Hader schlichtend, und Frieden gebietend, und Brüder versöhnend, Jene Schaaren durchwallst; wer bist du, Himmel- geborner? Rede, wer bist du! wer trittst du einher so trotzigen Schrittes? Sey mir gegrüsst in deinem Vermögen! Dich grüssen die Völker, Grader gerechter Sinn! Des Rechtes ewiger Eckstein! Goldner Pfeiler der himmlischen Ordnung! Schrecken des Drängers! Aber der Leidenden Hort, ein Schild der flüchten- den Unschuld.
Siehe, wie birget so blöde sich hinter dem schattenden Mayen, Wie so sittsam verhüllt, umrollt von fliessenden Locken, Feuernd die Wange von Scham, die Brust von Rosen umduftet, Liebenswürdig und allgeliebt die heilige Un- schuld! Ach, wie senkt sich ihr Blick vor jedem fremderen Anblick! Ach, wie erschrickt ihr Ohr vor jedem leisen Ge- flister!
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Hader schlichtend, und Frieden gebietend, und Brüder versöhnend, Jene Schaaren durchwallst; wer bist du, Himmel- geborner? Rede, wer bist du! wer trittst du einher so trotzigen Schrittes? Sey mir gegrüſst in deinem Vermögen! Dich grüſsen die Völker, Grader gerechter Sinn! Des Rechtes ewiger Eckstein! Goldner Pfeiler der himmlischen Ordnung! Schrecken des Drängers! Aber der Leidenden Hort, ein Schild der flüchten- den Unschuld.
Siehe, wie birget so blöde sich hinter dem schattenden Mayen, Wie so sittsam verhüllt, umrollt von flieſsenden Locken, Feuernd die Wange von Scham, die Brust von Rosen umduftet, Liebenswürdig und allgeliebt die heilige Un- schuld! Ach, wie senkt sich ihr Blick vor jedem fremderen Anblick! Ach, wie erschrickt ihr Ohr vor jedem leisen Ge- flister!
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Hader schlichtend, und Frieden gebietend, und
Brüder versöhnend,
Jene Schaaren durchwallst; wer bist du, Himmel-
geborner?
Rede, wer bist du! wer trittst du einher so
trotzigen Schrittes?
Sey mir gegrüſst in deinem Vermögen! Dich grüſsen
die Völker,
Grader gerechter Sinn! Des Rechtes ewiger
Eckstein!
Goldner Pfeiler der himmlischen Ordnung! Schrecken
des Drängers!
Aber der Leidenden Hort, ein Schild der flüchten-
den Unschuld.
Siehe, wie birget so blöde sich hinter dem
schattenden Mayen,
Wie so sittsam verhüllt, umrollt von flieſsenden
Locken,
Feuernd die Wange von Scham, die Brust von
Rosen umduftet,
Liebenswürdig und allgeliebt die heilige Un-
schuld!
Ach, wie senkt sich ihr Blick vor jedem fremderen
Anblick!
Ach, wie erschrickt ihr Ohr vor jedem leisen Ge-
flister!
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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/59>, abgerufen am 22.11.2024.
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