Trauert immer, holde Auen, Traute Fluren, trauert nur! Hüllet euch in Nacht und Grauen! Traure, traure nur, Natur. Auch dein Freund und Liebling trauert, Seines Geistes Licht ist hin; Schimmerlose Nacht umschauert Seinen gramumwölkten Sinn. Leer ist seiner Pfeile Köcher, Seines Bogens Sehn' erschlafft, Ausgeschöpft der goldne Becher, Ausgelöscht des Herzens Kraft.
Und mit Recht wohl mag ich trauern. Fern von ihrer Mutterflur, Im Bezirke dumpfer Mauern, Im Gebiet der Unnatur, Wandelt, die ich einzig meine, Die mir Sinn und Seele füllt, Sie, die Klare, sie die Reine, Deren glanzumstrahltes Bild Jenes Schön mir widerspiegelt, Das aus höhern Sphären stammt, Die zum Heros mich beflügelt, Und zum Halbgott mich entflammt.
Trauert immer, holde Auen, Traute Fluren, trauert nur! Hüllet euch in Nacht und Grauen! Traure, traure nur, Natur. Auch dein Freund und Liebling trauert, Seines Geistes Licht ist hin; Schimmerlose Nacht umschauert Seinen gramumwölkten Sinn. Leer ist seiner Pfeile Köcher, Seines Bogens Sehn' erschlafft, Ausgeschöpft der goldne Becher, Ausgelöscht des Herzens Kraft.
Und mit Recht wohl mag ich trauern. Fern von ihrer Mutterflur, Im Bezirke dumpfer Mauern, Im Gebiet der Unnatur, Wandelt, die ich einzig meine, Die mir Sinn und Seele füllt, Sie, die Klare, sie die Reine, Deren glanzumstrahltes Bild Jenes Schön mir widerspiegelt, Das aus höhern Sphären stammt, Die zum Heros mich beflügelt, Und zum Halbgott mich entflammt.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><l><pbfacs="#f0235"n="217"/></l><lgn="2"><l>Trauert immer, holde Auen,</l><lb/><l>Traute Fluren, trauert nur!</l><lb/><l>Hüllet euch in Nacht und Grauen!</l><lb/><l>Traure, traure nur, Natur.</l><lb/><l>Auch dein Freund und Liebling trauert,</l><lb/><l>Seines Geistes Licht ist hin;</l><lb/><l>Schimmerlose Nacht umschauert</l><lb/><l>Seinen gramumwölkten Sinn.</l><lb/><l>Leer ist seiner Pfeile Köcher,</l><lb/><l>Seines Bogens Sehn' erschlafft,</l><lb/><l>Ausgeschöpft der goldne Becher,</l><lb/><l>Ausgelöscht des Herzens Kraft.</l></lg><lb/><lgn="3"><l>Und mit Recht wohl mag ich trauern.</l><lb/><l>Fern von ihrer Mutterflur,</l><lb/><l>Im Bezirke dumpfer Mauern,</l><lb/><l>Im Gebiet der Unnatur,</l><lb/><l>Wandelt, die ich einzig meine,</l><lb/><l>Die mir Sinn und Seele füllt,</l><lb/><l>Sie, die Klare, sie die Reine,</l><lb/><l>Deren glanzumstrahltes Bild</l><lb/><l>Jenes Schön mir widerspiegelt,</l><lb/><l>Das aus höhern Sphären stammt,</l><lb/><l>Die zum Heros mich beflügelt,</l><lb/><l>Und zum Halbgott mich entflammt.</l></lg><lb/><l></l></lg></div></div></body></text></TEI>
[217/0235]
Trauert immer, holde Auen,
Traute Fluren, trauert nur!
Hüllet euch in Nacht und Grauen!
Traure, traure nur, Natur.
Auch dein Freund und Liebling trauert,
Seines Geistes Licht ist hin;
Schimmerlose Nacht umschauert
Seinen gramumwölkten Sinn.
Leer ist seiner Pfeile Köcher,
Seines Bogens Sehn' erschlafft,
Ausgeschöpft der goldne Becher,
Ausgelöscht des Herzens Kraft.
Und mit Recht wohl mag ich trauern.
Fern von ihrer Mutterflur,
Im Bezirke dumpfer Mauern,
Im Gebiet der Unnatur,
Wandelt, die ich einzig meine,
Die mir Sinn und Seele füllt,
Sie, die Klare, sie die Reine,
Deren glanzumstrahltes Bild
Jenes Schön mir widerspiegelt,
Das aus höhern Sphären stammt,
Die zum Heros mich beflügelt,
Und zum Halbgott mich entflammt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/235>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.