Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.Ganz, ungetheilt, untheilbar, und unverrückt, Erfüllt sein Wesen jeglichen Atomus Des ungemessnen Raums und jeden Stiebenden Tropfen des Zeitenstromes. Ihn decken hohe Tempelgewölbe nicht. Ihn fassen nicht die Himmel, die Erden nicht. Frey, unumhüllet, ungefesselt Waltet und herrscht er im grossen Alle. Sein Will' ist That. Wer steuert dem Mächtigen? Wer hemmt den Unrückrufbaren? Gross ist er Und gut; nicht mit der Messkunst Grössen, Nicht mit der Güte der Sittenlehren. Stracks, flugs, im Hui geschiehet, was er gebeut. Das Weltall schlief des eisernen Nichtseyns Schlaf. Er rief: Erwache! Schnellerwachend Rafft' es sich auf, und erstaunt' und kniete. Sein alldurchdringend Auge durchschaut das All, Und hegt und trägt, bewahret und wärmet es. Allmächtig herrscht sein Wink, allmächtig Waltet des Schrecklichen hohe Brane. Dich fleh' ich, Guter! lächel' auf mich herab! Mit Demantketten binde mich fest an dich! Bey dir, bey dir ist volle Gnüge, Einzig bey dir, und bey keinem andern! Ganz, ungetheilt, untheilbar, und unverrückt, Erfüllt sein Wesen jeglichen Atomus Des ungemeſsnen Raums und jeden Stiebenden Tropfen des Zeitenstromes. Ihn decken hohe Tempelgewölbe nicht. Ihn fassen nicht die Himmel, die Erden nicht. Frey, unumhüllet, ungefesselt Waltet und herrscht er im groſsen Alle. Sein Will' ist That. Wer steuert dem Mächtigen? Wer hemmt den Unrückrufbaren? Groſs ist er Und gut; nicht mit der Meſskunst Gröſsen, Nicht mit der Güte der Sittenlehren. Stracks, flugs, im Hui geschiehet, was er gebeut. Das Weltall schlief des eisernen Nichtseyns Schlaf. Er rief: Erwache! Schnellerwachend Rafft' es sich auf, und erstaunt' und kniete. Sein alldurchdringend Auge durchschaut das All, Und hegt und trägt, bewahret und wärmet es. Allmächtig herrscht sein Wink, allmächtig Waltet des Schrecklichen hohe Brane. Dich fleh' ich, Guter! lächel' auf mich herab! Mit Demantketten binde mich fest an dich! Bey dir, bey dir ist volle Gnüge, Einzig bey dir, und bey keinem andern! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0076" n="36"/> <lg n="4"> <l>Ganz, ungetheilt, untheilbar, und unverrückt,</l><lb/> <l>Erfüllt sein Wesen jeglichen Atomus</l><lb/> <l>Des ungemeſsnen Raums und jeden</l><lb/> <l>Stiebenden Tropfen des Zeitenstromes.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Ihn decken hohe Tempelgewölbe nicht.</l><lb/> <l>Ihn fassen nicht die Himmel, die Erden nicht.</l><lb/> <l>Frey, unumhüllet, ungefesselt</l><lb/> <l>Waltet und herrscht er im groſsen Alle.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Sein Will' ist That. Wer steuert dem Mächtigen?</l><lb/> <l>Wer hemmt den Unrückrufbaren? Groſs ist er</l><lb/> <l>Und gut; nicht mit der Meſskunst Gröſsen,</l><lb/> <l>Nicht mit der Güte der Sittenlehren.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Stracks, flugs, im Hui geschiehet, was er gebeut.</l><lb/> <l>Das Weltall schlief des eisernen Nichtseyns Schlaf.</l><lb/> <l>Er rief: Erwache! Schnellerwachend</l><lb/> <l>Rafft' es sich auf, und erstaunt' und kniete.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Sein alldurchdringend Auge durchschaut das All,</l><lb/> <l>Und hegt und trägt, bewahret und wärmet es.</l><lb/> <l>Allmächtig herrscht sein Wink, allmächtig</l><lb/> <l>Waltet des Schrecklichen hohe Brane.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Dich fleh' ich, Guter! lächel' auf mich herab!</l><lb/> <l>Mit Demantketten binde mich fest an dich!</l><lb/> <l>Bey dir, bey dir ist volle Gnüge,</l><lb/> <l>Einzig bey dir, und bey keinem andern!</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [36/0076]
Ganz, ungetheilt, untheilbar, und unverrückt,
Erfüllt sein Wesen jeglichen Atomus
Des ungemeſsnen Raums und jeden
Stiebenden Tropfen des Zeitenstromes.
Ihn decken hohe Tempelgewölbe nicht.
Ihn fassen nicht die Himmel, die Erden nicht.
Frey, unumhüllet, ungefesselt
Waltet und herrscht er im groſsen Alle.
Sein Will' ist That. Wer steuert dem Mächtigen?
Wer hemmt den Unrückrufbaren? Groſs ist er
Und gut; nicht mit der Meſskunst Gröſsen,
Nicht mit der Güte der Sittenlehren.
Stracks, flugs, im Hui geschiehet, was er gebeut.
Das Weltall schlief des eisernen Nichtseyns Schlaf.
Er rief: Erwache! Schnellerwachend
Rafft' es sich auf, und erstaunt' und kniete.
Sein alldurchdringend Auge durchschaut das All,
Und hegt und trägt, bewahret und wärmet es.
Allmächtig herrscht sein Wink, allmächtig
Waltet des Schrecklichen hohe Brane.
Dich fleh' ich, Guter! lächel' auf mich herab!
Mit Demantketten binde mich fest an dich!
Bey dir, bey dir ist volle Gnüge,
Einzig bey dir, und bey keinem andern!
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Zitationshilfe: | Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/76>, abgerufen am 17.02.2025. |