Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.Bist du es, Auserwählte, Die dieses Schmachten meint? Du, die des Nachts dem Träumer, Dem Träumer Tags erscheint? Nein, nicht dem Staub' entflammet, Was diese Leere füllt. O, sagt mir an, o nennt mir, Was dieses Lechzen stillt! -- -- So rufend, sank ich nieder, Und stiller ward das Still. Es schwieg das Hayngeschmetter; Es schwieg das Sumpfgeschrill. Leishorchend hingegossen Lag ich am Blumenrand Des Bachs. Des Halbmonds Sichel Erblinkt', erblasst', und schwand. Und dunkler ward das Dunkel Ein leises Flistern rann Durch Schilf und Busch und Saaten; Mich wehten Schauer an Es klang in meine Ohren, Süss, süss, wie Lautenklang -- Woher, woher, o Stimme, Die mir das Herz durchdrang? -- Bist du es, Auserwählte, Die dieses Schmachten meint? Du, die des Nachts dem Träumer, Dem Träumer Tags erscheint? Nein, nicht dem Staub' entflammet, Was diese Leere füllt. O, sagt mir an, o nennt mir, Was dieses Lechzen stillt! — — So rufend, sank ich nieder, Und stiller ward das Still. Es schwieg das Hayngeschmetter; Es schwieg das Sumpfgeschrill. Leishorchend hingegossen Lag ich am Blumenrand Des Bachs. Des Halbmonds Sichel Erblinkt', erblaſst', und schwand. Und dunkler ward das Dunkel Ein leises Flistern rann Durch Schilf und Busch und Saaten; Mich wehten Schauer an Es klang in meine Ohren, Süſs, süſs, wie Lautenklang — Woher, woher, o Stimme, Die mir das Herz durchdrang? — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0094" n="54"/> <lg n="3"> <l>Bist du es, Auserwählte,</l><lb/> <l>Die dieses Schmachten meint?</l><lb/> <l>Du, die des Nachts dem Träumer,</l><lb/> <l>Dem Träumer Tags erscheint?</l><lb/> <l>Nein, nicht dem Staub' entflammet,</l><lb/> <l>Was diese Leere füllt.</l><lb/> <l>O, sagt mir an, o nennt mir,</l><lb/> <l>Was dieses Lechzen stillt! — —</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>So rufend, sank ich nieder,</l><lb/> <l>Und stiller ward das Still.</l><lb/> <l>Es schwieg das Hayngeschmetter;</l><lb/> <l>Es schwieg das Sumpfgeschrill.</l><lb/> <l>Leishorchend hingegossen</l><lb/> <l>Lag ich am Blumenrand</l><lb/> <l>Des Bachs. Des Halbmonds Sichel</l><lb/> <l>Erblinkt', erblaſst', und schwand.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Und dunkler ward das Dunkel</l><lb/> <l>Ein leises Flistern rann</l><lb/> <l>Durch Schilf und Busch und Saaten;</l><lb/> <l>Mich wehten Schauer an</l><lb/> <l>Es klang in meine Ohren,</l><lb/> <l>Süſs, süſs, wie Lautenklang —</l><lb/> <l>Woher, woher, o Stimme,</l><lb/> <l>Die mir das Herz durchdrang? —</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [54/0094]
Bist du es, Auserwählte,
Die dieses Schmachten meint?
Du, die des Nachts dem Träumer,
Dem Träumer Tags erscheint?
Nein, nicht dem Staub' entflammet,
Was diese Leere füllt.
O, sagt mir an, o nennt mir,
Was dieses Lechzen stillt! — —
So rufend, sank ich nieder,
Und stiller ward das Still.
Es schwieg das Hayngeschmetter;
Es schwieg das Sumpfgeschrill.
Leishorchend hingegossen
Lag ich am Blumenrand
Des Bachs. Des Halbmonds Sichel
Erblinkt', erblaſst', und schwand.
Und dunkler ward das Dunkel
Ein leises Flistern rann
Durch Schilf und Busch und Saaten;
Mich wehten Schauer an
Es klang in meine Ohren,
Süſs, süſs, wie Lautenklang —
Woher, woher, o Stimme,
Die mir das Herz durchdrang? —
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