Lieblich dem Jammermüden, in deinen Armen zu schlummern.
Tugend, Tugend, der Gottheit Funke, Fackel des Himmels! Wehe mir, heilige Flamme, voran auf nächtlichem Pfade, Dass nicht irre die täuschende Nacht den zweifeln- den Wandrer.
Tugend, Tugend, der Menschheit Glorie, Lä- cheln des Geistes, Nieversiegender lauterer Quell der lautersten Freu- den, Einziges, was hienieden nicht Tand, noch Täu- schung, noch Traum ist, Einzige, deren Genuss nicht Reue gebieret, noch Ekel, Einzig unabhängige Seligkeit, immer dir selbst gleich, Nimmer ändernd, und nimmer alternd, und nimmer ermüdend, Unaussingbare Würde des Geistes, Leben des Le- bens, Thätig wie Frühling, gewaltig wie Jugend, süss wie die Liebe, Wollest dich, Heldin, erbarmen des rastlos schwär- menden Jünglings
Lieblich dem Jammermüden, in deinen Armen zu schlummern.
Tugend, Tugend, der Gottheit Funke, Fackel des Himmels! Wehe mir, heilige Flamme, voran auf nächtlichem Pfade, Daſs nicht irre die täuschende Nacht den zweifeln- den Wandrer.
Tugend, Tugend, der Menschheit Glorie, Lä- cheln des Geistes, Nieversiegender lauterer Quell der lautersten Freu- den, Einziges, was hienieden nicht Tand, noch Täu- schung, noch Traum ist, Einzige, deren Genuſs nicht Reue gebieret, noch Ekel, Einzig unabhängige Seligkeit, immer dir selbst gleich, Nimmer ändernd, und nimmer alternd, und nimmer ermüdend, Unaussingbare Würde des Geistes, Leben des Le- bens, Thätig wie Frühling, gewaltig wie Jugend, süſs wie die Liebe, Wollest dich, Heldin, erbarmen des rastlos schwär- menden Jünglings
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="30"><pbfacs="#f0070"n="30"/><l>Lieblich dem Jammermüden, in deinen Armen zu</l><lb/><l>schlummern.</l></lg><lb/><lgn="31"><l>Tugend, Tugend, der Gottheit Funke, Fackel</l><lb/><l>des Himmels!</l><lb/><l>Wehe mir, heilige Flamme, voran auf nächtlichem</l><lb/><l>Pfade,</l><lb/><l>Daſs nicht irre die täuschende Nacht den zweifeln-</l><lb/><l>den Wandrer.</l></lg><lb/><lgn="32"><l>Tugend, Tugend, der Menschheit Glorie, Lä-</l><lb/><l>cheln des Geistes,</l><lb/><l>Nieversiegender lauterer Quell der lautersten Freu-</l><lb/><l>den,</l><lb/><l>Einziges, was hienieden nicht Tand, noch Täu-</l><lb/><l>schung, noch Traum ist,</l><lb/><l>Einzige, deren Genuſs nicht Reue gebieret, noch</l><lb/><l>Ekel,</l><lb/><l>Einzig unabhängige Seligkeit, immer dir selbst</l><lb/><l>gleich,</l><lb/><l>Nimmer ändernd, und nimmer alternd, und nimmer</l><lb/><l>ermüdend,</l><lb/><l>Unaussingbare Würde des Geistes, Leben des Le-</l><lb/><l>bens,</l><lb/><l>Thätig wie Frühling, gewaltig wie Jugend, süſs</l><lb/><l>wie die Liebe,</l><lb/><l>Wollest dich, Heldin, erbarmen des rastlos schwär-</l><lb/><l>menden Jünglings</l><lb/></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
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Lieblich dem Jammermüden, in deinen Armen zu
schlummern.
Tugend, Tugend, der Gottheit Funke, Fackel
des Himmels!
Wehe mir, heilige Flamme, voran auf nächtlichem
Pfade,
Daſs nicht irre die täuschende Nacht den zweifeln-
den Wandrer.
Tugend, Tugend, der Menschheit Glorie, Lä-
cheln des Geistes,
Nieversiegender lauterer Quell der lautersten Freu-
den,
Einziges, was hienieden nicht Tand, noch Täu-
schung, noch Traum ist,
Einzige, deren Genuſs nicht Reue gebieret, noch
Ekel,
Einzig unabhängige Seligkeit, immer dir selbst
gleich,
Nimmer ändernd, und nimmer alternd, und nimmer
ermüdend,
Unaussingbare Würde des Geistes, Leben des Le-
bens,
Thätig wie Frühling, gewaltig wie Jugend, süſs
wie die Liebe,
Wollest dich, Heldin, erbarmen des rastlos schwär-
menden Jünglings
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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/70>, abgerufen am 23.07.2024.
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