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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Dass ein Schauer des ewigen Lebens den Rasen um-
rausche,
Und den schlummernden Staub süsserer
Schlummer umfah.

Frühlinge welken zu Hundert, und Herbste verrieseln
zu Tausend;
Reissenden donnernden Stroms strudeln die
Zeiten dahin.
Immer noch schlummert im Busen der Erde die
heilige Asche,
Schwimmt im Sonnenstrahl, wiegt sich in
wogender Luft.
Aber nun hebt aus dem Schoosse der Nacht sich ein
ewiger Morgen
Schön und süss und still, feyerlich, schreck-
lich und hehr.
Gräber schwellen und Urnen gebären; aus rau-
schenden Feldern
Keimt unsterbliche Saat, fluthet zum Him-
mel empor -- --
Welche verklärte Gestalt entblühet der berstenden
Urne?
Schüttelt aus goldenem Haar freudig den
nichtigen Staub?
Rosa, sey mir gegrüsst in deiner unsterblichen Schön-
heit.

G 2

Dass ein Schauer des ewigen Lebens den Rasen um-
rausche,
Und den schlummernden Staub süsserer
Schlummer umfah.

Frühlinge welken zu Hundert, und Herbste verrieseln
zu Tausend;
Reissenden donnernden Stroms strudeln die
Zeiten dahin.
Immer noch schlummert im Busen der Erde die
heilige Asche,
Schwimmt im Sonnenstrahl, wiegt sich in
wogender Luft.
Aber nun hebt aus dem Schoosse der Nacht sich ein
ewiger Morgen
Schön und süss und still, feyerlich, schreck-
lich und hehr.
Gräber schwellen und Urnen gebären; aus rau-
schenden Feldern
Keimt unsterbliche Saat, fluthet zum Him-
mel empor — —
Welche verklärte Gestalt entblühet der berstenden
Urne?
Schüttelt aus goldenem Haar freudig den
nichtigen Staub?
Rosa, sey mir gegrüsst in deiner unsterblichen Schön-
heit.

G 2
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[99/0115] Dass ein Schauer des ewigen Lebens den Rasen um- rausche, Und den schlummernden Staub süsserer Schlummer umfah. Frühlinge welken zu Hundert, und Herbste verrieseln zu Tausend; Reissenden donnernden Stroms strudeln die Zeiten dahin. Immer noch schlummert im Busen der Erde die heilige Asche, Schwimmt im Sonnenstrahl, wiegt sich in wogender Luft. Aber nun hebt aus dem Schoosse der Nacht sich ein ewiger Morgen Schön und süss und still, feyerlich, schreck- lich und hehr. Gräber schwellen und Urnen gebären; aus rau- schenden Feldern Keimt unsterbliche Saat, fluthet zum Him- mel empor — — Welche verklärte Gestalt entblühet der berstenden Urne? Schüttelt aus goldenem Haar freudig den nichtigen Staub? Rosa, sey mir gegrüsst in deiner unsterblichen Schön- heit. G 2

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/115>, abgerufen am 27.11.2024.