Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.Es trägt die Wesen alle, Es herzet zart und warm Die Sonnen-Staub' und Balle Ein grosser Vaterarm -- Verhüllter Unbekannter, Erhabner Ungenannter, Es ist das All der Welten Ein Kind in deinem Arm. Mag etwas wohl entfallen Des grossen Vaters Schooss? Mag wohl ins Nichts zerfallen Ein Blatt, ein Gras, ein Moos? Mag, ledig aller Schranke, Der göttliche Gedanke Zerflattern, wie die Leuchtung, Die durch das Dunkel schoss? Lasst dann den Keim verderben; Es bleibt der schönre Flor. Lasst doch die Larve sterben; Die Sylfe schlüpft hervor. Lasst, lasst das Herz verwesen; Gesundet und genesen Schwingt Psyche ihre Flügel, Und steigt verklärt empor! Es trägt die Wesen alle, Es herzet zart und warm Die Sonnen-Staub' und Balle Ein groſser Vaterarm — Verhüllter Unbekannter, Erhabner Ungenannter, Es ist das All der Welten Ein Kind in deinem Arm. Mag etwas wohl entfallen Des groſsen Vaters Schooſs? Mag wohl ins Nichts zerfallen Ein Blatt, ein Gras, ein Moos? Mag, ledig aller Schranke, Der göttliche Gedanke Zerflattern, wie die Leuchtung, Die durch das Dunkel schoſs? Laſst dann den Keim verderben; Es bleibt der schönre Flor. Laſst doch die Larve sterben; Die Sylfe schlüpft hervor. Laſst, laſst das Herz verwesen; Gesundet und genesen Schwingt Psyche ihre Flügel, Und steigt verklärt empor! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0051" n="11"/> <lg n="11"> <l>Es trägt die Wesen alle,</l><lb/> <l>Es herzet zart und warm</l><lb/> <l>Die Sonnen-Staub' und Balle</l><lb/> <l>Ein groſser Vaterarm —</l><lb/> <l>Verhüllter Unbekannter,</l><lb/> <l>Erhabner Ungenannter,</l><lb/> <l>Es ist das All der Welten</l><lb/> <l>Ein Kind in deinem Arm.</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>Mag etwas wohl entfallen</l><lb/> <l>Des groſsen Vaters Schooſs?</l><lb/> <l>Mag wohl ins Nichts zerfallen</l><lb/> <l>Ein Blatt, ein Gras, ein Moos?</l><lb/> <l>Mag, ledig aller Schranke,</l><lb/> <l>Der göttliche Gedanke</l><lb/> <l>Zerflattern, wie die Leuchtung,</l><lb/> <l>Die durch das Dunkel schoſs?</l> </lg><lb/> <lg n="13"> <l>Laſst dann den Keim verderben;</l><lb/> <l>Es bleibt der schönre Flor.</l><lb/> <l>Laſst doch die Larve sterben;</l><lb/> <l>Die Sylfe schlüpft hervor.</l><lb/> <l>Laſst, laſst das Herz verwesen;</l><lb/> <l>Gesundet und genesen</l><lb/> <l>Schwingt Psyche ihre Flügel,</l><lb/> <l>Und steigt verklärt empor!</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [11/0051]
Es trägt die Wesen alle,
Es herzet zart und warm
Die Sonnen-Staub' und Balle
Ein groſser Vaterarm —
Verhüllter Unbekannter,
Erhabner Ungenannter,
Es ist das All der Welten
Ein Kind in deinem Arm.
Mag etwas wohl entfallen
Des groſsen Vaters Schooſs?
Mag wohl ins Nichts zerfallen
Ein Blatt, ein Gras, ein Moos?
Mag, ledig aller Schranke,
Der göttliche Gedanke
Zerflattern, wie die Leuchtung,
Die durch das Dunkel schoſs?
Laſst dann den Keim verderben;
Es bleibt der schönre Flor.
Laſst doch die Larve sterben;
Die Sylfe schlüpft hervor.
Laſst, laſst das Herz verwesen;
Gesundet und genesen
Schwingt Psyche ihre Flügel,
Und steigt verklärt empor!
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