Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.Deiner Verzweifelung Schrey die Seel'? Ich liebe Die Tugend. Warum raufst du dein Haar, und ringest dieHände, Verzagter? Kannst du tilgen die Schrift, geschrieben mit gol- denem Griffel In die demantene Schicksalstafel? Kannst du Orion Deiner Verzweifelung Schrey die Seel'? Ich liebe Die Tugend. Warum raufst du dein Haar, und ringest dieHände, Verzagter? Kannst du tilgen die Schrift, geschrieben mit gol- denem Griffel In die demantene Schicksalstafel? Kannst du Orion <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="2"> <pb facs="#f0422" n="376"/> <l>Deiner Verzweifelung Schrey die Seel'? Ich liebe</l><lb/> <l>dich zärtlich.</l><lb/> <l>Wie die Vermählte den Tag nach der heiſsen berau-</l><lb/> <l>schenden Brautnacht</l><lb/> <l>Ihren nun ganz Umfangenen leibt, so lieb' ich dich,</l><lb/> <l>Trauter.</l><lb/> <l>Denn du hast mir, berauscht von Genüssen am Busen gelegen</l><lb/> <l>Monden und Jahre lang. Nun ruft das herrische</l><lb/> <l>Schicksal.</l><lb/> <l>Ach, was haschest, was fassest du flehend den</l><lb/> <l>fliegenden Zipfel</l><lb/> <l>Meines Gewandes? Mich ruft das unwiderrufliche</l><lb/> <l>Schicksal.</l><lb/> <l>Wehe! schon fühl' ich die mächtigen Arme mich</l><lb/> <l>rings umschlingend.</l><lb/> <l>Wehe! Weh! es reiſst mich hinweg. Fahr wohl,</l><lb/> <l>mein Geliebter!</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <head><hi rendition="#g">Die Tugend</hi>.</head><lb/> <l>Warum raufst du dein Haar, und ringest die</l><lb/> <l>Hände, Verzagter?</l><lb/> <l>Kannst du tilgen die Schrift, geschrieben mit gol-</l><lb/> <l>denem Griffel</l><lb/> <l>In die demantene Schicksalstafel? Kannst du</l><lb/> <l>Orion</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [376/0422]
Deiner Verzweifelung Schrey die Seel'? Ich liebe
dich zärtlich.
Wie die Vermählte den Tag nach der heiſsen berau-
schenden Brautnacht
Ihren nun ganz Umfangenen leibt, so lieb' ich dich,
Trauter.
Denn du hast mir, berauscht von Genüssen am Busen gelegen
Monden und Jahre lang. Nun ruft das herrische
Schicksal.
Ach, was haschest, was fassest du flehend den
fliegenden Zipfel
Meines Gewandes? Mich ruft das unwiderrufliche
Schicksal.
Wehe! schon fühl' ich die mächtigen Arme mich
rings umschlingend.
Wehe! Weh! es reiſst mich hinweg. Fahr wohl,
mein Geliebter!
Die Tugend.
Warum raufst du dein Haar, und ringest die
Hände, Verzagter?
Kannst du tilgen die Schrift, geschrieben mit gol-
denem Griffel
In die demantene Schicksalstafel? Kannst du
Orion
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