Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite
Vieles wird hier geschmählt, wenn der kunst-
verständige Gärtner
Etwa die schwebende Nelke zu fest an das Stäbchen
geschnüret,
Oder den Bux und den Tax mir zu umbarmherzig
gestutzt hat;
Aber auch vieles gerühmt, wenn nun auf zierlichen
Beeten
Prangend die Pflanzungen stehn, und schwellend in
üppiger Fülle.
Höchlich erfreut mich der fröhliche Wuchs der
süssen Laktuke,
Höchlich die wuchernde Möhr', und die hochauf-
rankende Erbse,
Höchlich die brennende Blüthenguirlande der indi-
schen Bohne.
Jedes Beet wird gemustert, und jede Pflanze be-
schauet,
Jede Blume beäugelt, die etwa der freundliche
Morgen
Oder die thauende Nacht erschloss. Mit inniger
Wonne
Hanget das trunkene Aug' am Kelch der keuschen
Narzisse,
Oder der eben aufbrechenden Rose. Diess ruhige
Leben,
Diese kindliche Stille, diess nimmerändernde Da-
seyn,
Vieles wird hier geschmählt, wenn der kunst-
verständige Gärtner
Etwa die schwebende Nelke zu fest an das Stäbchen
geschnüret,
Oder den Bux und den Tax mir zu umbarmherzig
gestutzt hat;
Aber auch vieles gerühmt, wenn nun auf zierlichen
Beeten
Prangend die Pflanzungen stehn, und schwellend in
üppiger Fülle.
Höchlich erfreut mich der fröhliche Wuchs der
süssen Laktuke,
Höchlich die wuchernde Möhr', und die hochauf-
rankende Erbse,
Höchlich die brennende Blüthenguirlande der indi-
schen Bohne.
Jedes Beet wird gemustert, und jede Pflanze be-
schauet,
Jede Blume beäugelt, die etwa der freundliche
Morgen
Oder die thauende Nacht erschloss. Mit inniger
Wonne
Hanget das trunkene Aug' am Kelch der keuschen
Narzisse,
Oder der eben aufbrechenden Rose. Diess ruhige
Leben,
Diese kindliche Stille, diess nimmerändernde Da-
seyn,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <l>
              <pb facs="#f0399" n="375"/>
            </l>
            <lg n="13">
              <l>Vieles wird hier geschmählt, wenn der kunst-</l><lb/>
              <l>verständige Gärtner</l><lb/>
              <l>Etwa die schwebende Nelke zu fest an das Stäbchen</l><lb/>
              <l>geschnüret,</l><lb/>
              <l>Oder den Bux und den Tax mir zu umbarmherzig</l><lb/>
              <l>gestutzt hat;</l><lb/>
              <l>Aber auch vieles gerühmt, wenn nun auf zierlichen</l><lb/>
              <l>Beeten</l><lb/>
              <l>Prangend die Pflanzungen stehn, und schwellend in</l><lb/>
              <l>üppiger Fülle.</l><lb/>
              <l>Höchlich erfreut mich der fröhliche Wuchs der</l><lb/>
              <l>süssen Laktuke,</l><lb/>
              <l>Höchlich die wuchernde Möhr', und die hochauf-</l><lb/>
              <l>rankende Erbse,</l><lb/>
              <l>Höchlich die brennende Blüthenguirlande der indi-</l><lb/>
              <l>schen Bohne.</l><lb/>
              <l>Jedes Beet wird gemustert, und jede Pflanze be-</l><lb/>
              <l>schauet,</l><lb/>
              <l>Jede Blume beäugelt, die etwa der freundliche</l><lb/>
              <l>Morgen</l><lb/>
              <l>Oder die thauende Nacht erschloss. Mit inniger</l><lb/>
              <l>Wonne</l><lb/>
              <l>Hanget das trunkene Aug' am Kelch der keuschen</l><lb/>
              <l>Narzisse,</l><lb/>
              <l>Oder der eben aufbrechenden Rose. Diess ruhige</l><lb/>
              <l>Leben,</l><lb/>
              <l>Diese kindliche Stille, diess nimmerändernde Da-</l><lb/>
              <l>seyn,</l><lb/>
              <l>
</l>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[375/0399] Vieles wird hier geschmählt, wenn der kunst- verständige Gärtner Etwa die schwebende Nelke zu fest an das Stäbchen geschnüret, Oder den Bux und den Tax mir zu umbarmherzig gestutzt hat; Aber auch vieles gerühmt, wenn nun auf zierlichen Beeten Prangend die Pflanzungen stehn, und schwellend in üppiger Fülle. Höchlich erfreut mich der fröhliche Wuchs der süssen Laktuke, Höchlich die wuchernde Möhr', und die hochauf- rankende Erbse, Höchlich die brennende Blüthenguirlande der indi- schen Bohne. Jedes Beet wird gemustert, und jede Pflanze be- schauet, Jede Blume beäugelt, die etwa der freundliche Morgen Oder die thauende Nacht erschloss. Mit inniger Wonne Hanget das trunkene Aug' am Kelch der keuschen Narzisse, Oder der eben aufbrechenden Rose. Diess ruhige Leben, Diese kindliche Stille, diess nimmerändernde Da- seyn,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/399
Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/399>, abgerufen am 22.11.2024.