Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798."Er, den dein Herz verkennet, "Und doch mit Inbrunst sucht, "Er ist von dir nicht ferne! "Wer treu und redlich sucht, "Mag leichtlich ihn gewahren. "Er schwebet um dich her "Im Frühroth und im Spätroth, "Zu Land' und auf dem Meer! "Ihm, ihm, du Vielbegabter, "Entflammst du, ihm allein! "Ihn meint dein heisses Schmachten! "Ihn ruft dein lautes Schreyn! "Dein Geist, den Ursprung ahnend, "Verachtend Erdenleid, "Verschmähend Erdenwollust, "Heischt reinre Seligkeit. "Bey Ihm, bey Ihm ist Letzung. "Sein Nam' ist Wunderbar, "Sein Wesen Lieb' und Leben, "Sein Wann ist Immerdar, "Sein Wo ist Allenthalben, "Sein Ebenbild bist Du! "Sey stolz auf dich, mein Bruder! "Du bist sein Abglanz, du!" „Er, den dein Herz verkennet, „Und doch mit Inbrunst sucht, „Er ist von dir nicht ferne! „Wer treu und redlich sucht, „Mag leichtlich ihn gewahren. „Er schwebet um dich her „Im Frühroth und im Spätroth, „Zu Land' und auf dem Meer! „Ihm, ihm, du Vielbegabter, „Entflammst du, ihm allein! „Ihn meint dein heiſses Schmachten! „Ihn ruft dein lautes Schreyn! „Dein Geist, den Ursprung ahnend, „Verachtend Erdenleid, „Verschmähend Erdenwollust, „Heischt reinre Seligkeit. „Bey Ihm, bey Ihm ist Letzung. „Sein Nam' ist Wunderbar, „Sein Wesen Lieb' und Leben, „Sein Wann ist Immerdar, „Sein Wo ist Allenthalben, „Sein Ebenbild bist Du! „Sey stolz auf dich, mein Bruder! „Du bist sein Abglanz, du!“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0096" n="56"/> <lg n="9"> <l>„Er, den dein Herz verkennet,</l><lb/> <l>„Und doch mit Inbrunst sucht,</l><lb/> <l>„Er ist von dir nicht ferne!</l><lb/> <l>„Wer treu und redlich sucht,</l><lb/> <l>„Mag leichtlich ihn gewahren.</l><lb/> <l>„Er schwebet um dich her</l><lb/> <l>„Im Frühroth und im Spätroth,</l><lb/> <l>„Zu Land' und auf dem Meer!</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>„Ihm, ihm, du Vielbegabter,</l><lb/> <l>„Entflammst du, ihm allein!</l><lb/> <l>„Ihn meint dein heiſses Schmachten!</l><lb/> <l>„Ihn ruft dein lautes Schreyn!</l><lb/> <l>„Dein Geist, den Ursprung ahnend,</l><lb/> <l>„Verachtend Erdenleid,</l><lb/> <l>„Verschmähend Erdenwollust,</l><lb/> <l>„Heischt reinre Seligkeit.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>„Bey Ihm, bey Ihm ist Letzung.</l><lb/> <l>„Sein Nam' ist Wunderbar,</l><lb/> <l>„Sein Wesen Lieb' und Leben,</l><lb/> <l>„Sein Wann ist Immerdar,</l><lb/> <l>„Sein Wo ist Allenthalben,</l><lb/> <l>„Sein Ebenbild bist Du!</l><lb/> <l>„Sey stolz auf dich, mein Bruder!</l><lb/> <l>„Du bist sein Abglanz, du!“</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [56/0096]
„Er, den dein Herz verkennet,
„Und doch mit Inbrunst sucht,
„Er ist von dir nicht ferne!
„Wer treu und redlich sucht,
„Mag leichtlich ihn gewahren.
„Er schwebet um dich her
„Im Frühroth und im Spätroth,
„Zu Land' und auf dem Meer!
„Ihm, ihm, du Vielbegabter,
„Entflammst du, ihm allein!
„Ihn meint dein heiſses Schmachten!
„Ihn ruft dein lautes Schreyn!
„Dein Geist, den Ursprung ahnend,
„Verachtend Erdenleid,
„Verschmähend Erdenwollust,
„Heischt reinre Seligkeit.
„Bey Ihm, bey Ihm ist Letzung.
„Sein Nam' ist Wunderbar,
„Sein Wesen Lieb' und Leben,
„Sein Wann ist Immerdar,
„Sein Wo ist Allenthalben,
„Sein Ebenbild bist Du!
„Sey stolz auf dich, mein Bruder!
„Du bist sein Abglanz, du!“
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