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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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An den Gestaden des Jonischen Meers, auf den
Bergen von Lochlin;
Die ihr sanget in späterer Zeit am Quell der Vau-
cluse,
An der Thames hallendem Strand, und am friedli-
chen Avon;
Die ihr singet noch itzt am siebenarmigen Ister,
An der Elb', an der Saal', an der hochbegnadigten
Ilme --
Edle, theure, unsterbliche Sänger, ihr strömet
dem Lauscher
Flammen ins Herz und Thränen ins Auge. Das Licht
des Gesangs
Fühl' ich erwachen in mir. Des Dichtens heiliger
Wahnsinn
Wehet mich an und reisset mich hin. Die Zukunft
enthüllt sich.
Siehe, ein neues Geschlecht, ein bessres, entsteigt
dem Olympos.
Dice waltet, die Hehre; es waltet Irene; er-
haben
Schlichtet Eunomia jeglichen Zwist -- In seligem
Bunde
Gatten sich Neigung und Pflicht; es huldigt der
Trieb dem Gedanken,
Und zur Nothwendigkeit klimmt der gezeitigte
Mensch durch die Freyheit.


An den Gestaden des Jonischen Meers, auf den
Bergen von Lochlin;
Die ihr sanget in späterer Zeit am Quell der Vau-
cluse,
An der Thames hallendem Strand, und am friedli-
chen Avon;
Die ihr singet noch itzt am siebenarmigen Ister,
An der Elb', an der Saal', an der hochbegnadigten
Ilme —
Edle, theure, unsterbliche Sänger, ihr strömet
dem Lauscher
Flammen ins Herz und Thränen ins Auge. Das Licht
des Gesangs
Fühl' ich erwachen in mir. Des Dichtens heiliger
Wahnsinn
Wehet mich an und reisset mich hin. Die Zukunft
enthüllt sich.
Siehe, ein neues Geschlecht, ein bessres, entsteigt
dem Olympos.
Dice waltet, die Hehre; es waltet Irene; er-
haben
Schlichtet Eunomia jeglichen Zwist — In seligem
Bunde
Gatten sich Neigung und Pflicht; es huldigt der
Trieb dem Gedanken,
Und zur Nothwendigkeit klimmt der gezeitigte
Mensch durch die Freyheit.


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[372/0396] An den Gestaden des Jonischen Meers, auf den Bergen von Lochlin; Die ihr sanget in späterer Zeit am Quell der Vau- cluse, An der Thames hallendem Strand, und am friedli- chen Avon; Die ihr singet noch itzt am siebenarmigen Ister, An der Elb', an der Saal', an der hochbegnadigten Ilme — Edle, theure, unsterbliche Sänger, ihr strömet dem Lauscher Flammen ins Herz und Thränen ins Auge. Das Licht des Gesangs Fühl' ich erwachen in mir. Des Dichtens heiliger Wahnsinn Wehet mich an und reisset mich hin. Die Zukunft enthüllt sich. Siehe, ein neues Geschlecht, ein bessres, entsteigt dem Olympos. Dice waltet, die Hehre; es waltet Irene; er- haben Schlichtet Eunomia jeglichen Zwist — In seligem Bunde Gatten sich Neigung und Pflicht; es huldigt der Trieb dem Gedanken, Und zur Nothwendigkeit klimmt der gezeitigte Mensch durch die Freyheit.

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/396>, abgerufen am 28.09.2024.