Schimmert die Sonn' auch einmal durch die schwar- zen drängenden Wetter, Werfen die Drohenden nur schwärzere Schat- ten herab. Blinzelnder, glänzt es um dich? Es ist das Glän- zen des Schwertes, Welchen der kommende Tag gegen den heu- tigen zuckt! Ich entsage dir, Freude! die du den Wandrer verlockest, Und den Verlockten umschlingst, und den Umschlungnen erdrückst. Öd' und leer wird das schwindelnde Herz im Wirbel der Freude. Du, o Schwermuth, allein füllest das Lech- zende aus!
Das Schicksal. Sohn des Staubes, es haben die Götter ihr Schooss- kind, die Liebe, Freundlich den Menschen gesandt. Wählest du Liebe, so sprich.
Das Ich. Nein, nicht Liebe begehr' ich. Ich drückte die Rose der Liebe An die verschmachtende Brust, und sie durchstach mir das Herz.
Schimmert die Sonn' auch einmal durch die schwar- zen drängenden Wetter, Werfen die Drohenden nur schwärzere Schat- ten herab. Blinzelnder, glänzt es um dich? Es ist das Glän- zen des Schwertes, Welchen der kommende Tag gegen den heu- tigen zuckt! Ich entsage dir, Freude! die du den Wandrer verlockest, Und den Verlockten umschlingst, und den Umschlungnen erdrückst. Öd' und leer wird das schwindelnde Herz im Wirbel der Freude. Du, o Schwermuth, allein füllest das Lech- zende aus!
Das Schicksal. Sohn des Staubes, es haben die Götter ihr Schooss- kind, die Liebe, Freundlich den Menschen gesandt. Wählest du Liebe, so sprich.
Das Ich. Nein, nicht Liebe begehr' ich. Ich drückte die Rose der Liebe An die verschmachtende Brust, und sie durchstach mir das Herz.
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Schimmert die Sonn' auch einmal durch die schwar-
zen drängenden Wetter,
Werfen die Drohenden nur schwärzere Schat-
ten herab.
Blinzelnder, glänzt es um dich? Es ist das Glän-
zen des Schwertes,
Welchen der kommende Tag gegen den heu-
tigen zuckt!
Ich entsage dir, Freude! die du den Wandrer
verlockest,
Und den Verlockten umschlingst, und den
Umschlungnen erdrückst.
Öd' und leer wird das schwindelnde Herz im Wirbel
der Freude.
Du, o Schwermuth, allein füllest das Lech-
zende aus!
Das Schicksal.
Sohn des Staubes, es haben die Götter ihr Schooss-
kind, die Liebe,
Freundlich den Menschen gesandt. Wählest
du Liebe, so sprich.
Das Ich.
Nein, nicht Liebe begehr' ich. Ich drückte die
Rose der Liebe
An die verschmachtende Brust, und sie
durchstach mir das Herz.
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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/331>, abgerufen am 16.02.2025.
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