Dich, Odalia, dich führte das freundliche Schon verscheidende Jahr mir in den heissen Arm, Dich, du Reine und Milde, Dich, du holde Vertrauliche!
Manches selige mal sah es mich frey und froh, Dir und Rosen am Arm, wandeln auf stiller Flur, Zwischen Blumen des Frühlings, Zwischen Herbstesverwelkungen.
Selten haucht' ich es aus, was mir den Busen hob; Selten riss es sich los, was mir im Herzen rang. Denn ich hass', es zu sagen, Was der Rede zu mächtig ist.
Ohne Red' und Gesang fasst uns der Edlere. Auch mit Red' und Gesang fasst uns der Rohe nicht. Gleichbesaitete Herzen Ahnden, suchen, erkennen sich.
Dich, Odalia, dich führte das freundliche Schon verscheidende Jahr mir in den heissen Arm, Dich, du Reine und Milde, Dich, du holde Vertrauliche!
Manches selige mal sah es mich frey und froh, Dir und Rosen am Arm, wandeln auf stiller Flur, Zwischen Blumen des Frühlings, Zwischen Herbstesverwelkungen.
Selten haucht' ich es aus, was mir den Busen hob; Selten riss es sich los, was mir im Herzen rang. Denn ich hass', es zu sagen, Was der Rede zu mächtig ist.
Ohne Red' und Gesang fasst uns der Edlere. Auch mit Red' und Gesang fasst uns der Rohe nicht. Gleichbesaitete Herzen Ahnden, suchen, erkennen sich.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="2"><l><pbfacs="#f0063"n="47"/></l><l>Dich, Odalia, dich führte das freundliche</l><lb/><l>Schon verscheidende Jahr mir in den heissen Arm,</l><lb/><l>Dich, du Reine und Milde,</l><lb/><l>Dich, du holde Vertrauliche!</l></lg><lb/><lgn="3"><l>Manches selige mal sah es mich frey und froh,</l><lb/><l>Dir und Rosen am Arm, wandeln auf stiller Flur,</l><lb/><l>Zwischen Blumen des Frühlings,</l><lb/><l>Zwischen Herbstesverwelkungen.</l></lg><lb/><lgn="4"><l>Manches leise Gefühl färbte die Wange dir;</l><lb/><l>Manches dämmernde Weh trübte dein blaues Aug'.</l><lb/><l>Säusel fassten dich, Milde!</l><lb/><l>Stürme Gottes mich Wilderen!</l></lg><lb/><lgn="5"><l>Selten haucht' ich es aus, was mir den Busen hob;</l><lb/><l>Selten riss es sich los, was mir im Herzen rang.</l><lb/><l>Denn ich hass', es zu sagen,</l><lb/><l>Was der Rede zu mächtig ist.</l></lg><lb/><lgn="6"><l>Ohne Red' und Gesang fasst uns der Edlere.</l><lb/><l>Auch mit Red' und Gesang fasst uns der Rohe nicht.</l><lb/><l>Gleichbesaitete Herzen</l><lb/><l>Ahnden, suchen, erkennen sich.</l></lg><lb/><l></l></lg></div></div></body></text></TEI>
[47/0063]
Dich, Odalia, dich führte das freundliche
Schon verscheidende Jahr mir in den heissen Arm,
Dich, du Reine und Milde,
Dich, du holde Vertrauliche!
Manches selige mal sah es mich frey und froh,
Dir und Rosen am Arm, wandeln auf stiller Flur,
Zwischen Blumen des Frühlings,
Zwischen Herbstesverwelkungen.
Manches leise Gefühl färbte die Wange dir;
Manches dämmernde Weh trübte dein blaues Aug'.
Säusel fassten dich, Milde!
Stürme Gottes mich Wilderen!
Selten haucht' ich es aus, was mir den Busen hob;
Selten riss es sich los, was mir im Herzen rang.
Denn ich hass', es zu sagen,
Was der Rede zu mächtig ist.
Ohne Red' und Gesang fasst uns der Edlere.
Auch mit Red' und Gesang fasst uns der Rohe nicht.
Gleichbesaitete Herzen
Ahnden, suchen, erkennen sich.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/63>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.