Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.Welches Ahnen, welches Bangen Schwellt des Mädchens junge Brust? Welches unbekannte Sehnen? Welche träumerische Lust? Dieses Staunen, dieses Wähnen, Dieses dämmernde Gefühl Ruf' es an das Licht, Geliebte! Gib ihm Namen, Zweck und Ziel! Jedes Sehnen, meine Theure, Das du dir nicht laut bekennst, Jeder schüchterne Gedanke, Den du deinem Gott nicht nennst, Jeder Wunsch, der scheu und blöde Aus des Reinen Gegenwart Wegbebt und ins Dunkel flüchtet -- Freundin, ist nicht lautrer Art. Jede Stimmung, meine Traute, Die in Trübsinn sich verstimmt, Itzt in trägem Traum sich wieget, Itzt in feigen Thränen schwimmt, Die der Seele kranke Fibern Itzt erschlaffet, itzt verspannt, Stammt vom Erebus, und werde In den Erebus verbannt. Welches Ahnen, welches Bangen Schwellt des Mädchens junge Brust? Welches unbekannte Sehnen? Welche träumerische Lust? Dieses Staunen, dieses Wähnen, Dieses dämmernde Gefühl Ruf' es an das Licht, Geliebte! Gib ihm Namen, Zweck und Ziel! Jedes Sehnen, meine Theure, Das du dir nicht laut bekennst, Jeder schüchterne Gedanke, Den du deinem Gott nicht nennst, Jeder Wunsch, der scheu und blöde Aus des Reinen Gegenwart Wegbebt und ins Dunkel flüchtet — Freundin, ist nicht lautrer Art. Jede Stimmung, meine Traute, Die in Trübsinn sich verstimmt, Itzt in trägem Traum sich wieget, Itzt in feigen Thränen schwimmt, Die der Seele kranke Fibern Itzt erschlaffet, itzt verspannt, Stammt vom Erebus, und werde In den Erebus verbannt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0274" n="256"/> </l> <lg n="5"> <l>Welches Ahnen, welches Bangen</l><lb/> <l>Schwellt des Mädchens junge Brust?</l><lb/> <l>Welches unbekannte Sehnen?</l><lb/> <l>Welche träumerische Lust?</l><lb/> <l>Dieses Staunen, dieses Wähnen,</l><lb/> <l>Dieses dämmernde Gefühl</l><lb/> <l>Ruf' es an das Licht, Geliebte!</l><lb/> <l>Gib ihm Namen, Zweck und Ziel!</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Jedes Sehnen, meine Theure,</l><lb/> <l>Das du dir nicht laut bekennst,</l><lb/> <l>Jeder schüchterne Gedanke,</l><lb/> <l>Den du deinem Gott nicht nennst,</l><lb/> <l>Jeder Wunsch, der scheu und blöde</l><lb/> <l>Aus des Reinen Gegenwart</l><lb/> <l>Wegbebt und ins Dunkel flüchtet —</l><lb/> <l>Freundin, ist nicht lautrer Art.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Jede Stimmung, meine Traute,</l><lb/> <l>Die in Trübsinn sich verstimmt,</l><lb/> <l>Itzt in trägem Traum sich wieget,</l><lb/> <l>Itzt in feigen Thränen schwimmt,</l><lb/> <l>Die der Seele kranke Fibern</l><lb/> <l>Itzt erschlaffet, itzt verspannt,</l><lb/> <l>Stammt vom Erebus, und werde</l><lb/> <l>In den Erebus verbannt.</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [256/0274]
Welches Ahnen, welches Bangen
Schwellt des Mädchens junge Brust?
Welches unbekannte Sehnen?
Welche träumerische Lust?
Dieses Staunen, dieses Wähnen,
Dieses dämmernde Gefühl
Ruf' es an das Licht, Geliebte!
Gib ihm Namen, Zweck und Ziel!
Jedes Sehnen, meine Theure,
Das du dir nicht laut bekennst,
Jeder schüchterne Gedanke,
Den du deinem Gott nicht nennst,
Jeder Wunsch, der scheu und blöde
Aus des Reinen Gegenwart
Wegbebt und ins Dunkel flüchtet —
Freundin, ist nicht lautrer Art.
Jede Stimmung, meine Traute,
Die in Trübsinn sich verstimmt,
Itzt in trägem Traum sich wieget,
Itzt in feigen Thränen schwimmt,
Die der Seele kranke Fibern
Itzt erschlaffet, itzt verspannt,
Stammt vom Erebus, und werde
In den Erebus verbannt.
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