heilig war den Vätern, wird verlacht. Euch, meines Liedes inhaltreiche Themen, Verhöhnen sie als wesenlose Schemen. „Laſst einmal doch die breitgetretnen Spuren, „Verlockte Dichter! Thoren, die ihr seyd, „Wiſst, nur Bedarf prosaischer Naturen „Sind Gott, die Tugend und die Ewigkeit. „Es schöpft aus reichern, aus den eignen Tiefen „Der Genius, der kühn sich selbst begriffen. „Verschmähend, fremder Macht uns hinzugeben, „Frohlockend in dem heiſserrungnen Licht, „Thun wir Verzicht auf euer ewig Leben, „Auf eure Tugend, euren Gott Verzicht. „Uns, die wir gar in eignen Feuern glühen, „Rauscht der Krystallstrom ächter Poesieen.“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen03_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen03_1802/13
Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802, S. V. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen03_1802/13>, abgerufen am 21.11.2024.