Strudel verschlang, von Städten, die hoch ein Stoss in die Luft warf; Lese von kronentragenden Schlächtern, die Helden sich nannten, Von Mordbrennern, Erobrer gegrüsst, von Seso- stren und Cäsarn, Tamerlanen und Dschinkis Khanen, und vierzehnten Ludwigs, Welche, berufen sich wähnend, den Wald der Menschheit zu lichten, Ströme rötheten, Äcker mit Äsern düngten, die Strassen Meilenweit besä'ten mit weissgebleichten Gebei- nen. Bürger seh ich' das Schwert auf den Bürger zucken, den Bruder Seh' ich vom Bruder erdolcht, den Vater verrathen vom Sohne; Herrscher seh' ich, wie schlechtes Gewürme, die Völker zertreten, Gaukler, die blendende Bind' um die Augen des Glaubenden schnüren; Priester schwingen den mordenden Stahl im Namen der Gottheit; Lodern seh' ich den Brand des hundertjährigen Krieges, Bartholomäusnächt' erblick' ich, und Pulvercom- plotte,
Strudel verschlang, von Städten, die hoch ein Stoss in die Luft warf; Lese von kronentragenden Schlächtern, die Helden sich nannten, Von Mordbrennern, Erobrer gegrüsst, von Seso- stren und Cäsarn, Tamerlanen und Dschinkis Khanen, und vierzehnten Ludwigs, Welche, berufen sich wähnend, den Wald der Menschheit zu lichten, Ströme rötheten, Äcker mit Äsern düngten, die Strassen Meilenweit besä'ten mit weissgebleichten Gebei- nen. Bürger seh ich' das Schwert auf den Bürger zucken, den Bruder Seh' ich vom Bruder erdolcht, den Vater verrathen vom Sohne; Herrscher seh' ich, wie schlechtes Gewürme, die Völker zertreten, Gaukler, die blendende Bind' um die Augen des Glaubenden schnüren; Priester schwingen den mordenden Stahl im Namen der Gottheit; Lodern seh' ich den Brand des hundertjährigen Krieges, Bartholomäusnächt' erblick' ich, und Pulvercom- plotte,
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Strudel verschlang, von Städten, die hoch ein
Stoss in die Luft warf;
Lese von kronentragenden Schlächtern, die Helden
sich nannten,
Von Mordbrennern, Erobrer gegrüsst, von Seso-
stren und Cäsarn,
Tamerlanen und Dschinkis Khanen, und vierzehnten
Ludwigs,
Welche, berufen sich wähnend, den Wald der
Menschheit zu lichten,
Ströme rötheten, Äcker mit Äsern düngten, die
Strassen
Meilenweit besä'ten mit weissgebleichten Gebei-
nen.
Bürger seh ich' das Schwert auf den Bürger zucken,
den Bruder
Seh' ich vom Bruder erdolcht, den Vater verrathen
vom Sohne;
Herrscher seh' ich, wie schlechtes Gewürme, die
Völker zertreten,
Gaukler, die blendende Bind' um die Augen des
Glaubenden schnüren;
Priester schwingen den mordenden Stahl im Namen
der Gottheit;
Lodern seh' ich den Brand des hundertjährigen
Krieges,
Bartholomäusnächt' erblick' ich, und Pulvercom-
plotte,
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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/394>, abgerufen am 22.11.2024.
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