Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Oder die Reisen zu Wasser und Land mit den präch-
Oder die Reisen zu Wasser und Land mit den präch- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="12"> <l> <pb facs="#f0398" n="374"/> </l> <l>Oder die Reisen zu Wasser und Land mit den präch-</l><lb/> <l>tigen Schlössern,</l><lb/> <l>Porzellanenen Thürmen und glotzenden Menschen-</l><lb/> <l>gesichtern.</l><lb/> <l>Mächtig heischt er die Bücher, und Vater muss</l><lb/> <l>sie schon geben.</l><lb/> <l>Jene nun dahlt mit dem niedlichen Püppchen, und</l><lb/> <l>lullt es in Schlummer;</l><lb/> <l>Dieser durchtobet das stiebende Buch, und „Vater,</l><lb/> <l>was ist das?“</l><lb/> <l>Fragt er bey jeglichem Bilde. Fürwahr, da dichtet</l><lb/> <l>sichs trefflich!</l><lb/> <l>Immer noch such' ich zu fahen den oft entschlüp-</l><lb/> <l>fenden Faden.</l><lb/> <l>Siehe, da tritt vor der sorgenden Mutter mein züch-</l><lb/> <l>tiges Julchen</l><lb/> <l>Trippelnd herein, und zupfet den schreibenden</l><lb/> <l>Vater am Ermel.</l><lb/> <l>Nieder schau' ich, zu schmählen. Des Mägdleins</l><lb/> <l>glänzendes Auge</l><lb/> <l>Trifft mir das Herz; mir entsinket die Feder. Nicht</l><lb/> <l>länger mich haltend</l><lb/> <l>Spring' ich auf von dem wehenden Blatt, und drücke</l><lb/> <l>mit Inbrunst</l><lb/> <l>Mein süsslallendes Kind an den schlagenden Busen.</l><lb/> <l>Hinunter</l><lb/> <l>Stürmen nun Gross und Klein in den blüthenduften-</l><lb/> <l>den Garten.</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [374/0398]
Oder die Reisen zu Wasser und Land mit den präch-
tigen Schlössern,
Porzellanenen Thürmen und glotzenden Menschen-
gesichtern.
Mächtig heischt er die Bücher, und Vater muss
sie schon geben.
Jene nun dahlt mit dem niedlichen Püppchen, und
lullt es in Schlummer;
Dieser durchtobet das stiebende Buch, und „Vater,
was ist das?“
Fragt er bey jeglichem Bilde. Fürwahr, da dichtet
sichs trefflich!
Immer noch such' ich zu fahen den oft entschlüp-
fenden Faden.
Siehe, da tritt vor der sorgenden Mutter mein züch-
tiges Julchen
Trippelnd herein, und zupfet den schreibenden
Vater am Ermel.
Nieder schau' ich, zu schmählen. Des Mägdleins
glänzendes Auge
Trifft mir das Herz; mir entsinket die Feder. Nicht
länger mich haltend
Spring' ich auf von dem wehenden Blatt, und drücke
mit Inbrunst
Mein süsslallendes Kind an den schlagenden Busen.
Hinunter
Stürmen nun Gross und Klein in den blüthenduften-
den Garten.
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