Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite
Guthart sprach es, und hoch erseufzete Wanda,
und eilends
Wandte sie von dem Dreisten sich weg, und im
schirmenden Dunkel
Überliess sie sich ganz des Herzens süssen Gefüh-
len,
Ganz der Seele dämmerndem Wunsch, und verbor-
genem Ahnen.
Immer noch flammten ihr Ritogars Küss' auf den
brennenden Lippen.
Immer noch pochte sein schlagendes Herz an dem
Ihren. Noch immer
Klang ihr im innersten Ohr sein schmeichelndes Lie-
besgeflister.
Ritogar schritt indess durch die Nacht und die
Schwerter und Lanzen
Stracks vor sich hin, sprang über den Bach, und
vermisste nun Guthart.
Guthart! rief er, und abermal Guthart! und hun-
dertmal Guthart!
Nicht zu dulden vermocht' er das dunkele Schicksal
des Freundes.
Schon beschloss er zurückzufliehn, den Bedräng-
ten zu retten,
Oder zu fallen zugleich mit dem Fallenden. Seine
Getreuen
Guthart sprach es, und hoch erseufzete Wanda,
und eilends
Wandte sie von dem Dreisten sich weg, und im
schirmenden Dunkel
Überliess sie sich ganz des Herzens süssen Gefüh-
len,
Ganz der Seele dämmerndem Wunsch, und verbor-
genem Ahnen.
Immer noch flammten ihr Ritogars Küss' auf den
brennenden Lippen.
Immer noch pochte sein schlagendes Herz an dem
Ihren. Noch immer
Klang ihr im innersten Ohr sein schmeichelndes Lie-
besgeflister.
Ritogar schritt indess durch die Nacht und die
Schwerter und Lanzen
Stracks vor sich hin, sprang über den Bach, und
vermisste nun Guthart.
Guthart! rief er, und abermal Guthart! und hun-
dertmal Guthart!
Nicht zu dulden vermocht' er das dunkele Schicksal
des Freundes.
Schon beschloss er zurückzufliehn, den Bedräng-
ten zu retten,
Oder zu fallen zugleich mit dem Fallenden. Seine
Getreuen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <l>
              <pb facs="#f0041" n="25"/>
            </l>
            <lg n="28">
              <l>Guthart sprach es, und hoch erseufzete Wanda,</l><lb/>
              <l>und eilends</l><lb/>
              <l>Wandte sie von dem Dreisten sich weg, und im</l><lb/>
              <l>schirmenden Dunkel</l><lb/>
              <l>Überliess sie sich ganz des Herzens süssen Gefüh-</l><lb/>
              <l>len,</l><lb/>
              <l>Ganz der Seele dämmerndem Wunsch, und verbor-</l><lb/>
              <l>genem Ahnen.</l><lb/>
              <l>Immer noch flammten ihr Ritogars Küss' auf den</l><lb/>
              <l>brennenden Lippen.</l><lb/>
              <l>Immer noch pochte sein schlagendes Herz an dem</l><lb/>
              <l>Ihren. Noch immer</l><lb/>
              <l>Klang ihr im innersten Ohr sein schmeichelndes Lie-</l><lb/>
              <l>besgeflister.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="29">
              <l>Ritogar schritt indess durch die Nacht und die</l><lb/>
              <l>Schwerter und Lanzen</l><lb/>
              <l>Stracks vor sich hin, sprang über den Bach, und</l><lb/>
              <l>vermisste nun Guthart.</l><lb/>
              <l>Guthart! rief er, und abermal Guthart! und hun-</l><lb/>
              <l>dertmal Guthart!</l><lb/>
              <l>Nicht zu dulden vermocht' er das dunkele Schicksal</l><lb/>
              <l>des Freundes.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="30">
              <l>Schon beschloss er zurückzufliehn, den Bedräng-</l><lb/>
              <l>ten zu retten,</l><lb/>
              <l>Oder zu fallen zugleich mit dem Fallenden. Seine</l><lb/>
              <l>Getreuen</l><lb/>
              <l>
</l>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[25/0041] Guthart sprach es, und hoch erseufzete Wanda, und eilends Wandte sie von dem Dreisten sich weg, und im schirmenden Dunkel Überliess sie sich ganz des Herzens süssen Gefüh- len, Ganz der Seele dämmerndem Wunsch, und verbor- genem Ahnen. Immer noch flammten ihr Ritogars Küss' auf den brennenden Lippen. Immer noch pochte sein schlagendes Herz an dem Ihren. Noch immer Klang ihr im innersten Ohr sein schmeichelndes Lie- besgeflister. Ritogar schritt indess durch die Nacht und die Schwerter und Lanzen Stracks vor sich hin, sprang über den Bach, und vermisste nun Guthart. Guthart! rief er, und abermal Guthart! und hun- dertmal Guthart! Nicht zu dulden vermocht' er das dunkele Schicksal des Freundes. Schon beschloss er zurückzufliehn, den Bedräng- ten zu retten, Oder zu fallen zugleich mit dem Fallenden. Seine Getreuen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/41
Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/41>, abgerufen am 24.11.2024.