Günstling des Himmels und Liebling der Erde und Schutzgeist der Menschheit -- Sey uns, Hehre, gegrüsst, und sey uns gnädig, du Milde; Öffne, Göttin, das blinzelnde Auge, die wegernden Ohren, Jenes der lieblichen Form, und diese dem zaubern- den Wohllaut; Stimme die Dissonanzen im Busen zu lauterem Ein- klang, Schmelze das störrige Herz in thränenträufelnde Wehmuth, Stähle die Sehne des trägen Betrachters zu freudiger Thatkraft, Löse die Fessel des Stoffs vom wunden Nacken des Rohen, Reiss' aus der Former frostigem Arm den lauen Beschauer, Führ' an des Triebes schwellende Brust den ernsten Gedanken, In die Arme der Pflicht die leicht verlockende Neigung -- Löse, Göttin, mit leisem Finger, den Knoten der Menschheit, Steigre zum Menschen das Thier, und adle zum Dämon den Menschen.
Günstling des Himmels und Liebling der Erde und Schutzgeist der Menschheit — Sey uns, Hehre, gegrüſst, und sey uns gnädig, du Milde; Öffne, Göttin, das blinzelnde Auge, die wegernden Ohren, Jenes der lieblichen Form, und diese dem zaubern- den Wohllaut; Stimme die Dissonanzen im Busen zu lauterem Ein- klang, Schmelze das störrige Herz in thränenträufelnde Wehmuth, Stähle die Sehne des trägen Betrachters zu freudiger Thatkraft, Löse die Fessel des Stoffs vom wunden Nacken des Rohen, Reiſs' aus der Former frostigem Arm den lauen Beschauer, Führ' an des Triebes schwellende Brust den ernsten Gedanken, In die Arme der Pflicht die leicht verlockende Neigung — Löse, Göttin, mit leisem Finger, den Knoten der Menschheit, Steigre zum Menschen das Thier, und adle zum Dämon den Menschen.
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Günstling des Himmels und Liebling der Erde und
Schutzgeist der Menschheit —
Sey uns, Hehre, gegrüſst, und sey uns gnädig,
du Milde;
Öffne, Göttin, das blinzelnde Auge, die wegernden
Ohren,
Jenes der lieblichen Form, und diese dem zaubern-
den Wohllaut;
Stimme die Dissonanzen im Busen zu lauterem Ein-
klang,
Schmelze das störrige Herz in thränenträufelnde
Wehmuth,
Stähle die Sehne des trägen Betrachters zu freudiger
Thatkraft,
Löse die Fessel des Stoffs vom wunden Nacken
des Rohen,
Reiſs' aus der Former frostigem Arm den lauen
Beschauer,
Führ' an des Triebes schwellende Brust den ernsten
Gedanken,
In die Arme der Pflicht die leicht verlockende
Neigung —
Löse, Göttin, mit leisem Finger, den Knoten der
Menschheit,
Steigre zum Menschen das Thier, und adle zum
Dämon den Menschen.
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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/46>, abgerufen am 22.11.2024.
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