Dann umschatten mich ernste Gedanken, Gedanken der Tage, Welche dahin sind, Gedanken der längstverblüheten Jugend. Ich gedenke der Guten, die fern' aus dem Süd' und dem Osten Nach dem Geliebten die Arm' ausstrecken; der Nim- mergeseh'nen, Nimmerzusehenden denk' ich, die öfter vom Rhein bis zur Dwina, Öfter vom Sund bis zum Istrischen Golf in freund- lichen Zeilen Ihrer Liebe Kunde mir geben; der Stummen ge- denk' ich, Deren Gräber der Mond versilbert; dein denk' ich vor allen, Treffliche Ida, und dein zunächst, holdselige Rosa -- Edle, reine, unschuldige Seelen, ihr Seelen mit Thränen Und mit Träumen und Flügeln . . . mit Flügeln, die, ach, nur zu frühe, Viel zu frühe zurück euch trugen zur besseren Hei- math. Ich gedenke der Zeit, der nahen vielleicht, wo ich selber Lieg' und schlafe den eisernen Schlaf, wo die lie- bende Gattin
Dann umschatten mich ernste Gedanken, Gedanken der Tage, Welche dahin sind, Gedanken der längstverblüheten Jugend. Ich gedenke der Guten, die fern' aus dem Süd' und dem Osten Nach dem Geliebten die Arm' ausstrecken; der Nim- mergeseh'nen, Nimmerzusehenden denk' ich, die öfter vom Rhein bis zur Dwina, Öfter vom Sund bis zum Istrischen Golf in freund- lichen Zeilen Ihrer Liebe Kunde mir geben; der Stummen ge- denk' ich, Deren Gräber der Mond versilbert; dein denk' ich vor allen, Treffliche Ida, und dein zunächst, holdselige Rosa — Edle, reine, unschuldige Seelen, ihr Seelen mit Thränen Und mit Träumen und Flügeln . . . mit Flügeln, die, ach, nur zu frühe, Viel zu frühe zurück euch trugen zur besseren Hei- math. Ich gedenke der Zeit, der nahen vielleicht, wo ich selber Lieg' und schlafe den eisernen Schlaf, wo die lie- bende Gattin
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Dann umschatten mich ernste Gedanken, Gedanken
der Tage,
Welche dahin sind, Gedanken der längstverblüheten
Jugend.
Ich gedenke der Guten, die fern' aus dem Süd' und
dem Osten
Nach dem Geliebten die Arm' ausstrecken; der Nim-
mergeseh'nen,
Nimmerzusehenden denk' ich, die öfter vom Rhein
bis zur Dwina,
Öfter vom Sund bis zum Istrischen Golf in freund-
lichen Zeilen
Ihrer Liebe Kunde mir geben; der Stummen ge-
denk' ich,
Deren Gräber der Mond versilbert; dein denk' ich
vor allen,
Treffliche Ida, und dein zunächst, holdselige
Rosa —
Edle, reine, unschuldige Seelen, ihr Seelen mit
Thränen
Und mit Träumen und Flügeln . . . mit Flügeln,
die, ach, nur zu frühe,
Viel zu frühe zurück euch trugen zur besseren Hei-
math.
Ich gedenke der Zeit, der nahen vielleicht, wo
ich selber
Lieg' und schlafe den eisernen Schlaf, wo die lie-
bende Gattin
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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/416>, abgerufen am 23.11.2024.
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