"Nein, er erlag den Tausenden nicht, nicht den klaffenden Hunden, "Die ihn umgrinsten. Sich selbst erlag er. Noch steht ihr und säumet "Rache zu nehmen, zu waschen mit Blut die ewige Schande! "Nicht die Fluthen des Sund, nicht alle Wasser der Belte "Mögen waschen die ewige Makel. Von Kindern zu Kindern "Folgt sie euch unauslöschlich, untilgbar. Nicht gnügt, sie zu tilgen, "Euer müdester Schweiss, noch der Feinde röthe- stes Herzblut."
Also schalt er mit herzzerspaltenden Worten die Rugen. Aufgeregt von der glühenden Scham, von der lo- dernden Rachgier Scharfgestachelt, bestürmten sie nun die Schaaren der Lechen. Schwül ward die Schlacht. Der Tag ward schwül. Den strahlenden Bogen Hatte die Sonne bereits erstiegen. Noch währte die Feldschlacht. Wilder noch ward sie. Es thürmten in Meeren schäumenden Blutes
„Nein, er erlag den Tausenden nicht, nicht den klaffenden Hunden, „Die ihn umgrinsten. Sich selbst erlag er. Noch steht ihr und säumet „Rache zu nehmen, zu waschen mit Blut die ewige Schande! „Nicht die Fluthen des Sund, nicht alle Wasser der Belte „Mögen waschen die ewige Makel. Von Kindern zu Kindern „Folgt sie euch unauslöschlich, untilgbar. Nicht gnügt, sie zu tilgen, „Euer müdester Schweiss, noch der Feinde röthe- stes Herzblut.“
Also schalt er mit herzzerspaltenden Worten die Rugen. Aufgeregt von der glühenden Scham, von der lo- dernden Rachgier Scharfgestachelt, bestürmten sie nun die Schaaren der Lechen. Schwül ward die Schlacht. Der Tag ward schwül. Den strahlenden Bogen Hatte die Sonne bereits erstiegen. Noch währte die Feldschlacht. Wilder noch ward sie. Es thürmten in Meeren schäumenden Blutes
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„Nein, er erlag den Tausenden nicht, nicht den
klaffenden Hunden,
„Die ihn umgrinsten. Sich selbst erlag er. Noch
steht ihr und säumet
„Rache zu nehmen, zu waschen mit Blut die ewige
Schande!
„Nicht die Fluthen des Sund, nicht alle Wasser
der Belte
„Mögen waschen die ewige Makel. Von Kindern
zu Kindern
„Folgt sie euch unauslöschlich, untilgbar. Nicht
gnügt, sie zu tilgen,
„Euer müdester Schweiss, noch der Feinde röthe-
stes Herzblut.“
Also schalt er mit herzzerspaltenden Worten die
Rugen.
Aufgeregt von der glühenden Scham, von der lo-
dernden Rachgier
Scharfgestachelt, bestürmten sie nun die Schaaren
der Lechen.
Schwül ward die Schlacht. Der Tag ward schwül.
Den strahlenden Bogen
Hatte die Sonne bereits erstiegen. Noch währte die
Feldschlacht.
Wilder noch ward sie. Es thürmten in Meeren
schäumenden Blutes
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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/48>, abgerufen am 21.11.2024.
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