Also verwehn, wie Minuten, die Stunden mir. Gänzlich vergess' ich Über des Denkens hohen Genuss und des Dichtens Entzücken Meiner wunden Brust und des menschenfreundlichen Arztes Weiser Warnung. Mich würd' am Pulte der Mittag ereilen, Träte nicht dieser und jener herein, der den Sin- nenden störte: Itzt die sorgende Gattin, zu fragen nach diesem und jenem; Dann der rüstige Grossknecht, um für die Geschäfte des Tages Sich die Befehle zu holen; dann mein süssschmei- chelndes Winchen, Um zu warten der Puppen, der Niedlichen, welche sie sorgsam Vor des Bruders zerstörendem Grimm auf mein Zimmer geflüchtet, Wo sie zu Plato und Kant und Gibbon sich friedlich gesellen. Doch nicht lange, so kommt der zerstörungselige Gottfried Selber heraufgepoltert, und heischet das Buch mit den Hunden, Oder den theuren Borowsky, (wie theuer, kümmert ihn wenig)
Also verwehn, wie Minuten, die Stunden mir. Gänzlich vergess' ich Über des Denkens hohen Genuss und des Dichtens Entzücken Meiner wunden Brust und des menschenfreundlichen Arztes Weiser Warnung. Mich würd' am Pulte der Mittag ereilen, Träte nicht dieser und jener herein, der den Sin- nenden störte: Itzt die sorgende Gattin, zu fragen nach diesem und jenem; Dann der rüstige Grossknecht, um für die Geschäfte des Tages Sich die Befehle zu holen; dann mein süssschmei- chelndes Winchen, Um zu warten der Puppen, der Niedlichen, welche sie sorgsam Vor des Bruders zerstörendem Grimm auf mein Zimmer geflüchtet, Wo sie zu Plato und Kant und Gibbon sich friedlich gesellen. Doch nicht lange, so kommt der zerstörungselige Gottfried Selber heraufgepoltert, und heischet das Buch mit den Hunden, Oder den theuren Borowsky, (wie theuer, kümmert ihn wenig)
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><l><pbfacs="#f0397"n="373"/></l><lgn="12"><l>Also verwehn, wie Minuten, die Stunden mir.</l><lb/><l>Gänzlich vergess' ich</l><lb/><l>Über des Denkens hohen Genuss und des Dichtens</l><lb/><l>Entzücken</l><lb/><l>Meiner wunden Brust und des menschenfreundlichen</l><lb/><l>Arztes</l><lb/><l>Weiser Warnung. Mich würd' am Pulte der Mittag</l><lb/><l>ereilen,</l><lb/><l>Träte nicht dieser und jener herein, der den Sin-</l><lb/><l>nenden störte:</l><lb/><l>Itzt die sorgende Gattin, zu fragen nach diesem und</l><lb/><l>jenem;</l><lb/><l>Dann der rüstige Grossknecht, um für die Geschäfte</l><lb/><l>des Tages</l><lb/><l>Sich die Befehle zu holen; dann mein süssschmei-</l><lb/><l>chelndes Winchen,</l><lb/><l>Um zu warten der Puppen, der Niedlichen, welche</l><lb/><l>sie sorgsam</l><lb/><l>Vor des Bruders zerstörendem Grimm auf mein</l><lb/><l>Zimmer geflüchtet,</l><lb/><l>Wo sie zu Plato und Kant und Gibbon sich friedlich</l><lb/><l>gesellen.</l><lb/><l>Doch nicht lange, so kommt der zerstörungselige</l><lb/><l>Gottfried</l><lb/><l>Selber heraufgepoltert, und heischet das Buch mit</l><lb/><l>den Hunden,</l><lb/><l>Oder den theuren Borowsky, (wie theuer, kümmert</l><lb/><l>ihn wenig)</l><lb/><l></l></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[373/0397]
Also verwehn, wie Minuten, die Stunden mir.
Gänzlich vergess' ich
Über des Denkens hohen Genuss und des Dichtens
Entzücken
Meiner wunden Brust und des menschenfreundlichen
Arztes
Weiser Warnung. Mich würd' am Pulte der Mittag
ereilen,
Träte nicht dieser und jener herein, der den Sin-
nenden störte:
Itzt die sorgende Gattin, zu fragen nach diesem und
jenem;
Dann der rüstige Grossknecht, um für die Geschäfte
des Tages
Sich die Befehle zu holen; dann mein süssschmei-
chelndes Winchen,
Um zu warten der Puppen, der Niedlichen, welche
sie sorgsam
Vor des Bruders zerstörendem Grimm auf mein
Zimmer geflüchtet,
Wo sie zu Plato und Kant und Gibbon sich friedlich
gesellen.
Doch nicht lange, so kommt der zerstörungselige
Gottfried
Selber heraufgepoltert, und heischet das Buch mit
den Hunden,
Oder den theuren Borowsky, (wie theuer, kümmert
ihn wenig)
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/397>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.