Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802.Spaniens stolze Gallionen Hätt' ich glorreich heimgeführt, Hätte dann als Hochverräther Willig das Schaffott verziert. Besser mit dem Ruhm gestorben: "Hosier fällt fürs Vaterland!" Als für Herzleid hier verdorben, Ungerühmt und ungenannt. Nicht verdreusst uns deines Ruhmes, Nicht beneiden wir dein Glück. Aber denk' an unsern Jammer, Denk' an unser Missgeschick. Feldschlacht nicht hat uns gefället; Nutzlos, ruhmlos, namenlos Senkt' uns Gram und Grimm und Krankheit In des nassen Grabes Schooss. Aus dem nassen Grabe steigen Wir nachtnächtlich nun empor, Gähren aus dem Wogenbruche, Schäumen aus dem Schaum hervor, Wandern durch das Schauerdunkel, Weiden uns an unserm Gram, Fluchen der verfluchten Küste, Die uns Ruhm und Leben nahm. Spaniens stolze Gallionen Hätt' ich glorreich heimgeführt, Hätte dann als Hochverräther Willig das Schaffott verziert. Besser mit dem Ruhm gestorben: „Hosier fällt fürs Vaterland!“ Als für Herzleid hier verdorben, Ungerühmt und ungenannt. Nicht verdreuſst uns deines Ruhmes, Nicht beneiden wir dein Glück. Aber denk' an unsern Jammer, Denk' an unser Miſsgeschick. Feldschlacht nicht hat uns gefället; Nutzlos, ruhmlos, namenlos Senkt' uns Gram und Grimm und Krankheit In des nassen Grabes Schooſs. Aus dem nassen Grabe steigen Wir nachtnächtlich nun empor, Gähren aus dem Wogenbruche, Schäumen aus dem Schaum hervor, Wandern durch das Schauerdunkel, Weiden uns an unserm Gram, Fluchen der verfluchten Küste, Die uns Ruhm und Leben nahm. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0116" n="96"/> <lg n="8"> <l>Spaniens stolze Gallionen</l><lb/> <l>Hätt' ich glorreich heimgeführt,</l><lb/> <l>Hätte dann als Hochverräther</l><lb/> <l>Willig das Schaffott verziert.</l><lb/> <l>Besser mit dem Ruhm gestorben:</l><lb/> <l>„Hosier fällt fürs Vaterland!“</l><lb/> <l>Als für Herzleid hier verdorben,</l><lb/> <l>Ungerühmt und ungenannt.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Nicht verdreuſst uns deines Ruhmes,</l><lb/> <l>Nicht beneiden wir dein Glück.</l><lb/> <l>Aber denk' an unsern Jammer,</l><lb/> <l>Denk' an unser Miſsgeschick.</l><lb/> <l>Feldschlacht nicht hat uns gefället;</l><lb/> <l>Nutzlos, ruhmlos, namenlos</l><lb/> <l>Senkt' uns Gram und Grimm und Krankheit</l><lb/> <l>In des nassen Grabes Schooſs.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Aus dem nassen Grabe steigen</l><lb/> <l>Wir nachtnächtlich nun empor,</l><lb/> <l>Gähren aus dem Wogenbruche,</l><lb/> <l>Schäumen aus dem Schaum hervor,</l><lb/> <l>Wandern durch das Schauerdunkel,</l><lb/> <l>Weiden uns an unserm Gram,</l><lb/> <l>Fluchen der verfluchten Küste,</l><lb/> <l>Die uns Ruhm und Leben nahm.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [96/0116]
Spaniens stolze Gallionen
Hätt' ich glorreich heimgeführt,
Hätte dann als Hochverräther
Willig das Schaffott verziert.
Besser mit dem Ruhm gestorben:
„Hosier fällt fürs Vaterland!“
Als für Herzleid hier verdorben,
Ungerühmt und ungenannt.
Nicht verdreuſst uns deines Ruhmes,
Nicht beneiden wir dein Glück.
Aber denk' an unsern Jammer,
Denk' an unser Miſsgeschick.
Feldschlacht nicht hat uns gefället;
Nutzlos, ruhmlos, namenlos
Senkt' uns Gram und Grimm und Krankheit
In des nassen Grabes Schooſs.
Aus dem nassen Grabe steigen
Wir nachtnächtlich nun empor,
Gähren aus dem Wogenbruche,
Schäumen aus dem Schaum hervor,
Wandern durch das Schauerdunkel,
Weiden uns an unserm Gram,
Fluchen der verfluchten Küste,
Die uns Ruhm und Leben nahm.
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Zitationshilfe: | Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen03_1802/116>, abgerufen am 23.07.2024. |