Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.An Magdalena Schwarz. Meine Freundin, es ist der Tag der Pfingsten erschienen. Ihn umarmet der Tag, welcher ins Leben dich rief -- In diess dämmernde Leben, das einst ein Traum uns gemahnet, Wann den entkerkerten Geist Wahrheit und Freyheit umstrahlt; In diess seufzende Rund, das nur als Schwelle des Himmels Unsre Liebe verdient; in diess polarische Land, Dessen Nächte nur sparsam der Meinungen Nordlicht durchflimmert, Dessen ewiges Eis, Liebe, dein Athem nicht schmelzt; An Magdalena Schwarz. Meine Freundin, es ist der Tag der Pfingsten erschienen. Ihn umarmet der Tag, welcher ins Leben dich rief — In diess dämmernde Leben, das einst ein Traum uns gemahnet, Wann den entkerkerten Geist Wahrheit und Freyheit umstrahlt; In diess seufzende Rund, das nur als Schwelle des Himmels Unsre Liebe verdient; in diess polarische Land, Dessen Nächte nur sparsam der Meinungen Nordlicht durchflimmert, Dessen ewiges Eis, Liebe, dein Athem nicht schmelzt; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0340" n="320"/> <div n="2"> <head>An<lb/> Magdalena Schwarz.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">M</hi>eine Freundin, es ist der Tag der Pfingsten</l><lb/> <l>erschienen.</l><lb/> <l>Ihn umarmet der Tag, welcher ins Leben</l><lb/> <l>dich rief —</l><lb/> <l>In diess dämmernde Leben, das einst ein Traum</l><lb/> <l>uns gemahnet,</l><lb/> <l>Wann den entkerkerten Geist Wahrheit und</l><lb/> <l>Freyheit umstrahlt;</l><lb/> <l>In diess seufzende Rund, das nur als Schwelle des</l><lb/> <l>Himmels</l><lb/> <l>Unsre Liebe verdient; in diess polarische</l><lb/> <l>Land,</l><lb/> <l>Dessen Nächte nur sparsam der Meinungen Nordlicht</l><lb/> <l>durchflimmert,</l><lb/> <l>Dessen ewiges Eis, Liebe, dein Athem</l><lb/> <l>nicht schmelzt;</l> </lg><lb/> <l/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [320/0340]
An
Magdalena Schwarz.
Meine Freundin, es ist der Tag der Pfingsten
erschienen.
Ihn umarmet der Tag, welcher ins Leben
dich rief —
In diess dämmernde Leben, das einst ein Traum
uns gemahnet,
Wann den entkerkerten Geist Wahrheit und
Freyheit umstrahlt;
In diess seufzende Rund, das nur als Schwelle des
Himmels
Unsre Liebe verdient; in diess polarische
Land,
Dessen Nächte nur sparsam der Meinungen Nordlicht
durchflimmert,
Dessen ewiges Eis, Liebe, dein Athem
nicht schmelzt;
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