Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.Hymne an die Tugend. Dichten will ich ein Lied der unvergänglichen Tugend. Dichten will ich es heiss und kühn, dass, wer sie verkannte, Schnell aufspringe, die Hohe zu suchen, und wer sie errungen, An die Brust sie drücke mit voller Bräutigams- inbrunst. Tugend, Himmelgeborne, der Gottheit edelste Gabe, Labsal ewiger Geister, des Jünglings Sehnsucht, des Mannes Fernher strahlendes Ziel, des Greises theuer er- rungnes Höchstes Gut -- Vergönne du Göttliche, dass ich die Schwelle Deines Heiligthums schauernd beschreite, dass ich des Schleiers, Hymne an die Tugend. Dichten will ich ein Lied der unvergänglichen Tugend. Dichten will ich es heiſs und kühn, daſs, wer sie verkannte, Schnell aufspringe, die Hohe zu suchen, und wer sie errungen, An die Brust sie drücke mit voller Bräutigams- inbrunst. Tugend, Himmelgeborne, der Gottheit edelste Gabe, Labsal ewiger Geister, des Jünglings Sehnsucht, des Mannes Fernher strahlendes Ziel, des Greises theuer er- rungnes Höchstes Gut — Vergönne du Göttliche, daſs ich die Schwelle Deines Heiligthums schauernd beschreite, daſs ich des Schleiers, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0053" n="13"/> <div n="2"> <head>Hymne an die Tugend.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">D</hi>ichten will ich ein Lied der unvergänglichen</l><lb/> <l>Tugend.</l><lb/> <l>Dichten will ich es heiſs und kühn, daſs, wer</l><lb/> <l>sie verkannte,</l><lb/> <l>Schnell aufspringe, die Hohe zu suchen, und wer</l><lb/> <l>sie errungen,</l><lb/> <l>An die Brust sie drücke mit voller Bräutigams-</l><lb/> <l>inbrunst.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Tugend, Himmelgeborne, der Gottheit edelste</l><lb/> <l>Gabe,</l><lb/> <l>Labsal ewiger Geister, des Jünglings Sehnsucht,</l><lb/> <l>des Mannes</l><lb/> <l>Fernher strahlendes Ziel, des Greises theuer er-</l><lb/> <l>rungnes</l><lb/> <l>Höchstes Gut — Vergönne du Göttliche, daſs ich</l><lb/> <l>die Schwelle</l><lb/> <l>Deines Heiligthums schauernd beschreite, daſs ich</l><lb/> <l>des Schleiers,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [13/0053]
Hymne an die Tugend.
Dichten will ich ein Lied der unvergänglichen
Tugend.
Dichten will ich es heiſs und kühn, daſs, wer
sie verkannte,
Schnell aufspringe, die Hohe zu suchen, und wer
sie errungen,
An die Brust sie drücke mit voller Bräutigams-
inbrunst.
Tugend, Himmelgeborne, der Gottheit edelste
Gabe,
Labsal ewiger Geister, des Jünglings Sehnsucht,
des Mannes
Fernher strahlendes Ziel, des Greises theuer er-
rungnes
Höchstes Gut — Vergönne du Göttliche, daſs ich
die Schwelle
Deines Heiligthums schauernd beschreite, daſs ich
des Schleiers,
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